Direkt in der ersten Reihe saß Jonas Fleckenstein am Montagabend in der ARD-Sendung Wahlarena. „Auf einmal kam Angela Merkel rein und stand nur einige Meter von mir entfernt. Da bin ich erst einmal ganz schön erschrocken“, erzählt der 18-jährige Erstwähler. Die volle Aufmerksamkeit hatte er auch noch sicher, da er die erste Frage stellte. „Ich wollte kurz vor Sendungsbeginn noch einmal zur Toilette und musste im Gegenzug versprechen, dass ich mich gleich zu Beginn melde“, so Fleckenstein. In der Sendung konnten 150 repräsentativ für ganz Deutschland ausgewählte Bürger sich direkt an Angela Merkel wenden, die Moderatoren hielten sich im Hintergrund.
Das Problem mit der CSU
Ganz schön nervös sei er gewesen, als er wirklich als Erstes aufgerufen wurde. Er wollte von der Bundeskanzlerin wissen, wie er sich verhalten solle, da er Merkel eigentlich „ganz gut“ fände, aber in Bayern nur die CSU wählen könne, so der Schüler. Mit deren Vorhaben zur Obergrenze bei Flüchtlingen und dem Bayernplan sei er allerdings gar nicht einverstanden. „So richtig weitergeholfen hat mir Merkels Antwort leider nicht, da sie mir ja geraten hat, trotzdem die CSU zu wählen. Ein Erfolg ist es aber, dass sie mir garantiert hat, dass sie einer Obergrenze nicht zustimmen wird“, sagt Fleckenstein.
Erstwähler im weißen T-Shirt grillt Merkel. Kann der bitte das nächste TV-Duell moderieren? #wahlarena — extra3 (@extra3) 11. September 2017
Von dem Format, in dem Bürger direkt ihre Fragen stellen können, ist er trotzdem überzeugt. „Man hat Angela Merkel am Anfang angemerkt, dass sie etwas nervös ist. Ich glaube, auch für sie war es eine ungewohnte Situation, so oft stellt sie sich ja nicht direkt den Fragen der Bürger“, erzählt Fleckenstein. Auch er selbst sei sehr nervös gewesen. „Nach ein paar Fragen hat sich die Situation aber entspannt und es wurde sehr locker. Ich war ja nur dummerweise der Erste, da war es noch etwas angespannt“, sagt er.
Beeindruckt sei er auch von der „Macht“ gewesen, die Merkel ausstrahlt. „Das war schon etwas ganz anderes, als sie im Fernsehen zu sehen.“
Pfiffe und Buh-Rufe
Als zu harmonisch, wie die Sendung von vielen im Netz kritisiert wurde, empfand Fleckenstein es allerdings nicht. „Ich fand die Diskussion sehr gut, gerade mit den Fragen zur Pflegesituation, der Rente und dem Umgang mit Behinderungen wie dem Down-Syndrom gab es viele kritische Einwände“, sagt Fleckenstein. Einmal sei die Stimmung sogar ein wenig gekippt, als ein Bürger seine Angst vor einer Überfremdung äußerte. „Ich weiß gar nicht, ob das im Fernsehen so rüberkam, aber es gab viele Pfiffe und Buh-Rufe. Aber hier hat Merkel wirklich gut reagiert und die Leute beruhigt“, erzählt der junge Erstwähler.
Die erste Frage war schon härter als das gesamte Duell #Wahlarena — Weinkartenklaus (@H13812365) 11. September 2017
Direkt nach der Sendung sei sein Handy erst einmal abgestürzt, als er es anmachen wollte. „Ich hatte nur ganz wenigen erzählt, dass ich bei der Sendung mitmache und dann haben sich natürlich alle gleich ganz überrascht bei mir gemeldet“, sagt er. Auch bei Twitter und auf Facebook gab es viele Reaktionen. Beleidigende Kommentare wie „systemtreues Gesocks“ seien ebenso dabei gewesen wie Lob für seine Frage. „Es kam gut an, dass ich auch noch einmal nachgehakt habe. Und viele haben auch geschrieben, dass gleich die erste Frage besser gewesen sei als das ganze TV-Duell zwischen Schulz und Merkel“, erzählt er.
#Wahlarena ein 18jähriger fragt Merkel besser als viele Journalisten im Wahlkampf. Sachlich, kritisch. — Oliver Luksic (@OlliLuksic) 11. September 2017
Wen wird er wählen?
Die Bewerbung für die Sendung sei übrigens ganz einfach gewesen. „Ich habe auf Facebook einen Aufruf dazu gesehen und einfach mal angefragt. Dann ging alles sehr schnell und ich war dabei“, sagt der 18-Jährige. Viel öfter sollte es laut ihm solche Formate geben, in denen man sein Interesse an Politik auch wirklich einbringen könne. „Es war auf jeden Fall toll, Merkel mal live zu erleben. Auch wenn mir ihre Antwort auf meine Frage für meine Wahlentscheidung nicht richtig geholfen hat“, sagt er.