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Würzburg: Güntersleben im Staatsfernsehen von Aserbaidschan

Würzburg

Güntersleben im Staatsfernsehen von Aserbaidschan

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    Große Leinwand, große Gefühle: Küspert & Kollegen spielen in Güntersleben für Baku.
    Große Leinwand, große Gefühle: Küspert & Kollegen spielen in Güntersleben für Baku. Foto: Torsten Repper

    Durchhaltevermögen brauchen die Besucher des Jazzfestivals Baku am Kaspischen Meer, um Top Acts wie die holländische Saxofonistin Candy Dulfer erleben zu können – und die Günterslebener Konzerthalle Königsallee.

    Corona-bedingt treten die 16 Ensembles nicht live auf, sondern werden vom aserbaidschanischen Staatsfernsehen ausgestrahlt. Die Sendungen fangen am zweiten Oktoberwochenende um 23 Uhr an. International wird das Festival jede Nacht zum Finale. Auf die Prince-Begleiterin Dulfer folgt am Samstag das Veitshöchheim-basierte Ensemble "Küspert & Kollegen".

    Der Gitarrist Werner Küspert war lange und vielfach in Würzburg engagiert. Hiesige Musikhochschuldozenten für Kontrabass und Saxophon gehören heute noch zum Pool der Kollegen. In Aserbaidschan erlebt man ihn mit einer überregionalen Auswahl: Till Martin an Saxofon und Klarinetten, Schlagzeuger Bastian Jütte und Kontrabassist Dietmar Fuhr.

    Vertonung eines Stummfilms

    Das Quartett vertont live den Stummfilm "Das Cabinet des Dr. Caligari" von 1920, aufgezeichnet an diesem Montag in der Königsallee Güntersleben. Wegen Corona spielten die Jazzer ohne Publikum. Bis hierhin war es ein weiter Weg. Ursprünglich war Friedrich Wilhelm Murnaus "Der Gang in die Nacht" für Baku vorgesehen. Küspert hatte das Suizid-Drama nach Stimmungen analysiert, eine Partitur geschrieben, die Einsätze für Improvisationen augenblicksgenau festgelegt. Baku sollte eine Uraufführung bekommen.

    Bittere Nachricht

    Auch nach rund 80 solcher Arbeiten, die "Küspert & Kollegen" bisher vorgelegt haben, ist derlei immer noch keine Routine. Dann kam die bittere Nachricht: Der Streifen "Der Gang in die Nacht" darf aus lizenzrechtlichen Gründen nicht noch einmal abgefilmt werden.

    Aber: "Wir haben relativ schnell einen anderen Film ausgesucht, den ‚Caligari’, und die Arbeit begann von neuem", erzählt Werner Küspert. Nun lief Robert Wienes "Cabinet" bereits in Würzburg mit Kollegen-Vertonung. Genügte für den Austausch nicht ein beherzter Griff in das große Repertoire?

    An sich schon, aber nicht für die geplante Videoaufnahme der Filmvorführung. Am Montag läuft der Film nicht mit 25 Bildern pro Sekunde, sondern nur mit 24, also langsamer. Küspert: "Da passen dann etliche Abläufe nicht mehr richtig."

    Mindestens zwei Kameras

    Nicht so schlimm, für die Festivalaufführung am Kaspischen Meer wollte er seine Musik sowieso "komplett überarbeiten". So kommt der Gitarrist einer weiteren Uraufführung näher. Gedreht wird übrigens immer mit mindestens zwei Kameras: Eine fängt die komplette Leinwand ein, ein bis zwei Linsen sind aus verschiedenen Perspektiven auf die Musiker gerichtet.

    Skript übersetzt

    "Und dann ist da noch die Sache mit den Untertiteln", setzt der Wahl-Veitshöchheimer die Geschichte der Komplikationen fort. Im Stummfilm werden ja meist Zwischentitel eingeblendet. Grade bei dem expressionistischen deutschen Zelluloidkunstwerk "Das Cabinet des Dr. Caligari" sind das kleine typografische Musterwerke. Manche Filme lassen sich mit englischen Untertiteln dieser Texttafeln vorführen. Aber in Aserbaidschan ist Englisch als Fremdsprache wenig verbreitet. "Deshalb musste mein Skript erst in Baku von Mitarbeitern des Goethe-Instituts ins Aserbaidschanische übersetzt werden", so Küspert.

    Ihn begeistert, dass Wiene den "Caligari" vor genau 100 Jahren rausbrachte: "Damit hat das Pech mit dem anderen Film, den wir ja nicht aufzeichnen dürfen, doch noch etwas Gutes. Denn zu solch einem Jubiläum so ein Projekt machen zu dürfen, das ist für mich schon ein Glücksfall sondergleichen!"

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