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Kürnach: Kürnach: Wie ein Kreisel die "Todeskreuzung" entschärfen soll

Kürnach

Kürnach: Wie ein Kreisel die "Todeskreuzung" entschärfen soll

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    Busse überqueren täglich die Kreuzung. Während der dreimonatigen Vollsperrung kommt es zu Fahrplanänderungen auf den Linien 430, 431, 437, 445, 461 und 671.
    Busse überqueren täglich die Kreuzung. Während der dreimonatigen Vollsperrung kommt es zu Fahrplanänderungen auf den Linien 430, 431, 437, 445, 461 und 671. Foto: Aurelian Völker

    Als "Todeskreuzung" ist die Kreuzung an der Staatsstraße (St) 2260 und der Kreisstraße WÜ 26 am Kürnacher Industriepark Nord im Volksmund bekannt. Seit Jahren wird darüber diskutiert, die Kreuzung zu entschärfen. Im Sommer 2019 wurde endgültig bekannt: Ein Kreisverkehr kommt. Ab 16. März rollen dafür die Bagger an. Binnen drei Monaten will die Firma Stolz Bau die Arbeiten fertigstellen, der Kreisel wird in Vollsperrung gebaut.

    Die Kreuzung ist seit Jahren ein Unfallschwerpunkt, erklärt Kürnachs Bürgermeister Thomas Eberth. Einer Zählung aus dem Jahr 2017 zufolge passieren rund 25 000 Fahrzeuge täglich die Kreuzung. Alle bisherigen Maßnahmen, etwa Geschwindigkeitsmarkierungen, Sichtschutzzäune und kleine Erhöhungen im Asphalt brachten keine sichtbare Verbesserung. 650 000 Euro kostet der Umbau zum Kreisverkehr. Da sowohl eine Staatsstraße als auch eine Kreisstraße betroffen ist, teilen sich der Freistaat und der Landkreis die Kosten, erklärt Johanna Fischer vom Staatlichen Bauamt Würzburg. Die offizielle Umleitungsstrecke von Würzburg nach Prosselsheim verläuft über die B19 nach Unterpleichfeld und weiter über Oberpleichfeld. Die Verkehrsführung in Gegenrichtung ab Prosselsheim verläuft durch Kürnach und weiter zur B19.

    33 Unfälle in zehn Jahren

    Die Polizei Würzburg-Land begrüßt die Maßnahme sehr. Polizeihauptkommissar Longin Schubert, Fachbereichsleiter für Verkehrsaufgaben, vergleicht den Kreiselbau als letzte Lösung mit dem medizinischen Begriff "austherapiert", da etwa Sichtschutzzäune und zusätzliche Schilder und Markierungen keine Wirkung zeigten. Zuletzt hatte es zwar glücklicherweise keine tödlichen Unfälle mehr gegeben, dennoch ereigneten sich 32 Unfälle innerhalb der letzten zehn Jahre. In 75 Prozent der Fälle wurde die Vorfahrt missachtet. 29 Personen haben sich dabei leicht bis mittelschwer verletzt. Nur einen Tag, nachdem Schubert dieser Redaktion die Zahlen genannt hatte, ereignete sich ein weiterer Unfall an jener Kreuzung, bei der sich ein Motorradfahrer leicht verletzt hat.

    Erst am vergangenen Dienstag ereignete sich ein Unfall an der "Todeskreuzung" bei Kürnach, bei dem sich der Fahrer eines Leichtkraftrads leicht verletzte. Die Polizei, das Bauamt und die Gemeinde Kürnach gehen davon aus, dass die Unfallzahlen deutlich zurückgehen werden.
    Erst am vergangenen Dienstag ereignete sich ein Unfall an der "Todeskreuzung" bei Kürnach, bei dem sich der Fahrer eines Leichtkraftrads leicht verletzte. Die Polizei, das Bauamt und die Gemeinde Kürnach gehen davon aus, dass die Unfallzahlen deutlich zurückgehen werden. Foto: Aurelian Völker

    Vor Ort kann der Reporter dieser Redaktion nachvollziehen, weshalb so viele Unfälle passieren. Einige Autos kommen mit teils völlig überhöhter Geschwindigkeit an die Kreuzung, bremsen dann leicht ab und überqueren die Kreuzung – ohne am Stoppschild anzuhalten. Gefühlt im Minutentakt passieren Lkw die Kreuzung, ein Großteil biegt in das Gewerbegebiet "Industriepark Nord" ab, in dem sich zwei große Logistikunternehmen befinden. Entsprechend wird ein großer Kreisel mit einem Durchmesser von 45 Metern gebaut. Eberth denkt dabei bereits daran, dass zukünftig Gigaliner auf den Straßen unterwegs sein könnten. Unter den Verkehr mischen sich Traktoren, Motorräder, Busse – und ein Mann auf einem Cityroller.

