Entspannung kurz vorm Anpfiff: Trotz baurechtlicher Probleme kann der Drittlage-Spielbetrieb der Würzburger Kickers – die Zustimmung des Würzburger Stadtrats am nächsten Donnerstag vorausgesetzt – plangemäß am 30. Juli in der Flyeralarm Arena beginnen – allerdings mit Einschränkungen: Statt bislang über 13 000 Zuschauer dürfen – zumindest übergangsweise – nur noch maximal 10 000 ins Stadion.
Und das am 12. August um 20.45 Uhr angesetzte Pokalspiel gegen Werder Bremen muss aus Lärmschutzgründen möglicherweise an eine andere Spielstätte verlegt werden. Als eine Alternative ist das Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion im Gespräch.
Nach einem gemeinsamen Krisengespräch informierten Stadt und Kickers jeweils in Pressemitteilungen über die gefundenen Kompromisse für einen Drittliga-Spielbetrieb am Dallenberg. Dieser beginnt noch ohne die fehlenden Genehmigungen für Stadionbauten wie die Stahltribüne. Diese sollen erst nach der Sommerpause erfolgen, da die dafür vom Verein benötigten Unterlagen erst kurzfristig eingingen und noch nicht alle geprüft werden konnten. Laut Würzburgs Baureferent Christian Baumgart sind die Anträge für ein 13190-Zuschauer-Stadion wie in der abgelaufen Zweitliga-Saison „grundsätzlich genehmigungsfähig“.
Komplexe Situation
Dass das bislang noch nicht passiert ist und die Stadt die Zweitliga-Spiele jeweils nur duldete, liegt an der komplexen Situation am Dallenberg. Zum einen liegen zehn klagende Nachbarn aus angrenzenden Wohngebiet mit der Stadt im Rechtsstreit. Zum anderen wurden Baugenehmigungen „verschoben“ – im Hinblick auf ein ursprünglich vorgesehenes Gesamtkonzept für den Stadionausbau. Dieser kommt aber nicht, da die Kickers mittlerweile ein neues Stadion an anderer Stelle wollen.
Bis dieses steht, dürfte es noch ein Weile dauern und die Regierung von Unterfranken will nach einer Aufsichtsbeschwerde der klagenden Anwohner den Duldungszustand nicht länger hinnehmen. Die Stadt soll die Baugenehmigungen liefern.
Bis das passiert, wird die Flyeralarm-Arena übergangsweise wieder zum Drittliga-Stadion „geschrumpft“ mit maximal 10 006 Zuschauern. Ein Kapazität, die den DFB-Vorschriften genügt, wie sie 2015 genehmigt wurde und die laut Kickers-Chef Daniel Sauer nach den Erfahrungen aus der Drittliga-Saison 2015/2016 „wohl auch ausreicht“. Im Durchschnitt kamen damals 5346 Zuschauer pro Spiel.
Bittbrief an den DFB-Präsidenten
Was den Lärmschutz angeht, ein Hauptkritikpunkt der Anwohnerklagen, hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt reagiert. In Abstimmung mit den Kickers bat er am 17. Juli in einem Schreiben DFB-Präsident Reinhard Grindel um eine zeitliche Vorverlegung das abendlichen Pokalspiels gegen Bremen, da nach einem aktuellen Schallgutachten bei einem Anpfiff nach 19.30 Uhr die zulässigen Lärmschutzwerte derzeit nicht einzuhalten seien. Eine Antwort des DFB steht noch aus.
Kickers-Chef Daniel Sauer hofft zwar noch, die Partie am heimischen Dallenberg austragen zu können, man suche aber vorsichtshalber eine für die Fans „möglichst nahe und unkompliziert erreichbare Spielstätte“. Neben Schweinfurt prüfe man unter anderem Fürth, Nürnberg, Offenbach und Frankfurt. Begeistert ist der Kickers-Chef nicht: „„Ein Heimspiel in einem fremden Stadion bestreiten zu müssen, ist für unsere Fans und die Mannschaft bitter. Hinzu kommen Herausforderungen, die uns unterm Strich eine Menge Geld kosten werden.“
Lob für den Einsatz des OB, Kritik an den klagenden Anwohnern
Sauer lobt die Stadtverwaltung, insbesondere OB Schuchardt, für deren Unterstützung: „Sie tun alles dafür, dass die vielen tausend Fans der Kickers den Fußball so erleben können, wie es in anderen Städten eine Selbstverständlichkeit ist“.
Hart ins Gericht geht Sauer dagegen mit den klagenden Nachbarn. Deren Zahl sei nicht nur „verschwindend gering“, sie hätten zudem von Anfang an keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt und seien mitverantwortlich für einen „immensen wirtschaftlichen Schaden“ für den Verein und starke Beeinträchtigungen der Fans. „Hier in Würzburg schaffen es ein paar wenige, ganz vielen Fußball-Interessierten eine lange Nase zu zeigen“, bedauert Sauer.