Ein riesiger Bohrer treibt Löcher in den den Boden des ehemaligen Gartens des altehrwürdigen Franziskaner-Klosters. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm und mächtigen Erschütterungen geht diese Arbeit einher. Was passiert dort gerade auf dem historischen Feld?
Areal im Umbruch
Das ganze Areal steht vor einem kompletten Umbruch: Das Kloster selbst wird für 7,3 Millionen Euro saniert und auf die Neuzeit umgestellt. Und Rebstock-Chef Christoph Unckell baut im Klosterhof, also in der direkten Nachbarschaft zu seinem Hotel, ein Vier-Sterne-Plus-Bettenhaus mit 55 Zimmern.
Hausherr Bruder Steffen Behr von den Franziskanern weiß natürlich, was auf dem Gelände gerade passiert. Er koordiniert für den Orden die Sanierung des Klosters.
Pfahlwand schützt Denkmalmauer
Der Riesenbohrer schafft die Voraussetzungen für eine Pfahlwand, die hinter der historischen Mauer im Boden verankert wird. Sie hat zwei Funktionen: Zum einen soll sie den Archäologen mehr Schutz bieten, damit diese ohne Gefahr in tiefere Schichten vorstoßen können auf der Suche nach wertvollen Funden aus der Vergangenheit. Denn die Grabarbeiten dauern noch an, erläutert Steffen Behr.
Zum anderen soll die Pfahlwand die alte denkmalgeschützte Mauer zusätzlich absichern, wenn die Tiefgarage und das Hotel gebaut werden. Schließlich darf sie ja nicht einstürzen.
Zweistöckige Tiefgarage
Zum Hotel gehört nämlich auch eine zweistöckige Tiefgarage mit 49 Stellplätzen. Die Gäste erreichen ihre Parkplätze über eine Zufahrt in der Klostermauer von der Franziskanergasse aus. Die Lücke in der Mauer ist schon seit einiger Zeit zu sehen.
Den Bauantrag für seinen Lebenstraum, so seine Worte, stellte der Hotelier bei der Stadt im April. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause will sich der Stadtrat nach seinen Informationen mit dem Projekt befassen. Schon vorher hatte sich die Stadtbildkommissionäußerst lobend über den 3,5 stöckigen Bau mit Flachdach geäußert.
Unckell will das Bettenhaus nahe der Klostermauer neben der Neubaustraße errichten. Dazu gehört auch ein Seminarraum. Die Gäste des neuen Hauses werden ihre Zimmer über einen unterirdischen Gang vom Hotel Rebstock aus erreichen.
Überraschungen aus Würzburgs Frühzeit
Im Mai waren die Archäologen im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege angerückt und hatten bei ihren Grabungen äußerst interessante Stücke aus der Würzburger Frühgeschichte entdeckt. Unter anderem sicherten die Grabungsexperten 15 vollständig erhaltene Tongefäße aus dem 13. Jahrhundert. Eine große Überraschung, wie Denkmalpfleger Matthias Merkl versicherte.
Und so geht es laut Unckell mit dem Bau des Bettenhauses weiter: Wenn die Archäologen ihren Job gemacht haben, das könnte Ende September sein, rücken die Bagger an und heben die Baugrube aus. Dann wird die Bodenplatte für die Tiefgarage in etwa sechs bis acht Metern Tiefe zum Niveau des Klosterhofes erstellt. Dass er für die Tiefgarage durch massiven Fels muss, weiß der Hotelier.
Erste Gäste 2019
Als nächstes käme der Rohbau für das Bettenhaus. Und wenn alles glatt läuft, können die ersten Gäste im Frühjahr 2019 einziehen, hofft der Bauherr.
Die Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten schrumpft in Würzburg. Derzeit leben noch 18 Ordensleute hinter den Klostermauern. Und daher baut der Orden zeitgemäß um. Die Voraussetzungen für eine kleinere Wohngemeinschaft werden geschaffen. Und so wird alles erneuert, wie auch die komplette Haustechnik, die aus den Jahren des Wiederaufbaus stammt. Und ein moderner Brandschutz ist heute ebenfalls Pflicht.
Neue Klosterzimmer im März
Die Kosten liegen laut Steffen Behr im Planungsrahmen, der Zeitplan auch. Wer den Orden dabei finanziell unterstützen möchte, kann sich an der Klosterpforte melden. Das Dachgeschoss ist schon sehr weit, im zweiten Obergeschoss arbeiten die Trockenbauer. Anfang März, so die Hoffnung von Steffen Behr, könnten die Brüder in ihre neuen Zimmer einziehen.
Um ihren Gebäudekomplex auch auf Dauer unterhalten zu können, sind einige Flächen untervermietet. So sind in den Gebäudeteilen entlang der Franziskanergasse ein Don- Bosco-Wohnheim und Flächen für das Stadtarchiv untergebracht. Im angrenzenden ehemaligen Seminar St. Valentin, das ebenfalls dem Orden gehört, gibt es als Mieter die soziale Einrichtung St. Egidio, eine Zahnarztpraxis, die Main-Post und ein Lager für eine Buchhandlung. Und zusätzlich wird dort auch noch eine Massageschule einziehen.