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THÜNGERSHEIM: Kampf um den Erhalt des Schwesternhauses

THÜNGERSHEIM

Kampf um den Erhalt des Schwesternhauses

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    Mittels Unterschriften streben einige Thüngersheimer ein Bürgerbegehren zum Erhalt des ehemaligen Schwesternhauses an.
    Mittels Unterschriften streben einige Thüngersheimer ein Bürgerbegehren zum Erhalt des ehemaligen Schwesternhauses an. Foto: Archivfoto: Ehehalt

    Mit Bauchschmerzen, aber dennoch mehrheitlich beschloss der Gemeinderat in seiner Juni-Sitzung, das ehemalige Schwesternhaus abreißen zu lassen. „Mindestens lebhafte Diskussionen in der Ortsbevölkerung“ hatte Bürgermeister Markus Höfling (Bürgerbewegung, BüBew) als Folge dieser Entscheidung prognostiziert.

    Über Sanierung und Umbau, oder Abbruch und anschließendem Neubau des ehemaligen Schwesternhauses zur Erweiterung des Kinderhauses Blauland sollte der Gemeinderat beschließen. Viele der Ratsmitglieder hatten dabei ein ungutes Gefühl. Dem Bauchweh innerhalb des Gremiums folgt nun die Katerstimmung: Ein halbes Dutzend im lokalen Denkmalschutz aktiven Bürger möchte mit einem Bürgerbegehren den Mehrheitsbeschluss zum Abriss kippen.

    „Uns geht es primär um den Erhalt des Gebäudes bei maximaler Entscheidungsfreiheit für den Gemeinderat“, umschrieb Michael Junginger die Zielsetzung des Unterfangens. Unterschriftenlisten zur Unterstützung des von ihm initiierten Bestrebens lagen am Wochenende an sechs Stationen während des Höfefestes aus. Wie viele Bürger sich dabei eintrugen, war nicht in Erfahrung zu bringen. „Die Unterstützung von zehn Prozent der wahlberechtigten Einwohner, also 220 Unterschriften sind erforderlich.

    Innerhalb von drei Monaten muss der Gemeinderat über die Zulässigkeit befinden“, sagt Junginger. Mehrheitlich – bei acht zu drei Stimmen – hatten die Ratsmitglieder für den Abriss des Schwesternhauses votiert. Vor allem wegen des augenscheinlichen Blickfangs am Ortseingang in der jüngst mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille ausgezeichneten Gemeinde Thüngersheim stößt die Entscheidung des Gemeinderates bei Michael Junginger auf Unverständnis. „Bei allen in der Sitzung angeführten Argumenten zur Rechtfertigung der Entscheidung: wenn der Gemeinderat nur gewollte hätte, wäre das Ergebnis der Abstimmung ein anderes gewesen“, moniert Junginger. Auch das mitentscheidende Kriterium einer vermeintlichen finanziellen Unwägbarkeit einer Altbausanierung möchte Junginger nicht gelten lassen. „Es gibt Möglichkeiten, den Kostenumfang einer Sanierung exakt bis zu einer Punktlandung zu berechnen“, zeigt sich Junginger überzeugt. Dabei spricht er aus eigener Erfahrung. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Sylvia Peter hat er die ehemalige Dorfschänke mit Metzgerei saniert. Diese wird heute als Galeriecafé „Forum Botanische Kunst“ betrieben.

    Das Ergebnis einer Bestandsuntersuchung des Schwesternhauses durch Architekt Thomas Staab lautete jedoch, dass ein Neubau zur Erweiterung des Kinderhauses einer Sanierung vorzuziehen wäre. Nachteilig bei der Finanzierung einer Sanierung: Zwar durchaus als Ortsbild prägendes Gebäude betrachtet, befindet sich das Schwesternhaus weder innerhalb des Bereichs der Gestaltungssatzung, noch in der Sanierungssatzung oder innerhalb des denkmalgeschützten Ensembles. Deshalb sind für die Gemeinde Thüngersheim als Bauherr zumindest aus dem Bereich Denkmalschutz keinerlei Fördermittel zu erwarten.

    Nach Jungingers Überzeugung „ging in Thüngersheim trotz vielerlei Bemühungen schon große bauliche Substanz verloren. Nach Jungingers Recherchen wurde das so genannte Schwesternhaus 1870 als Werkstatt erbaut. Bereits 1881 wurde es umgebaut und die Klosterfrauen vom Kloster St. Maria Stern in Augsburg zogen ein. Sie gründeten hier die „Kinderbewahranstalt“, eine Handarbeitsschule und eine Kochschule. 1975 endete die Arbeit der Klosterfrauen in Thüngersheim. Nach Jungingers Überzeugung haben viele ältere Menschen im Ort noch lebhafte Kindheitserinnerungen, die sie mit diesem Haus verbinden.

    Fassungslos zeigen sich die Initiatoren deshalb, dass „das Gebäude ohne nennenswerte Diskussion oder Prüfung von Alternativen im Hau-Ruck-Verfahren entsorgt werden soll.“

    Unterschriftenlisten zur Unterstützung des Bürgerbegehrens liegen in Thüngersheim weiterhin aus bei den Initiatoren Michael Junginger (Obere Hauptstraße 18), Edgar Schäffer (Ringstraße 27), Barbara Weber (Rathausgasse 5), Max Wolf (Gartenstraße 22), Daniela Dümmler (Hofstattstraße 13) sowie im Lebensmittelhandel Igros in der Unteren Hauptstraße.

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