Vom massenhaften Datenklau im Internet ist auch Dorothee Bär (CSU), die Staatsministerin im Bundeskanzleramt aus dem unterfränkischen Ebelsbach (Lkr. Haßberge), betroffen. Die Hacker hätten "private Kommunikationsdaten" von ihr abgegriffen, sagt die Bundesbeauftragte für Digitalisierung im Gespräch mit der Redaktion. Bär, die die sozialen Medien selbst wie nur wenig andere Politiker nutzt, fordert nun eine "gründliche Analyse" des Falls. Schnellschüsse würden nicht weiterhelfen. Ärgerlich sei, dass skeptische Nutzer sich nun in ihren Vorurteilen gegenüber den neuen Technologien bestätigt sehen könnten. Dabei böten diese mehr Chancen als Risiken.
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Judith Gerlach (CSU), die bayerische Ministerin für Digitalisierung aus Weibersbrunn (Lkr. Aschaffenburg), betont auf Nachfrage: "Die massive Verbreitung der sensiblen Daten ist ein schwerwiegender Angriff auf die Persönlichkeit." Man brauche jetzt "schnell Klarheit über die Hintergründe und das Ausmaß“ des Datenklaus, so Gerlach, die selbst offenbar nicht betroffen ist. Mehr konkrete Aufklärung erwartet sich die Ministerin vom Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI), das dem Finanzministerium untersteht. In einer Stellungnahme am Freitagabend zeigte sich LSI-Präsident Daniel Kleffel erleichtert, "dass die ausgespähten Daten nicht aus dem bayerischen Behörden-Netz stammen". Dies sei eine "gute Nachricht". Wie die Hacker an die sensiblen Daten gekommen sein könnten, darüber wollte Kleffel im Gespräch mit dieser Redaktion nicht spekulieren.
Jun: Angreifer investieren viele Stunden
Für den Würzburger IT-Experten, Rechtsanwalt Chan-jo Jun, kommt die Nachricht vom Datenklau nicht überraschend. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass Informationen im Netz ausgespäht und veröffentlicht werden", sagt er lapidar. Viele Menschen unterschätzten einfach, "dass es Angreifer gibt, die bereit sind, Stunden fürs Ausprobieren von Passwörtern zu investieren". Dafür brauche man keine Programmier-Kenntnisse, dafür reichten "etwas Recherche und Standard-Tools".

Er selbst habe im Zuge des Würzburger Facebook-Prozesses leidvoll erfahren müssen, so Jun, dass rechte Netzwerke sich die Mühe machten, im Netz seine Lebensumstände für Morddrohungen zu erarbeiten. "Wer in der Öffentlichkeit steht, muss heute leider mit Angriffen rechnen und etwas mehr für seinen Schutz investieren." Allererstes Gebot seien Passwörter, die sich nicht so schnell durch einfaches Ausprobieren erschließen lassen. "Noch immer verwenden viele User einfach die Folge 1-2-3-4-5 oder das eigene Geburtsdatum." Hinzu komme, dass das gleiche Passwort gleich mehrfach eingesetzt werde. "Da macht man es potenziellen Hackern leicht."
Wer möchte, dass beispielsweise seine E-Mail-Korrespondenz nicht ausgespäht werde, sollte diese verschlüsseln. "Das ist etwas unbequem, bringt aber die bestmögliche Sicherheit." Jun sagt, er biete allen seinen Mandanten an, juristische Unterlagen vor dem Versenden zu verschlüsseln. Aber längst nicht alle hätten daran Interesse.
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