Koksbrand ist ein spezielles Brennverfahren bei der Herstellung von großen Ton-Skulpturen. Spektakulär ist das Spiel mit dem Feuer vor allem nachts, wenn die Glut durch die Lücken im Ofen weithin leuchtet. Nach der Premiere im Vorjahr ließen sich die Künstlerinnen Barbara Kuschnarew-Wünsch (Waldbrunn) und Judith Stäblein-Hirsch (Rimpar) in diesem Jahr bei der Durchführung dieser besonderen Brenntechnik am Grillplatz in Waldbrunn über die Schultern schauen.
"Was wir hier machen, ist unser künstlerisches Hobby. Die Figuren sind ausschließlich für den Eigenbedarf bestimmt", betonen die Künstlerinnen auf die Frage nach dem Hintergrund. Der zeitliche und materielle Aufwand, den Barbara Kuschnarew-Wünsch und Judith Stäblein-Hirsch insbesondere für den finalen Zeitraum ihres künstlerischen Schaffens zur Gestaltung von lebensgroße Tonfiguren betreiben, ist immens. Weil diese wegen ihrer Größe nicht in gewöhnlichen Brennöfen gebrannt werden können, müssen hierzu eigens temporäre Öfen errichtet werden. Die Befeuerung erfolgt mit Koks. Vom Brennmaterial abgeleitet ist der Name des Koksbrand-Verfahren. Dazu braucht es viel Zeit und noch mehr Geduld – vom Aufbau eines Ofens bis zur Enthüllung der darin gebrannten Figur zwei Tage. Viele spannende Momente sind währenddessen zu überstehen, bis die Figuren schließlich nach Abbau der Brennsteine ans Licht kommen und erstmals mit einer lebhaften "Feuerzeichnung" zu bewundern sind.
Sensibles Spiel zwischen Feuchtigkeit und Temperatur
Zur Herstellung der Figuren wird spezieller Koksbrand-Ton benötigt. Aus dem Rohmaterial erfolgt in der Werkstatt zunächst die künstlerische Gestaltung eines Rohlings. Daran schließt sich mit der Austrocknung zu lederharten Figuren die erste spannende Phase an. Zu schnelle Trocknung führt zu Rissen im Ton, was beim nachfolgenden Brand unweigerlich zum Zerbrechen führen würde. Die gesamte Entstehungsphase von der Formgebung über Trocknung bis zum Brennvorgang ist eine Gratwanderung und ein sensibles Spiel zwischen Feuchtigkeit und Temperatur.
Nach der Trocknungsphase werden die Rohlinge aufrecht stehend zum Brennplatz transportiert und dort auf einem Ofensockel platziert. In Vorbereitung des Brennvorgangs wird die jeweilige Figur mit den ersten Reihen von Schamottsteinen umstellt und die erste Glut aus Grillkohle zwischen der Figur und den Schamottsteinen eingebracht. Diese Glutschicht sorgt dafür, dass die Restfeuchte langsam aus dem Tongebilde entweicht. Die Temperaturkontrolle an einer Figur erfolgt stetig mit der bloßen Handfläche. Mit fortschreitender Austrockung und Erwärmung werden um die Figur immer mehr Steinreihen aufgeschichtet, bis die Figur völlig eingebaut ist.
Brenntemperatur im Inneren von rund 1200 Grad Celsius
Auf die glühende Glutschicht wird immer wieder Koks aufgebracht. Dieser Vorgang dauert mehrere Stunden. Etwa 200 Kilogramm Koks werden so je Ofen benötigt. Um einen Kamineffekt zu erzielen, verbleiben zwischen den aufgeschichteten Schamottsteinen kleine offene Abstände. So entsteht eine Brenntemperatur im Inneren zwischen Steinen und Figur von rund 1200 Grad Celsius. Als Ritual für ein gutes Gelingen des Brandes wird in das Feuer ein Schnaps gekippt. Der Künstler und die Helfer "begießen" den Beginn des eigentlichen Brennvorgangs ebenfalls mit einem oder mehreren Schnäpsen.
Eine Nacht lang, etwa zwölf Stunden, dauert es, bis der glühende Koks erloschen ist und die Schamottsteine anschließend langsam auskühlen. "In dieser Zeit wird Brandwache gehalten. Das ist eine der Auflagen von Gemeinde und der örtlichen Feuerwehr zur Nutzung des Grillplatzes", bestätigen die Künstlerinnen. Vor allem bei Dunkelheit bietet sich beim Brennvorgang durch die leuchtende Glut ein einmaliges, weithin sichtbares Schauspiel. Die erneute Zustimmung der Gemeinde vorausgesetzt, soll es im nächsten Jahr wieder einen spektakulären Koksbrand geben in Waldbrunn am Grillplatz. Dann jedoch zur Sommersonnenwende.

