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Würzburg/München: In den Ferien arbeitslos: Die Lehrer und das "Befristungsunwesen"

Würzburg/München

In den Ferien arbeitslos: Die Lehrer und das "Befristungsunwesen"

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    "Schöne Ferien" für die einen, unbezahlte Ferien für die anderen: Bayern diskutiert über die Sommerferien-Arbeitslosigkeit von Lehrern.
    "Schöne Ferien" für die einen, unbezahlte Ferien für die anderen: Bayern diskutiert über die Sommerferien-Arbeitslosigkeit von Lehrern. Foto: Arne Dedert, dpa

    Warum werden in Zeiten des Lehrermangels in Bayern immer noch Lehrkräfte vor den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen – obwohl die Lehrer einige Wochen später wieder gebraucht werden? Diese Frage treibt die Bayern-SPD um. Deshalb fordert sie: "Die Praxis, vor den Sommerferien angestellte Lehrkräfte zu entlassen, um sie nach den Sommerferien wieder einzustellen, muss dauerhaft gestoppt werden." Einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag hat die  SPD-Fraktion im Landtag am Donnerstag eingebracht. Zur Behebung des Lehrermangels im Freistaat fordert die SPD weiterhin, alle befristeten Arbeitsverträge noch vor den Sommerferien in unbefristete Arbeitsverträge umzuwandeln und außerdem Junglehrer besser zu bezahlen.

    In Bayern sind in 2018 insgesamt 7093 Lehrer nur befristet angestellt

    Laut SPD betraf die Befristung im Jahr 2018 in Bayern 7093 angestellte Lehrkräfte. Unter ihnen waren mit 1883 Pädagogen auch viele Grundschullehrer – mithin also jene Lehrer, die in Bayern derzeit geradezu verzweifelt gesucht werden.

    Noch im vergangenen Jahr hatten die Freien Wähler das "Befristungsunwesen" bei den Lehrern angeprangert. Jetzt stellen sie mit Michael Piazolo den Kultusminister und müssen sich vorwerfen lassen, dass die Praxis der Sommerferien-Entlassungen weitergeht.
    Noch im vergangenen Jahr hatten die Freien Wähler das "Befristungsunwesen" bei den Lehrern angeprangert. Jetzt stellen sie mit Michael Piazolo den Kultusminister und müssen sich vorwerfen lassen, dass die Praxis der Sommerferien-Entlassungen weitergeht. Foto: Matthias Balk, dpa

    Der Bedarf an neuen Grundschullehrern ist derzeit tatsächlich so groß, dass das Kultusministerium eigenen Angaben zufolge über ein Programm nachdenkt, das es erlaubt, Quereinsteiger als Fachlehrer in Grund- und Mittelschulen zu schicken. Die sogenannten "Ein-Fach-Fachlehrer könnten ihre Fächer wie Musik oder Sport unterrichten und so den regulären Lehrern Stunden abnehmen", bestätigt Günther Schuster, Sprecher des Kultusministeriums. Wann das Programm startet? Das werde diskutiert, sagt der Sprecher. Kommt der Start schon nach den Sommerferien? "Wird auch diskutiert."

    Bei genau 1330 Lehrkräften endet in Bayern der Anstellungsvertrag zum Schuljahresende

    Weshalb aber behält der Staat angesichts der verzweifelten Lage nicht dann die befristet angestellten Lehrer und bezahlt ihnen die Sommerferien? "Weil es sich um eine ganz andere Gruppe von Leuten handelt", sagt Schuster. Er verweist auch darauf, dass – entgegen der landläufigen Meinung – jene große Gruppe von befristet angestellten Lehrern, die nicht später als vier Wochen nach dem Schuljahresstart mit dem Unterrichten beginnen, über die Sommerferien bezahlt werden.

    Nur bei jenen rund 1330 Lehrkräften, die ab Mitte Oktober oder später als Aushilfslehrer in die Klassen gekommen seien, ende der Anstellungsvertrag tatsächlich zum Schuljahresende. Aber auch sie bekämen "anteilig tariflichen Urlaub".  Tatsächlich sei es aktuell aber so, dass man "über eine Verbesserung für diese Personengruppe" nachdenke, so der Ministeriumssprecher gegenüber dieser Redaktion.

    Regierungssprecher Hardenacke spricht von einem "marginalen Schein-Problem"

    Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, kann die "alljährliche Aufregung" wegen der Lehrer-Entlassungen vor den Sommerferien nicht nachvollziehen. Es handele sich dabei um ein "marginales Problem", um ein "Schein-Problem". Die Regierung von Unterfranken hat fürs laufende Schuljahr 966 Lehrkräften Angestellten-Verträge gegeben; darunter sind 108 Leute, die befristete Verträge haben und im Sommer nicht bezahlt werden.

    Zu diesen 108 Personen zählten nicht nur Pensionäre, sondern auch etliche Pädagogen, die ohnehin nur stundenweise arbeiten wollten, sagt Hardenacke. Hardenacke zufolge betrifft die Freistellung bei Sommerferienstart zu rund ein Drittel auch Personen, die weniger als ein halbes Jahr gearbeitet haben. "Da ist es doch selbstverständlich, dass man sich mit einer so kurzen Arbeitszeit keinen Vollzeiturlaub erdient!", sagt der Sprecher. In anderen Branchen sei das auch nicht üblich.

    SPD-Sprecherin hält Freistellungen im Sommer für "schädlich für den Lehrer-Beruf"

    Bei der SPD ist man indes wegen der alljährlich wiederkehrenden Diskussion alarmiert. Fraktionssprecherin Gudrun Rapke hält sie für "schädlich für den Lehrerberuf". Sie hält es sogar für möglich, dass junge Leute wegen genau dieser Problematik davor zurückschreckten, Lehrer zu werden.

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