Kindergärten, die auf ein festes Haus ganz verzichten und bei denen die Kinder die meiste Zeit im Wald verbringen, befinden sich im Aufschwung: Erst vor kurzem haben in Rimpar und in Waldbrunn neue Waldkindergärten eröffnet. Auch in Güntersleben gibt es Pläne, eine waldpädagogische Betreuung für Kinder ab drei Jahren anzubieten. Mit dem Würzburger Verein Familiendorf steht ein möglicher Träger in den Startlöchern. Los gehen soll es im September auf einer Wiese am Waldrand nahe dem Neubaugebiet Platte.
Ein eigens angefertigter kindgerecht eingerichteter Bauwagen soll jedoch erst von der Gemeinde beauftragt werden, wenn eine Mindestanzahl von zwölf angemeldeten Kindern aus Güntersleben zusammenkommt.
Bei einem Abend für interessierte Eltern warben die Sozialpädagogin Julia Jobst, deren beide Kinder die Waldgruppe in Höchberg besuchen, und der Erzieher Maximilian Rienecker aus Güntersleben, Vater einer dreijährigen Tochter, die sich bereits auf den Waldkindergarten freut, für ihr Konzept und versuchten, mögliche Vorbehalte zu zerstreuen.
Frage: Was ist das Besondere an der Waldpädagogik?
Julia Jobst/Maximilian Rienecker: Dadurch, dass die Kinder die ganze Zeit draußen sind, entsteht Vertrautheit zu Wasser, Erde und den Tieren. Es ist im Wald natürlich deutlich ruhiger als in einem Kindergarten, bei denen die Kinder die meiste Zeit in einem geschlossenen Raum verbringen. Sie sind darum weniger gestresst, die frische Luft stärkt das Immunsystem und die Sinne werden feiner ausgebildet. Im Wald gilt es zudem auf andere Rücksicht zu nehmen und auch Regeln einzuhalten. Dass das Konzept aufgeht, zeigt seit 20 Jahren etwa der Kindergarten Baumhaus in Grombühl.
Vermissen die Kinder nicht schon bald ihre Spielsachen und werden dem Wald überdrüssig?
Jobst/Rienecker: Keineswegs. Die Kinder haben Lust, draußen zu sein und sich zu bewegen. Gespielt wird mit dem, was der Wald so bietet. So nutzt einer ein Stöckchen als Stift, ein anderer um damit eine Matschsuppe zu kochen und ein Dritter, etwa um Angeln zu spielen. Und dann gibt es da natürlich den Käfer, der vorbeikrabbelt, oder den Schmetterling und wo fließt überhaupt das Regenwasser hin und wieso gefriert es im Winter? Im Bauwagen gibt es aber natürlich auch Bücher und Bastelsachen. Für die Älteren gibt es wie im Regelkindergarten auch ein Vorschul-Programm.
In diesem Winter war es einige Wochen am Stück klirrend kalt. Ist das ein Problem?
Jobst/Rienecker: Es ist dann wichtig, dass die Kinder in Bewegung bleiben. Gerade bei den Jüngeren schauen wir dann natürlich ganz genau hin. Außerdem gibt es ein Lagerfeuer und wir haben den Bauwagen, der mit Gasheizung beheizt wird. Im Notfall können wir ins Jugendzentrum von Güntersleben ausweichen. Kälte ist weniger problematisch als eine feucht-kalte Witterung. Aber dafür gibt es Kleidung zum Wechseln.
Das Familiendorf soll sich als Elterninitiative verstehen?
Jobst/Rienecker: Ja. Entstanden sind wir 2014/15, als wir noch studierten und die Idee, unsere Kinder selber zu betreuen. Anfangs haben wir noch ein Haus gesucht, bis war dann den Wald für uns entdeckt haben. Das attraktive an einer Elterninitiative ist es, dass sich Erzieher und Eltern als Partner, als eine große Gemeinschaft, verstehen. Die Eltern sind in die Entscheidungen eingebunden und bringen sich mit ein: Sie kümmern sich etwa um das Brennholz, Renovieren den Wagen, machen Wäschedienst oder schrieben für die Dorfzeitung. Aber keine Sorge: Mehr als eine Stunde in der Woche ist nicht nötig.