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Erlabrunn: "In Ärlæbrunn hömm si guad rȇidæ": Können Sie das übersetzen? Dann kommen Sie bestimmt aus Erlabrunn!

Erlabrunn

"In Ärlæbrunn hömm si guad rȇidæ": Können Sie das übersetzen? Dann kommen Sie bestimmt aus Erlabrunn!

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    Eine Abordnung aus Erlabrunn nahm in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz in München den Bayerischen Dialektpreis 2024 entgegen (von links): Doris Wolf-Appel, Helga Kempf, Susanne Busch, Heimat- und Finanzminister Albert Füracker, Gerlinde Eckert, Bürgermeister Thomas Benkert und stellvertretender Bürgermeister Jürgen Ködel.
    Eine Abordnung aus Erlabrunn nahm in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz in München den Bayerischen Dialektpreis 2024 entgegen (von links): Doris Wolf-Appel, Helga Kempf, Susanne Busch, Heimat- und Finanzminister Albert Füracker, Gerlinde Eckert, Bürgermeister Thomas Benkert und stellvertretender Bürgermeister Jürgen Ködel. Foto: Florian Graser/StMFH

    Jede Region hat ihren ganz eigenen Dialekt, doch selten wird er so gepflegt wie in Erlabrunn. "Weil sie si gaara o Assæ loaba vo sallæmoals, hömm di Laüd in Erlabrunn guad rēidæ". Stolz sind die Ärlæbrünner auf ihren Dialekt, der aber überwiegend nur noch im Fasching gesprochen wird, wenn die Narren von Haus zu Haus ziehen. Regelmäßig gepflegt aber wird er in der Dialektgruppe, die seit 2014 im örtlichen Männergesangverein integriert ist. 

    Diese hat freilich eine längere "Gschichtae". Sie geht zurück bis ins Jahr 2007. Inspiriert von seiner Mutter Marianne kam es Simon Mayer in den Sinn, den ureigenen Dialekt Erlabrunns für die Nachwelt zu erhalten. Parallel zu der anlässlich der 800-Jahr-Feier erschienen Ortschronik "Erlabrunn - Geschichte und Geschichten" erschien 2009 auch das Erlabrunner Wortschatzbuch "Mir hömm guad reidae". Gemeinsam verfasst vom damals gegründeten Dialekt-Aktionsteam mit Simon Mayer, Doris Göbel, Marco Ködel und Armin Steinmetz - unterstützt vom damaligen Bürgermeister Günter Muth.

    Dass sich daraus eine außergewöhnliche Dynamik, und bis heute eine echte Erfolgsgeschichte entwickeln sollte, hätten sich die Autoren niemals träumen lassen: Erst am vergangenen Dienstag wurde der Dialektgruppe des MGV als einer von zehn Preisträgern in Bayern durch Heimat- und Finanzminister Albert Füracker der Bayerische Dialektpreis 2024 verliehen. Die Übergabe erfolgte in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz in München.

    Das neueste Projekt der Dialektgruppe, hier bei ihrem Treffen im örtlichen Kult-Gasthaus "Beim Ewald", bezieht sich auf die historischen Nummerierungen der Wohnhäuser im Ortskern sowie deren darin sesshaften Bewohner und Betriebe (von links): Jürgen Ködel, Helga Kempf, Susanne Busch, Simon Mayer, Armin Steinmetz, Doris Wolf-Appel, Marianne Mayer und Gerlinde Eckert.
    Das neueste Projekt der Dialektgruppe, hier bei ihrem Treffen im örtlichen Kult-Gasthaus "Beim Ewald", bezieht sich auf die historischen Nummerierungen der Wohnhäuser im Ortskern sowie deren darin sesshaften Bewohner und Betriebe (von links): Jürgen Ködel, Helga Kempf, Susanne Busch, Simon Mayer, Armin Steinmetz, Doris Wolf-Appel, Marianne Mayer und Gerlinde Eckert. Foto: Herbert Ehehalt

