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Würzburg: Kein Comeback der Freilichtbühnen

Würzburg

Kein Comeback der Freilichtbühnen

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    Shakespeare seit den frühen Jahren: der "Sommernachtstraum" von 2008.
    Shakespeare seit den frühen Jahren: der "Sommernachtstraum" von 2008. Foto: Joachim Fildhaut

    Mit einem großen Drama verabschiedet sich das Theater Ensemble aus der Freilicht-Szene: Noch bis zum 1. September steht "König Lear" auf dem Spielplan der Sommerbühne auf dem Bürgerbräu-Gelände. Dann wird das Ensemble selbst diesen historisch gewachsenen Bühnenbau nicht mehr bespielen. Die etwas burgartige, begeh- und bekletterbare Kulisse steht aber externen Künstlerinnen und Künstlern für Gastauftritte zur Verfügung, sagt der Leiter des Hauses Andreas Büettner.

    Zwei Gründe nennt er für den Rückzug aus der Open-Air-Schauspielerei: "Zum einen kommen wir – abgesehen vom schon immer unsicheren Wetter – durch die von mir sogenannte ‚WetterAppsierung’ nicht mehr klar. Ein Großteil des Publikums entscheidet inzwischen gemäß Vorhersagen von Wetter-Apps und nicht mehr nach einem Blick aus dem Fenster." Am Anfang der heurigen Saison musste ein großangelegter Balladenabend wegen Regen und Kälte zu oft ausfallen. Anschließend senkte die extreme Hitze die Zahl der Vorbestellungen; und wenn zu wenig Reservierungswünsche eingehen, so lehrt die Erfahrung, dann kommt auch kaum einer an die Abendkasse. Also muss der Theaterleiter sich dazu durchringen, die Vorstellung abzusagen.

    Wenn Büettner sagt, dass der Aufwand für Freilichtspiele in keinem vertretbaren Verhältnis zum Ergebnis steht, dann geht es nicht in erster Linie um Geld. Zu besagtem Aufwand gehört auch die nervensägende Entscheidungsfindung, ob Absage oder nicht. Und: Bei den Sommerbühnen-Produktionen macht immer etwa ein Dutzend Spieler mit. Die Inszenierungen sind zu aufwendig, um sie nur fünf- oder achtmal aufzuführen. Außerdem lastet auf den saisonalen Open-Airs die besondere Erwartung, dass sie finanzielle Vorräte für den Winter erwirtschaften sollen.

    Darüberhinaus laufen in Hörweite des Theaters auf dem Bürgerbräu-Gelände zunehmend lautstarke Veranstaltungen wie Gesellschaften und Partys, die ein Drama empfindlich stören können, führt der Theatermann aus. Es wird also keine Wiederbelebung der kalenderfüllenden Würzburger Freiluft-Schauspielsommer geben. So wurde in den theatralischsten Jahren ja – nacheinander oder gar gleichzeitig – in zwei Höfen des Rathauses gespielt, am Weingut Knoll, im Chambinzky-Hof, am Neunerplatz und/oder auf der Bastion an der Umweltstation. Eine Wiederauflage von Inszenierungsrekorden deutete sich in diesem Frühsommer an, als das Theater Chambinzky einen "Jedermann" überraschenderweise im Park des Erlöserschwestern-Klosters ankündigte. Zusammen mit dem Theater am Schützenhof (diesmal: "Killiani. Schicksalsjahre einer Geisterbahn") gab es in der Stadt Würzburg 2024 immerhin wieder drei Freiluft-Locations. 2025 wird das Theater Ensemble nun also nicht mehr dabei sein.

    Dabei hatte sich das Privattheater längere Zeit selbst Konkurrenz gemacht. Denn anfangs, nach der Eröffnung 2004 war die Sommerbühne hinter dem festen Haus eine Spielwiese für wilde sommerliche Experimente ("Der Keil"), während eher gediegene Inszenierungen im Efeuhof des Rathauses gastierten. Erst 2018 zogen diese Hauptproduktionen auch an den Zellerauer Waldrand – und legten ihre Scheu vor Publikumsirritationen zugunsten erhöhter Spielfreude ab.

    All diese Qualitäten lassen sich bis zum 1. September noch einmal mit Shakespeares hochkomplexem Königsdrama "Lear" nachvollziehen. Andreas Büettners Inszenierung schafft den Spagat, klassisches Bildungsgut zu vermitteln und gleichzeitig aus der Tragödie doch auch eine Farce zu machen. Zum Abschluss seiner Sommerbühnen-Phase zeigt das Liebhaber-Projekt seine hohe Leistungsfähigkeit noch einmal unter weiten Abendhimmeln. Denn wer einen "Lear" stemmen kann, der muss schon was auf dem Kasten haben.

    Termine: Shakespeares "König Lear", 22. bis 25., 29. bis 31. August, 1. September je 19 Uhr. Reservierungen 0931 44545, www.theater-ensemble.net.

    In den kombinierte Kulissen- und Bühnenbau wurde jährlich investiert. Erst heuer bekam er einen neuen Fußboden.
    In den kombinierte Kulissen- und Bühnenbau wurde jährlich investiert. Erst heuer bekam er einen neuen Fußboden. Foto: Joachim Fildhaut
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