Der goldene Steinkranz umfasst silberne Eier. Erdfarbene Plättchen legen den Weg übers schwarze Tischtuch. Ringsum in den Geschossbauten verfolgen Grombühlerinnen und Grombühler das beste Samstagabendfernsehprogramm. Aber: Hinter den leuchtkastenhaften Fensterscheiben einer ehemaligen Bäckerei sitzen an einem langen Tisch Leute, die vor allem zweierlei miteinander gemeinsam haben: ihr ernsthaft fortgeschrittenes Erwachsenenalter und den Umstand, dass sie mit Hingabe Steinchenspiele betreiben: Sie legen rundgewaschene Kiesel aneinander, stützen sie ab, türmen sie auf.
Was in sie gefahren ist, erklärt sich durch die Anwesenheit von Clown Batschu. Unter seinem bürgerlichen Namen Peter Baumann hat er sich den Ateliergästen vorgestellt, um gleich in eine andere Rolle zu schlüpfen: „Ich bin der Steineflüsterer.“
Vagabundierendes Riesenkiesel
Geflüstert, gerufen, getobt und gesungen hat er von dem beispielhaften Schicksal eines vagabundierenden Riesenkiesels und eines Sandkorns. Das sensibilisierte die Besucher für das Phänomen Stein. Deswegen waren sie nur zu gern bereit, Baumanns Mitbringsel – drei Eimer Flusskiesel – als Baukasten zu verwenden.
Die Gastgeberin Martina Jäger gibt hier sonst künstlerische Workshops, die oft ebenfalls in die Steinzeit führen. Die Teilnehmer gehen den Fragen der Höhlenmalerei nach, kommen ins Philosophieren und Psychologisieren.
An den Januarwochenenden stehen Jägers Aktivitäten noch direkter im Zeichen des Steinmaterials. Zu der Performance mit aktiver Selbstbeteiligung drängt sich mehr als ein Dutzend Gäste in dem kleinen Raum. Da Jäger und Baumann häufig mit Schulen kooperieren, können sie außer ästhetisch interessierten Menschen auch Pädagogen und den Pfarrer der nahegelegenen Josefskirche, Josef Treutlein begrüßen.
Im Sommer in den Steinberg
Zweimal im Jahr sollen solche offenen Steinbegegnungen an mehreren Wochenenden hintereinander künftig stattfinden und Netzwerke zwischen Ähnlichgesinnten knüpfen. Im Sommer geht's natürlich raus, in die Parks und – laut Jäger „nur einen Steinwurf entfernt“ – in den Steinberg.
Kennengelernt haben sich Martina Jäger und der Sammler Peter Baumann etwas oberhalb der Steinheilstraße. Dem Clown fiel die steinreiche Dekoration von Jägers Atelierfenster auf und er betrat den Laden. Dort schwärmte ihm die Designerin von einem phantastischen Steingarten vor, den sie kürzlich bei Theilheim entdeckt habe. Da Frau Jägers Worte mitunter schwer zu bremsen sind, konnte sie sich eine ganze Weile lang begeistern, bis ihr Gast gestand, er selber habe die Skulpturenfläche in den Weinbergen angelegt.
Kunstforum, Schiestlstraße 5, Internet: www.martina-jaeger.com