Wenn aus einer vorhandenen großen Menge weniger wird bei gestiegenem Mehrwert, und dabei alle Beteiligten zufrieden sind, muss es sich um ein besonderes Produkt handeln. Einen solchen Erfolg darf sich die im November 2016 abgeschlossene Waldflurbereinigung der Gemeinde Greußenheim auf die Fahnen schreiben. Identische Voraussetzungen und Zielsetzungen sind auch in der Nachbargemeinde Leinach seit langem vorhanden. Zu einer informativen Waldbegehung trafen sich deshalb Gemeinderat und Interessenten einer solchen Maßnahme aus Leinach mit den zuständigen Verantwortlichen vor Ort zum Erfahrungsaustausch.
Die Waldbewirtschaftung im Leinachtal gilt ihrer Vielfalt wegen bayernweit als beispielhaft. Dieses Lob zollte jüngst erst bei einer Waldbegehung der Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ludwig Angerer, den Gemeindevertretern. Dennoch richtet sich der Blick etwas neidvoll von Leinach über ihre Gemarkungsgrenze hinweg nach Greußenheim.
Was die Gemeinde Leinach schon im Jahr 2006 gegenüber dem Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) beantragte, ist in der Nachbargemeinde Greußenheim seit gut eineinhalb Jahren mit der abgeschlossenen Waldflurbereinigung realisiert.
Eine weitere Aufwertung ihres Gemeinde- und Privatwald durch eine Sammeldurchforstung und Bereinigung unklarer Grenzverläufe möchte auch die Gemeinde Leinach. Der entsprechende Antrag „hängt“ jedoch nach Aussage von Bürgermeister Uwe Klüpfel (CFW) beim ALE nach wie vor in der „Warteschleife“.
In der „Warteschleife“
Von Leinachs Gesamtwaldbestand von 838 Hektar befinden sich rund 270 Hektar im Privatbesitz. Allerdings in meist noch kleineren Parzellen als es in Greußenheim war. „Leider hat sich seit der Antragstellung nichts bewegt. Zwölf Jahre nach der Antragstellung gibt es seitens des ALE noch immer keinerlei Signal zu dem Vorhaben“, bedauert Bürgermeister Uwe Klüpfel. Und obwohl es für die Waldflurbereinigung in Greußenheim von der Antragstellung im Jahr 1996 bis zum Abschluss im November 2016 zwei Jahrzehnte dauerte, fördern die dortigen positiven Erfahrungen die Ungeduld im Leinachtal.
Ausgangspunkt für die Waldflurbereinigung in Greußenheim waren 4600 Grundstücke bei 720 Besitzständen auf etwa 400 Hektar Privatwald, erläuterte Karl Lother, Vorstandsmitglied der zur Durchführung gegründeten Teilnehmergemeinschaft. In eine Wertschätzung der jeweiligen Flächen durch einen externen Sachverständigen unter Berücksichtigung von drei Preiskategorien flossen als Kriterien der vorhandene Bestand, der Bodenwert und die jeweilige Lage ein. Daran anschließend wurde der Holzeinschlag für die Dauer von fünf Jahren allgemein gestoppt bis zum Ende der Flächenbereinigung. Aus dem entstandenen großen „Puzzle“ der Einlageflächen erfolgte durch das ALE auf Basis des Bodenwerts eine wertgleiche Abfindung, um es wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen. Vorteil dabei war laut Lother auch eine „beiläufige“ Grundbuchbereinigung.
Wertgleiche Abfindungen
Bei Wunschterminen konnten die Eigentümer ihre Ansprüche zur künftigen Anordnung ihrer Flächen äußern. „Am Ende blieben von 4600 eingelegten kleinen Grundstücken lediglich 470 Grundstücke von 294 Eigentümern, die mit rund 3000 Grenzsteinen neu vermarkt wurden“, berichtete der örtliche Obmann der Feldgeschworenen, Rudi Dürr. Für die „Siebener“ vor Ort bedeutete die Ausmarkung in Zusammenarbeit mit dem ALE und dem Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung eine Mammut-Aufgabe. Als weitere „Begleiterscheinung“ verwies Dürr darüber hinaus auf den mit integrierten Wegebau für eine optimale Bewirtschaftung der neu entstandenen Grundstücke.
Nur 4,2 Prozent Flächenabzug
Entgegen vorheriger Befürchtungen und Prognosen seien dafür lediglich 4,2 Prozent Flächenabzug angefallen, betonte Dürr. „Einen äußerst homogenen und beispielhaften Verlauf der Waldflurbereinigung unter allen Beteiligten“ bestätigten auch der zuständige Revierförster Wolfgang Fricker und Forstamt-Bereichsleiter Ludwig Angerer.
Als Tenor des Erfahrungsaustausches möchten die Privatwaldbesitzer und Verantwortlichen der Gemeinde Leinach beim ALE auf Bearbeitung und Fortgang des Antrags zu einer Waldflurbereinigung aus dem Jahr 2006 drängen. Man werde sich hierbei auch nicht scheuen, direkten Kontakt aufzunehmen mit Abgeordneten aus dem Landtag oder direkt mit den zuständigen Ministerien in München, äußerten die Teilnehmer Entschlossenheit.