Paul Öchsner ist überzeugter und begeisterter Tierhalter. Das war er schon immer. In der Vergangenheit waren es Milchkühe. Heute sind es 260 Mastbullen. Und es sollen noch mehr werden.
Seit 2015 ist der neue Klimastall im Außenbereich von Gaukönigshofen in Betrieb, erläutert der Landwirt einer Delegation rund um Landrat Eberhard Nuß bei dessen zehnten landwirtschaftlichen informationsfahrt im südlichen Landkreis Würzburg.
Im März 2016 verließ die letzte von 30 Kühen Öchsners Stall im Altort - mit Blasmusik und unter großer Beteiligung der Bevölkerung. Es war zugleich Gaukönigshofens letzte Kuh. Seitdem gibt es dort keine einzige Kuh mehr. Dabei hat es hier mal über 30 Milchviehhalter gegeben. "Das zeigt, wie der Strukturwandel in der Landwirtschaft vorangeht", meint der 48-Jährige.
Milchkühe haben keine Zukunft
Auch ihm fiel es nicht leicht, seine Milchkühe aufzugeben. "Es war ein gewaltiger Schritt, aber das mit der Milch hatte einfach keine Zukunft mehr", sagt er. Zudem würden Kühe nicht in unsere Region passen, weil die Flächenpreise zu hoch und die Niederschläge zu niedrig sind. Da wächst einfach kein Gras, nicht so wie in Norddeutschland oder im Allgäu.
"Es läuft super, ich bin vorne dabei."
Paul Öchsner, Bullenmäster in Gaukönigshofen
Gewaltig war der Schritt in sein neues Leben als Bullenmäster aber vor allem auch wegen der hohen finanziellen Investition: "Man nimmt über eine Million Euro in die Hand und muss schauen, wie man es wieder erwirtschaftet." Doch trotz des hohen Risikos hat er sich dafür entschieden und würde es wieder tun.
Erweiterung auf 560 Mastplätze geplant
Und obwohl er als absoluter Neueinsteiger nach eigenen Aussagen keine Ahnung von Bullenmast hatte, kann er nach drei Jahren sagen: "Es läuft super, ich bin vorne dabei." Deshalb will er jetzt auch den zweiten Bauabschnitt vollziehen und auf 560 Mastplätze erweitern. Immerhin bleibt dem Bauern pro Bulle am Ende "ä bissle was übrig". Und ä bissle was mal 560 sei mehr als ä bissle was mal 260. Bei seinen Bauvorhaben stößt er aber immer wieder auch auf bürokratische Hürden. Manches sei dabei eine harte Nuss gewesen, die ihn nächtelang nicht schlafen ließ. Deshalb sein Appell an die zuständigen Ämter: "Wenn ein Landwirt so ein Ding stemmen möchte, sollte man das wohlwollend unterstützen und ihm nicht Prügel zwischen die Füße werfen."

Inzwischen ist Öchsner als Bullenmäster in ganz Deutschland bekannt, sagt er. Das hat vor allem mit seiner modernen Fütterungstechnik und dem besonderen Stall zu tun. "Das Stallsystem ist einzigartig und steht so nirgendwo anders, das habe ich mir selbst ausgedacht", erklärt der Landwirt. Zum Stall gehört auch ein Hightech-Fütterungsroboter. Der verschafft ihm eine freie Zeiteinteilung und weitere Betätigungsfelder wie beispielsweise das Fahren des Lohnmähdreschers oder die Einzelkornsaat mit der sogenannten Real Time Kinematik (RTK), einem Lenksystem zum präzisen Säen, Pflanzen und Hacken.
Durch eine optimale Versorgung werden die Tiere seltener krank
Außerdem bewirtschaftet Öchsner mit Hilfe seines Vaters Ludwig und seines Sohnes Jonas 70 Hektar Mais, 50 Hektar Winterweizen und 35 Hektar Zuckerrüben. Dennoch: "Der Stall ist kein Selbstläufer", sagt er. Man müsse trotz Roboter jeden Tag im Stall sein, denn "die Tierkontrolle ist meins", die übernimmt der Automat nicht. Dazu braucht es einen guten Blick und sehr viel Fingerspitzengefühl.
"Ich bin froh, dass es noch ein paar begeisterte Tierhalter im Landkreis Würzburg gibt."
Andreas Maier, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg
Auch in puncto Fütterung ist Öchsner innovativ. Seit einem dreiviertel Jahr füttert er gentechnikfrei - aus Überzeugung. Sojaschrot wird durch Rapsschrot und Weizentrockenschlämpe aus der Ethanolproduktion ersetzt. Außerdem bekommen die Bullen Mais sowie Stroh als Strukturfutter. Stundenlang hat er gelesen und geforscht, bis er die optimale Rezeptur für die Futterzusammenstellung ausgetüftelt hatte. "Man glaubt nicht, wie schwer es ist, einen Bullen zu füttern", meint er. Doch das macht sich bezahlt, denn wenn die Tiere optimal versorgt sind, werden sie seltener krank.
Hohe Investitionen für bestes Rindfleisch
Und so ist er ganz besonders stolz darauf, dass er im vergangenen halben Jahr keine einzige Arzneimittelbehandlung machen musste. In dem hellen, kühlen Stall fühlt sich das Fleckvieh offensichtlich besonders wohl. Immerhin haben die Tiere hier auch rund 30 Prozent mehr Platz als es die Norm vorschreibt.
Mit viel Herz übt Öchsner seinen Beruf aus. Das spürt man. "Wir sind bereit, sehr viel Zeit, Liebe und Geld zu investieren, um bestes Rindfleisch zu produzieren. Dafür wünsche ich mir einfach Wertschätzung", sagt er.
Landrat Eberhard Nuß ist begeistert vom Konzept des Landwirts und lobt den "unglaublichen unternehmerischen Mut, das Herzblut und die Liebe zum Tier". Und auch Andreas Maier, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg zeigt sich beeindruckt. "Ich bin froh, dass es noch ein paar überzeugte und begeisterte Tierhalter im Landkreis Würzburg gibt."

