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Würzburg: In Würzburg verurteilter Ex-Manager wieder unter Mordverdacht

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In Würzburg verurteilter Ex-Manager wieder unter Mordverdacht

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    2007 stand Ex-Manager Hartmut Mehling (vorne) in Würzburg wegen Mordes vor Gericht (hier mit seinem Würzburger Rechtsanwalt Nikolaus Gwosdek). Am Ende wurde er wegen Totschlags verurteilt. Nun taucht die Frage auf: Hat Methling schon 1995 gemordet?
    2007 stand Ex-Manager Hartmut Mehling (vorne) in Würzburg wegen Mordes vor Gericht (hier mit seinem Würzburger Rechtsanwalt Nikolaus Gwosdek). Am Ende wurde er wegen Totschlags verurteilt. Nun taucht die Frage auf: Hat Methling schon 1995 gemordet? Foto: Daniel Karmann, dpa

    Am Mittwoch pirschten sich Polizisten an eine Schrebergarten-Kolonie in Hamburg heran. Zielfahnder des Landeskriminalamtes Stuttgart hofften, dort einen prominenten Ex-Sträfling zu finden. Hartmut Methling (69), früher Manager mit 350 000 Euro Jahresgehalt, war 2017 aus der Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel ("Santa Fu") frei gekommen.

    Er lebte dort in einem Gartenhäuschen, nachdem er einen Großteil der zwölfeinhalb Jahre verbüßt hatte, die ihm Würzburger Richter 2007 für den Tod einer Anhalterin aufgebrummt hatten. Eine Millionen-Erpressung des Shell-Konzerns von 2004 war in der Strafe mit "eingepreist".

    Methling ließ sich widerstandslos festnehmen – und hörte dann: Die Ermittler haben neue Indizien in einem alten Mordfall. Sie glauben, er habe bereits  1995 eine andere Frau getötet.

    Ein winziger Fetzen Klebeband am Handgelenk einer getöteten Tramperin hatte aus dem angesehenen Manager einen Verbrecher gemacht: Der Mann, der 2001 eine Anhalterin an der ungarischen Grenze mitgenommen hatte, entfernte zwar das Klebeband, ehe er sein Opfer im Wald neben der Autobahn tötete. Aber ein kleines Stück blieb in der Schnittwunde zurück. Und 2007 konnten Ermittler im Prozess in Würzburg nachweisen, dass Methling solches Klebeband gekauft hatte. 

    Mord und Erpressung

    Während Ermittler – auch mit Hilfe der Fernsehzuschauer von "Aktenzeichen XY" – nach dem Mörder suchten, machte Methling als Erpresser "Garibaldi" Schlagzeilen. 2004 überführte ihn bei Lüneburg eine von der Polizei überwachte Telefonzelle. Von der aus hatte der inzwischen hoch verschuldete Manager durchgegeben, wo der Shell-Konzern die Millionen deponieren sollte. Er gestand die Erpressung, bei der er mit Anschlägen auf Autobahnen gedroht hatte.

    In Aktenzeichen XY ungelöst suchte Eduard Zimmermann am 12. Januar 1996 nach dem Mörder von Brigitta Jacobi.
    In Aktenzeichen XY ungelöst suchte Eduard Zimmermann am 12. Januar 1996 nach dem Mörder von Brigitta Jacobi. Foto: ZDF

    Jetzt meldeten Staatsanwaltschaft Stuttgart und Polizei Ludwigsburg den neuen Fahndungserfolg nach 25 Jahren: Die 35 Jahre alte Brigitta Jacobi war im Sommer 1995 auf dem Nachhauseweg von ihrer Arbeitsstelle bei Stuttgart mit mehr als 20 Messerstichen getötet worden. Obwohl es mehrere Zeugen gab, schaffte es die 35-köpfige Sonderkommission nicht, den Täter zu fassen. 

    Aber Mord verjährt nicht, und die ungeklärten Altfälle (so genannte "Cold Cases") werden regelmäßig erneut überprüft. Methling, der zu der Zeit in der Nähe gewohnt hatte, kam damals nicht unter Verdacht.

    Verräterische DNA-Mischspur

    Erst der Fortschritt der Wissenschaft, der auch die Identifizierung winziger Zellen erlaubt, wies den Mordermittlern den Weg. "Im Rahmen einer solchen Überprüfung war eine am Körper des Opfers gesicherte DNA-Mischspur erneut untersucht worden", heißt es in der Presseerklärung von Staatsanwaltschaft Stuttgart und Polizei in Ludwigsburg. "Das Untersuchungsergebnis erhärtete den Tatverdacht gegen den 69-Jährigen." Auf Nachfrage gab es keine Aussagen dazu, wie sich der Verdächtige zu der Beschuldigung geäußert hat. Sein früherer Anwalt ließ eine Anfrage unbeantwortet. 

    So hatte die Polizei über "Aktenzeichen XY ungelöst" nach dem Mörder von Brigitta Jaobi gsucht
    So hatte die Polizei über "Aktenzeichen XY ungelöst" nach dem Mörder von Brigitta Jaobi gsucht Foto: ZDF

    Schon 2004 schien Methling zunächst am Landgericht Bayreuth mit dem Tod der Anhalterin ungeschoren davon zu kommen: Mit Freundinnen hatte die Hausfrau Magdalena Heinrich 2001 eine Busfahrt nach Ungarn organisiert. Aber ausgerechnet sie hatte keinen gültigen Pass und musste an der ungarischen Grenze den Bus verlassen. Sie ließ ihre Freundinnen weiterfahren, suchte eine Mitfahrgelegenheit nach Hause – und stieg ins Auto zu Methling.

    Ein ungültiger Pass kostet einer Frau ihr Leben

    Tage später wurde ihr Leichnam am Rande der Autobahn A 70 von Bayreuth nach Schweinfurt im Wald gefunden – nicht weit von Methlings Wohnort. Er gab zu, sie in seinem Auto mitgenommen zu haben, bestritt aber im ersten Prozess 2004 in Bayreuth den Mord bis zuletzt. Aus Mangel an Beweisen wurde er da freigesprochen.   

    Warum Methling sie getötet hatte, blieb letztlich unklar. Der Bundesgerichtshof wies den Fall nun dem Landgericht Würzburg zur erneuten Verhandlung zu. Zu einer  Verurteilung wegen Mordes reichte es auch 2007 in Würzburg nicht. Für Totschlag (und die zuvor erfolgte Erpressung) gab es vor dem Landgericht zwölfeinhalb Jahre. Muss er nun lebenslänglich hinter Gitter?

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