Die Rechtsanwältin fragt: „Na, gehst du wieder zu deinen Reibeweibern?“ Ihr Lebensgefährte verteidigt sich: „Das heißt Kontakt-Improvisation!“ Er, ein klassischer Musiker mit Neigung zum Jazz, hat sich einer Gruppe für moderne Bewegungskunst angeschlossen, die keineswegs nur weibliche Mitglieder, also „Reibeweiber“ hat. Außerdem wird bei der Contact Improvisation (CI) nicht „gerieben“. Vielmehr konzentrieren sich die Ausübenden auf den einen Punkt, an dem ihre Körper Kontakt miteinander haben, und arbeiten mit diesem Punkt, lassen sich davon leiten. Die Beteiligten rollen sich aneinander ab oder vollführen andere spontane Choreografien.
In Würzburg organisiert Andrea Kneis seit vielen Jahren Begegnungen dieser Art. Verbunden mit anderen Tanzgenres, mit Literatur, Malerei und natürlich mit Musik entstehen so Programme, die das Publikum in milde Verwirrung versetzen können. CI in ihrer Reinform hingegen ist weniger zum Zuschauen gedacht, sondern zum Mitmachen.
Eben hierzu lädt das „1. Würzburger Tanz-Festival für Contact Improvisation” an diesem Sonntag, 2. Oktober, ein. Andrea Kneis und Marcus Baierlein luden ihre Bekannten von der weit verstreuten CI-Szene in die Mitte Deutschlands ein. Schon ab Freitag treffen rund 80 Aktive zu ihren „Jams“, wie die Tanz-Sessions heißen, zusammen und lassen die Kontaktpunkte rollen. Am Vorabend zum Tag der deutschen Einheit kann jeder mittun, auch ohne jede Erfahrung in dieser seltenen Kunstgattung.
„Uns ist wichtig, dass die Leute nicht zum Zuschauen kommen, sondern Lust aufs Tanzen und Ausprobieren mitbringen“, sagt Mitorganisatorin Claudia Pürckhauer.
Der Eintritt kostet 12 Euro, los geht?s um 19.45 Uhr in der Turnhalle der Schule Bechtolsheimer Hof, Hofstraße 16. Es wird barfuß und in bequemer Kleidung getanzt.