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Ihre "Geschichtli" waren Lesefutter

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Ihre "Geschichtli" waren Lesefutter

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    Gut zwanzig Jahre lang konnten sich so die Leserinnen und Leser an den Mundartgedichten und Illustrationen der Elisabeth Scheuring erfreuen, deren 110. Geburtstag heute Grund zu mehrfachem Erinnern bietet. Denn neben Elisabeth Scheuring und Franz Richter ist hier noch ein dritter Name zu nennen, der älteren Würzburgern unvergessen ist: Heiner Reitberger.

    Hoch geschätzt als "Kolonat", der zum lokalen Kulturleben immer mal wieder kritisch seine Stimme erhob, konnte er auch loben und wusste genau, wann er einem "Orginal" begegnet war. Er beschrieb die Elisabeth Scheuring so: "Wahrhaftig, sie gehört zu Würzburg wie - ja wie der Stadtteil Grombühl. Alles, was sie schreibt und zeichnet, hat Kraft, ist voller Leben, illusionslos gesehen, aber nie grob oder ätzend, sondern immer in jenem Mitleiden menschlicher Schwächen, die echten Humor ausmacht."

    Die Leser freuten sich

    Bis in die sechziger Jahre hinein konnte man der Mundartdichterin begegnen, wenn sie ihre Texte in die Lokalredaktion trug, die im ersten Stock des nach dem Krieg wieder aufgebauten MAIN-POST-Hauses in der Plattnerstraße zu finden war. In der täglichen Redaktionskonferenz, wenn die Zeitungsleute die nächste Ausgabe planten, hörte man damals immer wieder ". . . und dann haben wir für den Würzburg-Teil noch eine Scheuring". Am Tag darauf freuten sich die Leserinnen und Leser.

    "Fasziniert hat die unauffällige Frau durch ihre lebhaften, glänzenden Augen, die ringsum alles genau beobachteten, was sie dann auf ihre Weise zu Papier brachte", schreibt Franz Richter im Vorwort zu "Leut' und Kinner", einem liebevoll gemachten Buch, das 1982 bei Mainpresse-Richter-Druck erschien und noch dreimal aufgelegt wurde.

    Erlebt hat sie das nicht mehr, denn 1971 starb Elisabeth Scheuring, die in Volkach geboren wurde und siebenjährig als Liesl Wolz nach Würzburg gekommen war, wo ihr Vater einen kleinen Geschäftsbetrieb unterhielt. Nach der Schulzeit war sie als Schreibhilfe, "Tippmamsell", wie man damals sagte, bei den Frankonia-Schokoladenwerken (den Würzburger Nachkriegskindern in "süßer" Erinnerung ) beschäftigt, und heiratete später den Gustl Scheuring, Grombühler und daher Eisenbahner.

    Das Paar führte ein einfaches, geselliges Leben, von dem Elisabeth fortan mit viel Witz und Beobachtungsgabe " in ihrem Blatt" zu erzählen wusste. Ihre "Geschichtli" waren echtes Lesefutter. Gleichwohl hatte dieses Leben auch seine dunklen Seiten: Ernst, der einzige Sohn, ist 1944 im Krieg gefallen und die Scheurings konnten das, wie andere Soldaten-Eltern auch, nie verwinden.

    Denkmal bei der Drücke

    Die Grombühler wussten das und fühlten sich vielleicht gerade deshalb mit ihr verbunden und als "Leut' und Kinner" so gut verstanden. Unweit der Brücke haben sie der Autorin, die sich nie so gefühlt hat, ein Denkmal gesetzt. Otto Sonnleitner schuf es. Sechs Jahre hat es nach ihrem Tod gedauert, bis das Geld dafür zusammen gekommen war, dann aber wurde die Einweihung ein kleines Volksfest. Das Grab der Familie Scheuring auf dem Würzburger Hauptfriedhof, gegenüber dem des Dichters Max Dauthendey, wurde aufgelassen und neu belegt. Auf Bitte von Willi Dürrnagel erinnert heute dort eine Gedenktafel an die Grombühler Mundartdichterin und ihre Zeit.

    Inzwischen hat sich auch "das Blatt", für das Elisabeth Scheuring mit so viel Herz und Humor geschrieben hat, verändert. Neue Zeiten brauchen auch neue Zeitungen. Nicht nur "die Scheuring", auch die "Marktbärbl" und der "Kolonat", sind nicht mehr unter uns. So lange es aber noch Leserinnen und Leser gibt, die sich an sie erinnern, sind sie nicht vergessen.

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