Gleich zwei Großprojekte, die die Marktgemeinde Rimpar seit Jahren beschäftigen, sind ins Trudeln geraten: Weder das Ärztehaus noch ein neues Seniorenzentrum kommen derzeit so recht von der Stelle.
Grund sind die aktuellen Krisen, die bis auf die lokale Ebenen ausstrahlen, wie Bürgermeister Bernhard Weidner gegenüber dieser Redaktion bestätigt. "Die Unsicherheiten am Zinsmarkt und beim Gebäudeenergiegesetz erschweren die Kalkulation ungemein", stellt er fest. In beiden Fällen würden jedoch Gespräche mit Investoren geführt. Auf diese Geldgeber ist die finanzschwache Marktgemeinde angewiesen. Beide Projekte werden laut Weidner weiterverfolgt.
Zwei Baulücken im Ortsbild weisen deutlich darauf hin, dass die Marktgemeinde auf den Flächen anderes vorhatte. An der Niederhofer Straße bietet sich seit Jahren freier Blick auf das Schloss. Das Gelände dient als notdürftig hergerichteter Schotterparkplatz. Eigentlich hätte hier schon längst ein mehrstöckiges Ärztehaus samt Physiotherapiepraxis entstehen sollen. Noch im Sommer 2019 gab es aus dem Rathaus einen Hinweis auf den bevorstehenden Baubeginn.
Das geplante Ärztehaus ist wohl vom Tisch
Die Finanzierung über einen Kredit hat sich jedoch schon damals zerschlagen. Auch Investoren waren von dem Projekt nicht zu überzeugen. Letzte bekannt gewordene Handlung war im Juni 2022 die baurechtliche Umwidmung von einem reinen Ärztehaus in ein Geschäftshaus. Dieses soll neben einer Praxis nun auch Läden Raum bieten. Seit kurzem sind selbst auf der Internetseite keinerlei Hinweise mehr auf einen geplanten Bau zu entdecken.

Auch am neuen Kindergarten Bachgasse öffnet sich dem Betrachter eine ungenutzte Brache. Ursprünglich sollte hier ein Seniorenzentrum des Landkreises entstehen. Mit dem auch finanziell begründeten Rückzieher des Kommunalunternehmens hatten sich die Pläne jedoch zerschlagen. Nun ist die Gemeinde offenkundig auf der Suche nach einer anderen geeigneten Fläche.
Es gibt Gerüchte, dass die Gemeinde die Sportplätze Neue Siedlung in den Blick genommen hat. Auch sollen Grundstücksverhandlungen in Maidbronn geführt worden sein, um dort ersatzweise neue Sportanlagen zu errichten. Tatsächlich würden die zentral gelegenen Flächen einem Befreiungsschlag für die beengten Verhältnisse im Pleichachtal gleichkommen. Der Bürgermeister wollte sich dazu nicht äußern.
Die Seniorenhilfe wird künftig noch wichtiger werden
Bedarf für ein modernes Ärztehaus wie für ein stationäre Senioreneinrichtung ist vorhanden. Dies hat ein Workshop gezeigt, zu dem die Gemeinde im vergangenen Jahr eingeladen hatte. Den Bedarf hat das damals vorgestellte, überarbeitete "Seniorenpolitische Gesamtkonzept" des Landkreises bestätigt. Das Konzept geht davon aus, dass 2038 knapp 30 Prozent der Einwohner über 65 Jahre alt sein werden, 224 sollen an Demenz leiden und 740 unter einer starken Behinderung.
Ein Punkt war den Teilnehmern denn auch besonders wichtig: ein Seniorenzentrum, das eine Kurzzeit- und Verhinderungspflege bietet. "Wir haben verschiedene Themen in der Seniorenhilfe, die nach und nach angegangen werden müssen", fasste der Bürgermeister das Ergebnis zusammen.

Immerhin ist aktuell die hausärztliche Versorgung gewährleistet und erreicht im Durchschnitt des Landkreises einen guten, überdurchschnittlichen Wert. Die Ärzte, die zuletzt in Ruhestand gegangen sind, hätten eine Nachfolger gefunden. Auch existiert bereits eine Tagespflege, und das Kommunalunternehmen hat Am Schulzenbrunnen Plätze für ambulant betreutes Service-Wohnen eingerichtet.
Einen herben Schlag für eine seniorenfreundliche Gemeinde der kurzen Wege bedeutet das Ende der Bäckerei Nöth in der Ortsmitte. Die Traditionsbäckerei und das angeschlossene Café sind seit einigen Wochen geschlossen, die Verkaufsräume bereits leer geräumt.