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REMLINGEN: Kakteen als lebendiges Andenken

REMLINGEN

Kakteen als lebendiges Andenken

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    Wunderschön anzusehen: Diese Kakteen waren nur ein kleiner Teil aus der Sammlung von Hermann Höfelein aus Remlingen.
    Wunderschön anzusehen: Diese Kakteen waren nur ein kleiner Teil aus der Sammlung von Hermann Höfelein aus Remlingen. Foto: Foto: Hermann Höfelein

    Kakteen gelten häufig als die idealen Pflanzen für Menschen ohne grünen Daumen: Sie brauchen wenig Wasser und gedeihen trotzdem – mit Kakteen kann man also nichts falsch machen. Dass Kakteen mehr sind als ein grüner Stamm mit Stacheln, der nur ab und zu mal Wasser braucht, und dass diese Pflanzen eine echte Leidenschaft entfachen können, das bewies Hermann Höfelein aus Remlingen.

    Zeit seines Lebens sammelte er mehr als 2000 Exemplare, darunter auch viele wertvolle. Angefangen hatte seine Leidenschaft für Kakteen vor über 40 Jahren. „Schuld“ an seinem ersten Kaktus hatte laut Höfelein seine Ehefrau, wie er noch Anfang des Jahres in einem Interview mit der Main-Post erklärte: „Sie wollte ein paar Kakteen für die Fensterbank.“ Bei „ein paar“ blieb es dann aber nicht. Höfeleins Kakteen bevölkerten schließlich den gesamten heimischen Wintergarten, vom Boden bis an die Decke. Damals schwärmte der Rentner: „Wenn ich morgens in mein zweites Wohnzimmer komme und alles blüht, das macht mich glücklich.“

    Vor allem die Kakteengattung Turbinicarpus hatte es Hermann Höfelein angetan. Ihre Samen sehen aus wie kleine Kreisel und Pflanzen dieser Art wachsen eher klein und kugelförmig. In der Natur kommen sie ausschließlich in Mexiko vor. „Mexiko, das ist mein Traum“, schwärmte der Kakteenfreund damals, „und irgendwann schaffe ich das noch.“

    Seinen Herzenswunsch, einmal dorthin zu reisen, konnte sich Hermann Höfelein leider nicht mehr erfüllen. Völlig unerwartet starb er am 21. Mai dieses Jahres im Alter von 67 Jahren. An diesem Tag wollte er sich eigentlich noch mit seinen Kollegen vom Verein für Kakteen- und Pflanzenkunde Würzburg e.V. im botanischen Garten in Würzburg treffen. „Wir haben uns schon gewundert, wo er bleibt, weil das nicht seine Art war“, sagt Thomas Schürrer, Vorsitzender des Vereins. Als die Kakteenfreunde dann die traurige Nachricht erreichte, „herrschte bei uns sehr große Betroffenheit“, so Schürrer. „Denn das kam für uns alle total plötzlich.“

    Schon 1990 war Hermann Höfelein dem Verein beigetreten und war seit 1993 dessen Zweiter Vorsitzender. „Wir haben ihn als treuen Freund und Vereinsmann kennengelernt“, sagt Schürrer. Beeindruckt habe ihn, mit welch großem Engagement sich der Rentner im Verein einbrachte. Auf Vorträgen habe Höfelein „seine Erfahrungen mit Kakteen geteilt und andere daran teilhaben lassen“, erzählt Schürrer. Für die Vereinsmitglieder habe der Rentner außerdem immer ein offenes Ohr gehabt, bei der Kakteen-Zucht habe man viel von ihm lernen können.

    Auch als im vergangenen Jahr ein neues Vereinsmitglied nach einer Unterstellmöglichkeit für die eigenen Kakteen suchte, habe Höfelein dem jungen Mann sofort Hilfe angeboten. Höfelein habe sich bei sich zu Hause um die Pflanzen gekümmert. „So war er: Wenn man ihn gebraucht hat, war er immer da. Das fehlt uns sehr“, sagt Schürrer.

    Nach Hermann Höfeleins überraschendem Tod sahen sich seine beiden Töchter Daniela Ziegler und Kerstin Höfelein – neben aller Trauer – auch mit einer grundlegenden Frage konfrontiert: Wohin mit über 2000 Kakteen? Sie wandten sich an den Kakteenverein, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Beiden Frauen war es besonders wichtig, die Kakteen ihres Vaters in fachkundige Hände zu legen, um so dessen Lebenswerk zu würdigen.

    Da bald die Kakteentage der Kakteenfreunde Würzburg in der Frankenhalle in Dettelbach anstanden, erklärte sich Schürrer bereit, zusammen mit einem Team von freiwilligen Helfern und Höfeleins Töchtern eine Spenden-Aktion für die Station Regenbogen, die Krebsstation der Universitäts-Kinderklinik Würzburg, zu organisieren. Hermann Höfeleins Kakteen wurden verkauft und der gesamte Erlös wurde gespendet. Für die Station Regenbogen hatte Hermann Höfelein zu Lebzeiten immer wieder Spenden gesammelt. Für seine Töchter stand daher fest, dass sie auch diesmal profitieren sollte.

    Am Kakteentag selbst waren Höfeleins Pflanzen bei den Hobby-Sammlern sehr beliebt. Auch viele von Höfeleins Kakteenfreunden spendeten, um ein Andenken an ihren verstorbenen Vereinskollegen mit nach Hause zu nehmen. Am Ende kam die beachtliche Spendensumme von 1500 Euro zusammen. Vor wenigen Tagen überreichte Daniela Ziegler den Betrag an Monika Demmich, die Vorsitzende der Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg.

    „Auch wenn es uns schwer fiel, von den Pflanzen Abschied zu nehmen, glauben wir, es wäre ganz im Sinne unseres Vaters gewesen, dass die Sammlung in gute Hände gekommen ist“, sagt Daniela Ziegler. Außerdem habe ihr Vater mit dem Spendenerlös posthum noch ein gutes Werk getan.

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