    Einschränkungen im Busverkehr

    Auf den Buslinien 430, 431, 437, 445, 461 und 671 kommt es während der Bauphase zu Fahrplanänderungen. Die Haltestelle "Industriepark/Nord" wird nicht bedient. Für die Linien 430 und 431 wird dafür die Ersatzhaltestelle "Am Neuen Berg" in Kürnach angefahren. Von den Änderungen besonders betroffen ist der Estenfelder Ortsteil Mühlhausen. Einige Fahrten der Linie 431 ab Mühlhausen werden um zehn Minuten nach vorne verlegt, die Abfahrtszeit an den folgenden Haltestellen in Kürnach und Estenfeld erfolgt planmäßig. Die Fahrten um 12.54 Uhr und 15.54 Uhr ab Mühlhausen entfallen ersatzlos. Auf der Linie 437 beginnt die Fahrt um 7.20 Uhr nicht in Bergtheim, sondern an der Haltestelle Pleichachbrücke in Unterpleichfeld. Die Busse um 17.37 Uhr und 18.37 Uhr auf der Linie 461 halten nicht in Estenfeld, dafür steuern sie die Haltestellen in Mühlhausen an.

    Kreisel statt Ampelanlage

    Neben dem Kreisverkehr stand auch der Bau einer Ampel zur Diskussion. Die Erfahrung an ähnlichen Kreuzungen habe aber gezeigt, dass es dort teilweise weiterhin zu Vorfahrtsverstößen kommt. Der Kreisverkehr lasse zudem einen besseren Verkehrsfluss zu, da alle vier Achsen relativ gleichmäßig belastet sind. Das Bauamt erkenne überdies einen deutlichen Rückgang von Unfallzahlen an Kreuzungen, welche zu Kreisverkehrsplätzen umgebaut wurden. "Es läuft etwas falsch, wenn meine Feuerwehr öfter vor Ort ist, als das Bauamt. Deshalb sind wir froh, dass der Kreisverkehr kommt", sagt Eberth und hofft in der Bevölkerung auf Verständnis für die Umleitungen zu stoßen.

    Der Lageplan des zukünftigen Kreisels. Der Durchmesser beträgt 45 Meter, die Fahrbahn ist sieben Meter breit.
    Der Lageplan des zukünftigen Kreisels. Der Durchmesser beträgt 45 Meter, die Fahrbahn ist sieben Meter breit. Foto: Aurelian Völker

    Im Anschluss an die Baumaßnahme wird die Fahrbahn der St 2260 im weiteren Streckenverlauf Richtung Prosselsheim auf einer Länge von 1700 Metern saniert. Durch eine Kurvenabflachung wird hier ein weiterer Unfallhäufungspunkt beseitigt.

    Informationen für die Nutzer des ÖPNV: Der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) erstellt zeitnah neue Busfahrpläne für die Zeit der Baumaßnahme. Außerdem bietet die VVM-App den Nutzern die Möglichkeit, sich jederzeit über die aktuellen Fahrtzeiten zu informieren. Die Fahrpläne und weitere Informationen finden Sie unter www.vvm-info.de

    Bereits 2017 setzte sich die Gemeinde Kürnach mit Unterstützung vom Landtagsabgeordneten Manfred Ländner für Verkehrsverbesserungen an der Kreuzung ein. "Dieser Knoten mit schlimmen Unfällen soll unbedingt zu einem Kreisverkehr ausgebaut werden", sagte Bürgermeister Thomas Eberth.
    Bereits 2017 setzte sich die Gemeinde Kürnach mit Unterstützung vom Landtagsabgeordneten Manfred Ländner für Verkehrsverbesserungen an der Kreuzung ein. "Dieser Knoten mit schlimmen Unfällen soll unbedingt zu einem Kreisverkehr ausgebaut werden", sagte Bürgermeister Thomas Eberth. Foto: Aurelian Völker
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