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Würzburg: Kommentar: Wer nicht zu Hause bleibt, macht sich schuldig

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Kommentar: Wer nicht zu Hause bleibt, macht sich schuldig

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    Szenen wie diese wird es vorerst nicht mehr geben: Vergangenen Samstag standen noch viele Menschen auf der Alten Mainbrücke.
    Szenen wie diese wird es vorerst nicht mehr geben: Vergangenen Samstag standen noch viele Menschen auf der Alten Mainbrücke. Foto: Silvia Gralla

    Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass viele Menschen in ganz Deutschland das Ausmaß der Coronakrise immer noch nicht kapieren. Spielplätze sind rappelvoll, junge Leute feiern Corona-Parties, in den Parks drängeln sich Menschen, um die Frühlingssonne zu genießen. Und auch Senioren, die eigentlich besonders vorsichtig sein sollten, drängeln sich in Gruppen an Café-Tischen, als hätten sie vom Coronavirus noch nie was gehört. Welchen Teil von all den “Bleibt daheim“ –Aufforderungen haben diese Menschen nicht verstanden? Die Corona-Sendungen im Fernsehen haben Top-Quoten, Zeitungsartikel stoßen auf Rieseninteresse, der Virologe Christian Drosten ist der neue Popstar. Doch genutzt haben all die Infos und Mahnungen bei Teilen der Bevölkerung ganz offensichtlich - nichts.

    Als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Freitagmittag zur Pressekonferenz ans Rednerpult trat, war deshalb ziemlich klar, was kommen würde: Noch härtere Schritte, um die Corona-Krise in Bayern einzuschränken. Gewohnt souverän präsentierte er eine Reihe von Maßnahmen: Gaststätten, Baumärkte und Frisöre werden geschlossen. Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen sind nur noch in Ausnahmefällen möglich. Die Wohnung sollen die Einwohner Bayerns nur noch zum Arbeiten, Einkaufen und für Arztbesuche verlassen.

    Angesicht der geballten Unvernunft eines Teils der Bevölkerung passte es sehr gut, dass Söder wie der routinierte Lehrer einer schwierigen pubertierenden Schulklasse auftrat. Und wie jeder gute Lehrer hat Söder gemerkt, wann Schluss ist mit lustig. Freundlich, aber bestimmt erklärte er die angespannte Krisenlage, kritisierte das leichtfertige Verhalten zahlreicher Menschen und verkündete dann die Konsequenzen. Wer nicht freiwillig mitmacht, wird eben gezwungen. Notfalls mit Geldstrafen.

    Hoffentlich verstehen jetzt alle, was die Experten vom Robert-Koch-Institut sagen: Deutschland steckt in einer Krise ungeheuren Ausmaßes. Den Extremfall erleben gerade die Italiener. Hier transportieren Militär-Lastwagen die Leichen ab, weil auf den überfüllten Friedhöfen kein Platz mehr ist. Auf Krankenhausgängen sterben Menschen, weil sie nicht behandelt werden können. Ärzte und Pfleger brechen zusammen und erkranken selbst. Schwerkranke können nicht ins Krankenhaus gebracht werden, weil die Krankenwägen ständig im Einsatz sind und mit dem Abholen nicht mehr nachkommen.

    Einige kritisieren, dass durch die angeordneten Einschränkungen in der Corona-Krise über Jahrhunderte erkämpfte Grundrechte und die Freiheit der Bürger massiv beschnitten werden. Natürlich haben sie Recht. Doch eine bewährte liberale Demokratie übersteht das. Die harten Einschränkungen werden wieder aufgehoben, so viel Vertrauen sollten wir haben. Dann können wir das alles wieder – im Cafe sitzen, die Parks bevölkern, durch die Welt reisen. An den Folgen des Coronavirus werden in den nächsten Wochen viele Menschen sterben. Doch ohne einschneidende Ausgangsbeschränkungen, wie sie Markus Söder verkündet hat, wären es noch sehr viel mehr. Jetzt rettet es Leben, daheim zu bleiben.

    Vom französischen Mathematiker, Physiker und Philosophen Blaise Pascal (1623 – 1662) stammt das Zitat: „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ Keine Ahnung, was Blaise Pascal damals zu dieser Einsicht gebracht hat. Heute ist dieser Satz der Schlüssel zum einzigen Ausweg in einer extremen Situation.

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