Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Unterfranken blickt mit großer Sorge auf das Kindergartenjahr, das im September beginnt. In Bayern fehlen laut Familienministerium in den kommenden fünf Jahren in Kitas, Krippen und Horten knapp 30.000 Kinderpfleger, Erzieher und weiteres pädagogisches Personal. "Die Auswirkungen erreichen nach den Städten nun auch das Land", sagt der stellvertretende GEW-Bezirksvorsitzende Jörg Nellen.
Erkranktes Personal müsse vertreten werden, was zu Belastungen durch Überstunden führt. Ein Freizeitausgleich sei dann "oft nicht drin". Und der Personalmarkt sei leergefegt, so Nellen. Träger entsprechender Betreuungseinrichtungen in Unterfranken bestätigen die schwierige Lage gegenüber der Redaktion. Es herrsche Personalmangel - sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, so eine Sprecherin der Caritas in Unterfranken. Man rechne damit, dass das Problem noch weiter zunehme.
"Es ist schwierig, geeignetes Personal zu finden."
Alexandra von Bassen von der AWO Unterfranken
Der Personalmangel verschärfe sich immer mehr, sagt auch Alexandra von Bassen, Bereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie bei der AWO Unterfranken. "Das Problem ist bei uns angekommen. Es ist schwierig geeignetes Personal zu finden." Abhilfe sollen laut GEW inhaltlich teils deutlich reduzierte Weiterbildungsmodelle sowie Quereinsteiger schaffen. "Qualifikation findet man aber nicht auf der Straße", sagt Nellen.
Die GEW stellt Forderungen
Zudem, so der GEW-Funktionär, stünden die Kinder "im Zentrum eines komplexen Geflechts von finanziellen Zuständigkeiten, ineffektiven Notmaßnahmen, Mangel und Stress". So habe der Bund auf Drängen von Wirtschaftsverbänden durch den Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem ersten Lebensjahr "einen Nachfrageboom ausgelöst", ohne dass genügend Personal dafür zur Verfügung steht. Mit einem Teil der insgesamt zu geringen Mittel des Gute-Kita-Gesetzes seien in Bayern nun aber Elternbeiträge gesenkt worden, statt in Qualität zu investieren. "Das erhöht den Druck auf das Personal noch, denn vermehrt buchen Eltern nun längere Zeiten."
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Unter anderem fordert die GEW Unterfranken, Erzieher wie Grundschullehrkräfte zu bezahlen. Etwa 2500 Euro für 39 Wochenstunden seien nicht attraktiv - besonders im Vergleich mit den Gehältern in typischen Männerberufen. Im Berufsfeld Kinderbetreuung ist Bayern mit einem Männeranteil von 2,9 Prozent bundesweit Schlusslicht. Eine weitere Forderung der GEW ist ein "fairer Personalschlüssel". Der sieht nach den Vorstellungen so aus: pro Fachkraft zwei Kinder unter einem Jahr, drei Kinder zwischen eins und drei, acht Kinder zwischen drei und fünf oder zehn Kinder ab sechs Jahren.