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Würzburg/Schweinfurt: Kolumne zur Bundestagswahl: Wie Schweißflecken Politiker authentisch machen

Würzburg/Schweinfurt

Kolumne zur Bundestagswahl: Wie Schweißflecken Politiker authentisch machen

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    Kolumne zur Bundestagswahl: Wie Schweißflecken Politiker authentisch machen
    Kolumne zur Bundestagswahl: Wie Schweißflecken Politiker authentisch machen

    Zeit wird's, dass der Wahlkampf endlich Fahrt aufnimmt. Schließlich sind es gerade noch drei Monate bis zur Bundestagswahl. Einer Wahl, von der alle mal wieder sagen, sie sei die wichtigste seit Jahrzehnten. Irgendwie stimmt es ja diesmal wirklich. Denn nach 16 Jahren Angela Merkel bekommt die Republik ganz sicher einen neuen Bundeskanzler. Oder eine neue Bundeskanzlerin.

    Wobei, ob das alles so sicher ist . . . . Vor vier Jahren hat es nach der Wahl immerhin ein halbes Jahr gedauert, bis eine neue Regierung stand. Mal schauen, wie lange die Koalitionäre diesmal brauchen, Angela Merkel bleibt solange zumindest mal geschäftsführend im Amt.

    Bevor wir weiter abschweifen, wollen wir uns an dieser Stelle lieber wieder um die Stilblüten, um die kleinen Nettigkeiten, aber auch die Fettnäpfchen kümmern, die der Wahlkampf im Fränkischen bereithält. Fundgrube Nummer eins sind die Social-Media-Accounts der Kandidatinnen und Kandidaten. In Corona-Zeiten spielt der Wahlkampf im Netz eh eine größere Rolle als sonst.

    Mit Bekenntnissen zur Fußball-Nationalmannschaft können Politiker gemeinhin nicht viel falsch machen. In der Ausführung gibt's dann doch Unterschiede. Während der Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder seine guten Wünsche vom Dach des Berliner Reichstags im Arbeitsanzug darbietet,  investiert seine Schweinfurter Parteifreundin Anja Weisgerber deutlich mehr Liebe ins Detail:  Vor dem Portugal-Spiel präsentierte sie sich nicht nur mit frischem Lippenstift, sondern geschmückt mit schwarz-rot-goldener Girlande um den Hals und schwarz-rot-goldenem Fächer aus dem heimischen Fernsehzimmer. Dazu ein freundliches "Auf geht's Jungs, ihr packt das heute!" Das Schönste: Es hat funktioniert. Wir sind im Achtelfinale!

    Im Spessart gibt's noch richtige Naturburschen. CSU-Mann Alexander Hoffmann präsentiert ein Video, das ihn beim Heumachen auf dem Bauernhof zeigt – erkennbare Schweißflecken auf dem T-Shirt inklusive. Da nimmt man ihm ab, dass er wirklich was geschafft hat. Mitbewerber Bernd Rützel von der SPD will nicht nachstehen. Voll dynamisch stellt er sich fürs Facebook-Foto in kurzer Hose hinter einem Ballen Heu. "Immer was ins Rollen bringen ..." schreibt er philosophisch dazu. "Lass Dich nicht vom Bauer erwischen!", kommentiert Parteifreund Harald Schneider trocken.

    Manuela Rottmann, die Grünen-Abgeordnete im Kreis Bad Kissingen, kann mit solcher Selbstinszenierung wenig anfangen. Sie mag's lieber hochpolitisch. Bei Facebook beklagt sie  "pseudoschlaues Nebelkerzendeutsch" und "Quatschformulierungen" im Wahlprogramm von CDU und CSU. Besonders erregt sie das Wort "Aufwuchspfad", mit dem die Union Preiserhöhungen bei fossilen Brennstoffen verschleiere. Rottmann hat da einen Punkt. Der Duden kennt die seltsame  Wortschöpfung der Unionsstrategen jedenfalls nicht.

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