    Wie es zur Nominierung kam, ist für den MGV-Vorsitzenden Armin Steinmetz ebenso unerklärlich wie für den Spiritus Rector der Dialektgruppe, Simon Mayer. Bei den umfassenden Aktivitäten, die sich aus der Herausgabe des Wortschatzbuchs im Jahr 2009 ergab, ist die Auszeichnung freilich nicht verwunderlich. Bis in die Gegenwart entstand ein ganzes Dialekt-Sammelsurium. Es reicht vom Wortschatzbuch über ein Wörterbuch, einem Kochbuch mit alten Rezepten und "Grüße aus Erlabrunn", seit 2009 jährlich aufgelegte Kalanner (Jahreskalender) bis zu "Guad gschriewæ - Schöæ verzēild". Dahinter verbirgt sich nicht weniger als auf 200 Seiten komprimierte Übersetzungen von 149 Autoren der Weltliteratur, von Aristoteles bis Carl Zuckmayer "ouf Ärlæbrünnerisch". Ein Höhepunkt war eine von etwa 180 Personen gesprochene Tonaufnahme des "Wöērderbuach".

    Den örtlichen Flurlagen widmete sich das jüngste Projekt. In diesem Zuge wurden über die 400 Hektar umfassende Gemarkungsfläche hölzerne, in Dialekt und Hochdeutsch beschriftete Flurtafeln verteilt - und, für Notfälle, verlinkt mit der Integrierten Leitstelle. Ergänzt sind die Tafeln jeweils mit einem QR-Code, über den Hintergründe und Geschichten zu den Standorten online abrufbar sind.

    "Mir hömm dan Dialeggd früer ausgædriēwæ griacht in dr Schual. Doa woern mēr di Böuwērli."

    Gerlinde Eckert, Mitglied der Dialektgruppe Erlabrunn

    Das aktuelle Projekt bezieht sich auf die Häuser im Altort sowie deren Bewohner und damit verbundener Geschichten. Dabei orientieren sich die "Heimatforscher" im Alter zwischen 58 und 89 Jahren an der historischen Nummerierung der Bebauung. Entgegen der heute zur Zuordnung verwendeten Straßennamen und nummerisch fortlaufenden Hausnummern erhielten früher die Anwesen in den kleinen Dörfern, jedes für sich, lediglich eine Hausnummer. Zu ihren "wirtschaftswissenschaftlichen Recherchen" treffen sich die Mitglieder einmal im Monat im Kult-Gasthaus "Beim Ewald"

    Das Sammelsurium der Dialektgruppe des Männergesangvereins Erlabrunn an Dokumentationen zum Erlabrunner Dialekt.
    Das Sammelsurium der Dialektgruppe des Männergesangvereins Erlabrunn an Dokumentationen zum Erlabrunner Dialekt. Foto: Herbert Ehehalt

    Im täglichen Sprachgebrauch findet der Dialekt im Ort weniger Anwendung. "Mir hömm dan Dialeggd früer ausgædriēwæ griacht in dr Schual. Doa woern mēr di Böuwērli", erinnert sich Gerlinde Eckert. Ein von ihr verfasstes Gedicht über Erlabrunn kann sie dennoch spontan in Dialekt aufsagen. Niedergeschrieben ist es allerdings (noch) nicht. "Damit besteht die Gefahr, dass es womöglich verloren geht. Genauso wie ganz viel Wissen zur Geschichte des Ortes von mittlerweile verstorbenen ehemaligen Mitgliedern der Dialektgruppe, oder Menschen, die im Alter in ein Pflegeheim wechseln", mahnt stellvertretender Bürgermeister Jürgen Ködel. Besondere Aufmerksamkeit findet das Engagement der Dialektgruppe vor allem bei der jungen Generation. "Die sind ganz wild drauf", weiß Doris Wolf-Appel etwa von ihrer Tochter und deren Freundinnen.

    Bayerischer DialektpreisSeit 2019 würdigt das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat einmal jährlich mit dem Dialektpreis besondere regionale Verdienste im Bereich Dialektpflege und Dialektforschung. Für jeden Regierungsbezirk ist grundsätzlich jährlich eine Auszeichnung vorgesehen. Zusätzlich gibt es einen Preis für die sudetendeutsche Mundartpflege. Die Nominierung der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch die Bezirksheimatpflegerinnen und Bezirksheimatpfleger sowie der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen. Der unterfränkische Preisträger 2023 war Kabarettist, Comedian, Humorist, Faschingsnarr und Fastenprediger Fredi Breunig.Quelle: ehe

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