Einen Kita-Platz zu finden, ist nicht immer einfach. Und richtig kompliziert wird es für Eltern, die im Schichtdienst arbeiten. Wer kümmert sich um die Kinder morgens um fünf, abends um zehn oder am Wochenende? "Früher haben Oma und Opa geholfen, jedoch beobachten wir, dass es diese Strukturen im städtischen Raum immer weniger gibt", sagt Monika Kraft, Leiterin der Kindertagesbetreuung beim Jugend-, Familien- und Sozialreferat der Stadt Würzburg. Helfen soll nun ein Modellprojekt mit dem Namen "Flexi24".
Tageseltern werden vom Rathaus vermittelt

Es steht für die flexible Kindertagespflege zu Hause bei den Kindern und Familien. Die Stadt setzt dabei auf private Kinderbetreuer, die vom Rathaus vermittelt werden. Siesollen so die Lücke zwischen Betreuungsbedarf und Kita-Angebot schließen. Dabei gehe es nicht darum, ein Angebot parallel zum Kita-Betrieb zu schaffen, sondern dann zu unterstützen, wenn die Kita beispielsweise geschlossen oder noch gar nicht geöffnet hat.
In Bayern ist dieses Projekt laut Stadt einmalig. Ein ähnliches Modell gebe es lediglich vom Berliner Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV), mit dem die Stadt Würzburg aktuell aber nicht in Kontakt stehe.
In der Planungsphase haben die Verantwortlichen im Rathaus erst überlegt, ob sie eine eigene Kindertageseinrichtung schaffen, wie Sozialreferentin Hülya Düber bei einem Pressetermin erklärte. "Davon sind wir aber weggekommen, da wir ein flexibleres Angebot für Eltern in allen Stadtteilen schaffen wollen", sagte sie.
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Der Vorteil des Modellprojekts: Die Betreuer kommen zu den Familien nach Hause und die Kinder werden in ihrer vertrauten Umgebung betreut. Sie könnten morgens vor der Frühschicht das Kind beispielsweise in die Kita bringen, in Spätdienstzeiten von dort auch wieder abholen und die Kleinen so lange betreuen, bis das Elternteil wieder zurück ist.Bei Bedarf können die sogenannten Kinderfrauen auch übernachten. Für den Einsatz werden sie im Vorfeld von der Stadt mit einem Einführungsseminar und einem Erste-Hilfe-Kurs geschult und über die Stadt auch bezahlt. Sie arbeiten auf selbstständiger Basis und bekommen zehn Euro pro Stunde. Für jedes Geschwisterkind gibt es zusätzlich je 2,50 Euro.
60 000 Euro sind dafür im aktuellen Haushalt der Stadt eingeplant. Das Geld steht komplett zur Bezahlung der Betreuungspersonen zur Verfügung, wie Monika Kraft vom städtischen Sozialreferat erklärt. Das bedeutet, dass etwa 400 Stunden im Monat für die Familien geleistet werden können. Je nachdem, wie viel Bedarf die Familie im Einzelfall hat, können so zwischen 10 und 15 Familien monatlich betreut werden. Einkommensschwache Eltern werden von der Stadt finanziell gefördert, um das Angebot auch in Anspruch nehmen zu können.
"Mit dem Modell bilden wir die Großfamilie nach."
Monika Kraft, Sozialreferat der Stadt Würzburg
"Mit dem Modell bilden wir die Großfamilie nach", sagt Kraft. Vor allem Alleinerziehende und Eltern im Schichtbetrieb möchte sie mit dem Projekt ansprechen. Zusätzlich möchte die Stadt das Projekt auch bei Personalverantwortlichen von Unternehmen bewerben, deren Mitarbeiter größtenteils im Schichtbetrieb arbeiten.
Die Stadt sucht noch geeignete Betreuer
Noch sind aber keine Betreuer nach dem "Flexi24"-Modell im Einsatz. Denn die Stadt sucht derzeit noch nach ihnen. Monika Kraft hofft unter anderem auf aktive Senioren und auf Erzieherinnen im Ruhestand. Wichtig sei aber, dass zukünftige Kinderfrazen langfristig mitarbeiten wollen und nicht nach ein paar Wochen wieder weg sind.
Eine Garantieerklärung zur langfristigen Mitarbeit muss jedoch nicht unterschrieben werden. "Für die Familien wäre es schön, wenn sie immer einen Hauptbetreuer hätten, damit eine Bindung aufgebaut werden kann", sagt Kraft. Sie geht davon aus, dass die Betreuung nach dem "Flexi24"-Modell in rund drei Monaten starten kann.
Bei Interesse können sich Bewerber per Email an kindertagespflege@stadt.wuerzburg.de wenden.
Korrekturhinweis: Fälschlicherweise wurden die zu suchenden Betreuer Tageseltern (also Tagesmütter und -väter) genannt. Über Beteiligte im Rathaus wurde diese Bezeichnung auch kommuniziert. Sie stimmt jedoch nicht, wie das Rathaus jetzt mitgeteilt hat. Denn offiziell tätige Tageseltern müssen sich anders qualifizieren als Betreuer, die die Stadt derzeit sucht.