Die Vermittlung von Kultur an andere Menschen als Gemeinsamkeit der Preisträger: Montagabend wurden im Rathaus die städtischen Kulturmedaillen verliehen. Das Ehepaar Stein-Salomon, die Geigerin und Musik-Dozentin Ella Bulatova und die Initiative „Willkommen mit Musik“ (WiMu) haben die mit jeweils 500 Euro dotierten Auszeichnungen in diesem Jahr erhalten.
Es waren die Kulturmedaillen Nummer 50, 51 und 52 (seit Einführung der jährlichen Ehrung im Jahr 1995), die Oberbürgermeister Christian Schuchardt im voll besetzten Ratssaal aushändigte. Aus zahlreichen Vorschlägen hat eine Findungskommission drei Preisträger ausgesucht, deren großes gesellschaftliches Engagement im Kulturbereich gewürdigt wird: „Ihr gemeinsames Element und die bindende Klammer ist die Vermittlung von Kunst und Kultur“, sagte Schuchardt.
Elisabeth Stein-Salomon ist Mitinhaberin der Buchhandlung Knodt und Initiatorin der erfolgreichen Aktion „Würzburg liest ein Buch“, die im Jahr 2018 zum dritten Mal stattfinden wird. Ihr Ehemann Wolfgang Salomon ist als Theatermacher, Musiker, Komponist und Autor der kreative Kopf im Theater am Neunerplatz. „Die beiden haben offenbar einen kreativen Hochleistungsmotor eingebaut“, sagte Main-Post-Redakteurin Regina Krömer in ihrer Laudatio.
Während Elisabeth Stein-Salomon und ihre Mitstreiter durch ihre Leseaktion auf innovative Art und Weise Kultur machen, ist es Wolfgang Salomons größtes Anliegen, Kinder und Jugendliche für das Theater zu begeistern. „Beide sind mit Herz und Klugheit bei der Sache und sprechen immer auch von denen, die mithelfen“, so Krömer.
Das Theater am Neunerplatz ist mittlerweile auch der Träger der Initiative „Willkommen mit Musik“, deren über dreißig Mitstreiter – Musiker, Musikstudenten und Pädagogen – seit gut zwei Jahren in Sachen Integration von Flüchtlingen und Willkommenskultur in der Stadt aktiv sind.
„Sie leisten hochprofessionelle Arbeit mit jungen Asylantinnen und Asylanten“, so der ehemalige städtische Kulturmanager Johannes Engels, der die WiMu-Gründer von Anfang an kennt und begleitet hat: „Sie haben uns damals innerhalb von fünf Minuten von ihrer Idee überzeugt. Ihre Art der Willkommenskultur sucht ihresgleichen in unserer Gesellschaft.“
Begonnen hat alles mit dem Bassisten Jonas Hermes und zwei weiteren Jazz-Studenten der Hochschule für Musik, die in der Mittagspause für Flüchtlinge bei den Ebracher Schwestern musizierten. Daraus hat sich ein Projekt entwickelt, das geflüchtete Menschen mit dem Angebot, gemeinsam Musik zu machen und Instrumente zu lernen, in Würzburg empfängt. WiMu wird inzwischen pro Jahr mit 10 000 Euro vom Bezirk unterstützt und kann seine musikpädagogischen Angebote auch auf Aufnahmeeinrichtungen in anderen unterfränkische Kommunen ausweiten.
Jonas Hermes erinnerte an die vor 27 Jahren verabschiedete UN-Kinderrechtskonvention: „Unsere Initiative wäre nicht nötig, wenn diese Konvention von den Mächtigen der Welt nicht ignoriert werden würde.“ Die Verleihung der Kulturmedaille an ein Projekt wie WiMu sage viel aus über Würzburg: „Sie zeigt, dass wir alle uns eine offene und lebendige Stadt wünschen. Ablehnung, Intoleranz und Ausgrenzung werden in Würzburg aktiv bekämpft.“
Auch die dritte Preisträgerin setzt sich dafür ein, Musik breiten Schichten zugänglich zu machen. Ella Bulatova ist die ehemalige erste Geigerin des Moskauer Bolschoi-Theaters und kam mit ihrer Familie 1995 als Kontingentflüchtling nach Würzburg. Hier hat sie in den letzten zwanzig Jahren zahllose Konzerte gespielt und organisiert und an der Sing- und Musikschule sowie an der Musikhochschule Geige gelehrt.
Bulatova habe ihre Schüler und Studenten „immer wieder durch ihre einfühlsame Unterrichtsmethoden, mit Einfühlsamkeit, Kreativität und Warmherzigkeit begeistert“, betonte Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, die Bulatova seit ihrem ersten Würzburger Auftritt am 16. März 1996 an der Grundschule Heuchelhof kennt.