Konzentriert sitzt Fatma Uz in ihrem ledernen Sessel. Ihre Augen sind geschlossen, die Stirn gerunzelt. Dann entspannt sich ihr Gesicht. Sie nimmt einen Stift und kritzelt kryptisch auf ein Blatt Papier. Uz‘ Hand rast über das Blatt, wer genau hinsieht, kann die Worte "Christian Schuchardt" und "Schweinfurt" entziffern. "Ich sehe die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft", sagt Fatma Uz. Sie ist Hellseherin. Zumindest sagt sie das.
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Schon seit ihrer Jugend habe sie diese spezielle Gabe, sagt Fatma Uz, die zusammen mit ihrem Sohn in Würzburg lebt. Ursprünglich kommt die 53-Jährige aus einem kleinen Dorf in der Türkei. Früher habe sie für Freundinnen Karten gelegt und kleinere Vorhersagen gemacht: Liebt mich ein Junge wirklich? Werde ich finanziellen Erfolg haben? "Karten legen ist nichts Besonderes, jeder kann das lernen", sagt Fatma Uz heute. Sie hingegen habe irgendwann gespürt, dass sie hellsichtig sei. Das bedeute, dass sie ohne Hilfsmittel die Zukunft eines jeden Menschen vorhersagen könne. "Das ist wie Schatten, die mir verraten, was wirklich ist."
"Ich sehe die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft"
Hellseherin Fatma Uz
Normalerweise arbeitet Uz ausschließlich über das Telefon. Ihre Kunden suchen Ratschläge, manche sind verzweifelt. Uz passt ihre Dienstleistung an die Anforderungen der Kunden an. "Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit weiß ich, wie ich mich mit Menschen unterhalten muss." Für einen Blick in die Zukunft zahlen ihre Kunden eine Menge Geld. Abgerechnet wird über die Telefonrechnung, pro Minute wird ein bestimmter Betrag fällig. Für die Main-Post macht Fatma Uz eine Ausnahme und empfängt in ihrem Wohn- und Arbeitszimmer.
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Auf den ersten Blick weist wenig auf ihre angekündigten Fähigkeiten hin. Das Zimmer ist hell und übersichtlich. In einer Ecke summt ein Computer. Ein Bücherregal mit schweren, in Leder eingebundenen, türkischen Büchern fängt schließlich den Blick des Besuchers. Was es damit wohl auf sich hat? "Arbeitsmaterial" sagt Fatma Uz geheimnisvoll. Wie als wolle sie ihrem Frauchen unterstützend zur Seite stehen, macht eine schwarze Katze es sich maunzend auf dem Sofa gemütlich. Ein Zeichen?

Wie wird es nun, das Jahr 2020 für Unterfranken? Die Hellseherin nimmt in einem Sessel Platz, setzt ihre Lesebrille auf und liest bedeutungsschwanger aus einem vorbereiteten Schriftstück vor. "Das Jahr 2020 ist ein Jahr der Versöhnung für die Menschen, die keinen Kontakt haben. Ab Ende Februar werden die Menschen eine Veränderung fühlen. Von Juni bis September werden die Menschen bei der Wohnungssuche erfolgreich sein und Arbeit finden. Der Monat September zeigt sich als sehr stressiger Monat. Das Jahr 2020 ist für viele Menschen, die in Unterfranken leben, ein sehr schönes Jahr. Außerdem sehe ich mehr Erfolg, mehr Geld, keine finanziellen Sorgen. Ab Ende Oktober wird es sehr kalt werden."
"Das Jahr 2019 war nicht so gut, wie es sein sollte."
Hellseherin Fatma Uz
Fatma Uz blickt in das ratlose Gesicht ihres Besuchs. Geht es nicht ein wenig genauer? Was wird bei der kommenden Kommunalwahl passieren? Bleibt Christian Schuchardt Bürgermeister von Würzburg? Welche Auswirkungen wird das Klimapaket für die Industrie in Schweinfurt haben? Steigen die Schnüdel endlich auf? Die Hellseherin seufzt und erklärt: "Die genaue Zukunft für eine ganze Region vorauszusehen, kostet viel Zeit und Energie."
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Trotzdem macht sie sich noch einmal ans Werk. Sie legt ihre Stirn in Falten, und beginnt zu zeichnen. Jahreszahlen und Verbindungen gruppieren sich um die Worte "Christian Schuchardt" und "Schweinfurt". "Ich spüre, dass es seit drei Jahren eine politische Unruhe in der Region gibt", erklärt Uz schließlich. "2020 wird alles bleiben wie es ist. 2021 wird es eine Veränderung geben und 2022 kommt eine Kälte." Und in Schweinfurt? "Das Jahr 2019 war nicht so gut, wie es sein sollte. 2020 wird es dann viel besser. Und die darauf folgenden vier Jahre werden sehr viel besser." Die Schatten, die verraten, was wirklich ist, sie scheinen sich doch recht ungenau auszudrücken.