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WÜRZBURG: Gespendeter Kaffee mit Startschwierigkeiten

WÜRZBURG

Gespendeter Kaffee mit Startschwierigkeiten

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    Kaffee.Plus entwickelt sich langsam: Inhaberin Gretel Vogt vor der Spendentafel im Petit Café.
    Kaffee.Plus entwickelt sich langsam: Inhaberin Gretel Vogt vor der Spendentafel im Petit Café. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    Sie hängen an der Tür, hinter der Bar, an Säulen oder direkt neben der Kuchentheke – die dunklen Schiefertafeln mit dem Aufschrieb „Kaffee.Plus“. Die drei Studenten Ronja Hemm, Hannes Kaske und Stefanie Fiedler haben sie vor einem Monat an Würzburger Cafés verteilt und damit ihr Uni-Projekt gestartet. Seither kann jeder Würzburger beim Cafébesuch einen Cappuccino, ein Panino oder ein Stück Gebäck mehr bezahlen und es für einen Fremden aufschreiben lassen. Von dem kostenlosen Extra sollen dann Bedürftige profitieren. Doch auf diese warten einige Gastronomen bislang vergeblich.

    „Ich denke, dass sich viele nicht trauen“, sagt Gretel Vogt und deutet auf ihre Tafel. Knapp 50 Spenden für Kaffee, Espresso, Cappuccino, Milchkaffee oder Kuchen stehen auf der Liste ihres „Petit Café“. Viele Gäste des nahegelegenen Hotels Maritim hätten bei ihrem Besuch doppelt gezahlt, auch Würzburger Kunden. „Die Spendenbereitschaft ist echt der Wahnsinn“, schwärmt die Cafébetreiberin. Nicht so glücklich sei sie dagegen mit der Nachfrage, denn bislang seien nur wenige Obdachlose zu ihr gekommen, um ein kostenloses Getränk zu trinken. „Vielleicht sollte man es mit Chips oder Bons versuchen, die man an der Kasse abgibt“, schlägt Vogt vor.

    Dann sei die Hemmschwelle, nach einem Kaffee.Plus zu fragen, nicht ganz so hoch. Auch für andere Zielgruppen: „Ich würde mich freuen, wenn auch junge Mütter, die nicht so viel Geld haben, das Angebot nutzen würden.“

    Bis zu dreimal am Tag nutzen derweil einige Bedürftige den Extra-Kaffee in der „Bäckerei Köhler“. Hier zieren Kassenbons die Schiefertafel, gezahlt werden Kuchen, Brötchen und Heißgetränke. „Es ist zäh angelaufen, aber mittlerweile klappt es ganz gut“, sagt Verkäuferin Veronika Pfeifer. Manch ein Gast zahle sogar, ohne selbst etwas zu trinken. „Unsere Kunden spenden mit Begeisterung“, fasst sie zusammen. Genutzt werde das Angebot auch hier hauptsächlich von Obdachlosen und Bettlern. Nicht immer ohne Diskussion: „Manche wollten auch das Geld ausbezahlt bekommen, aber das machen wir natürlich nicht“. Auch gebe man keine Getränke zum Mitnehmen, denn das widerspreche dem Gedanken des Projekts.

    „Wir gehen auf Obdachlose zu“

    Für den Gedanken werben, will man derweil im „Café Wunschlos glücklich“. Denn auch dort ist die Tafel gut gefüllt: „Es ist eine tolle Aktion, wir wollen sie gern noch größer machen“, sagt Ben Radler. Hauptsächlich ältere Würzburger spenden hier einen Chai-Latte oder Cappuccino – nur sehr wenige kommen auf das Angebot zurück. Ein Fakt, dem Radler entgegenwirken will: „Wir gehen persönlich zu Obdachlosen hin, stellen ihnen das Projekt vor und laden sie in unser Café ein“, erzählt er. Dadurch hoffe man auf mehr Balance zwischen Gebern und Nehmern.

    Im „Café Journal“ hat man in den ersten Wochen derweil auch schon schwierige Situationen erlebt. „Ein junger Mann ist acht Tage hintereinander gekommen und hat sich immer ein Kaffee zum Mitnehmen geholt“, schildert Gastronom Hermann Ströbel einen Fall. Er habe ihm jedes Mal das Gratisgetränk gegeben, ihn aber letztendlich darauf hingewiesen, dass das Angebot für viele Menschen gelte.

    Dennoch, so fügt Stöbel hinzu, schenke er jedem, der nachfragt, ein kostenloses Getränk ein. Schließlich sehe das die Aktion ja vor. Und, so resümiert er: „Es kann nicht unsere Aufgabe sein, das zu kontrollieren.“ Unterstützen wolle das „Café Journal“ das Projekt aber in jedem Fall weiterhin.

    Geduld ist nötig

    „Es braucht vermutlich einfach noch eine gewisse Zeit“, meint Michael Martinelli vom gleichnamigen Café in der Semmelstraße. Er kenne das Projekt aus Italien, wo es den caffe sospeso, den „aufgeschobenen Kaffee“, bereits seit über hundert Jahren gibt. Zu ihm, so erzählt der Barista, kämen größtenteils Asylbewerber, die von Ehrenamtlichen von dem Projekt gehört haben. Manche von ihnen auch jede Woche, aber dennoch überwiegen wie in den anderen mittlerweile 15 teilnehmenden Cafés die Spenden. „Ich habe schon etliche Cappuccini rausgegeben“, resümiert Martinelli, „aber es ist noch viel Luft nach oben“.

    Das sehen auch die Initiatoren so. „Wir haben schon mit diesen Anfangsschwierigkeiten gerechnet, da es natürlich etwas dauert, bis sich ein neues Konzept einbürgert“, sagt Ronja Hemm. Die drei Studenten seien aber sehr zuversichtlich, dass immer mehr Bedürftige das Angebot annehmen werden. „Kaffee.Plus ist wirklich für jeden, der das Kleingeld zusammenhalten muss“, betont Hemm immer wieder, „dazu kann ein Rentner genauso zählen wie eine alleinerziehende Mutter, ein Azubi genauso wie ein Asylbewerber.“

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