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Würzburg: Kunst in Würzburg: Was Narren in Augustinerkirche über Shitstorms, Klimawandel und Migration lehren

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Kunst in Würzburg: Was Narren in Augustinerkirche über Shitstorms, Klimawandel und Migration lehren

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    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen.
    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen. Foto: Thomas Obermeier

    Besuchende der Würzburger Augustinerkirche erwartet in den kommenden Wochen ein ungewohntes Bild: Ein Stein mit einem angebundenen Baum leitet als Wegweiser in die Kirche, wo ein Haufen vertrockneter Bäume auf dem Boden liegt und bunte Banner in der Luft hängen. Was auf den ersten Blick nach Unordnung oder einem Streich wirken kann, entpuppt sich als ein riesiges Kunstwerk mit dem Titel "Die Narren", das die gesamte Kirche einnimmt. "Die Narren auf den Bannern sind oben und schauen herunter auf die Welt, die im Argen liegt", sagte die Künstlerin Gerda Enk, die das Kunstwerk zusammen mit dem Bildhauer Thomas Reuter schuf.

    Laut der Winterhäuserin sind Närrinnen und Narren keineswegs dumm. "Sie sind irritierend vielschichtig und widersprüchlich", steht in dem Ausstellungsflyer, "schonungslos unangepasst ist ihr Blick". Die Närrinnen und Narren seien angemessene Beobachtende des Irrsinns der aktuellen Welt. Während diese Symbolfiguren im November vergangenen Jahres im Rathaus Würzburg noch zum Nachdenken über Shitstorms anregten, ist ihr neues Thema der Klimawandel.

    "Wir Menschen sind verrückt geworden", heißt es in dem Flyer weiter, "weil wir unsere Lebensgrundlage zerstören." Um das zu untermauern, wurden als vertrocknete Bäume auf dem Kirchenboden Fichten aus dem Würzburger Landkreis gewählt. Eine Baumsorte, die es in dieser Region schon bald wegen zu viel Trockenheit nicht mehr geben wird. Auch die Wahl der Kirche als Ausstellungsraum war keineswegs zufällig. "Wir wollten Räume, die nicht durch Kunst vorgeprägt sind, sondern Räume die eigentlich andere Inhalte transportieren", sagt Enk.

    Welche Inhalte sie genau meint, führt die Künstlerin nicht weiter aus. Dafür spricht sie einen Widerspruch an: "Es ist ein Ort mit einer langen Tradition, zu der in der Weihnachtszeit überdimensional große Weihnachtsbäume gehören, obwohl dieser Brauch nicht aus dem Christlichen, sondern aus dem Heidnischen kommt."

    Enk will durch ihr Kunstwerk genau auf solche Ungereimtheiten hinweisen. Sie lädt gemeinsam mit dem Bruder Peter Reinl des Augustinerordens die Besuchenden zum Beobachten, Nachdenken und Bilden einer eigenen Meinung ein. So charakterisiert der Mitveranstalter Reinl auch die Närrinnen und Narren: "Was sie auszeichnet ist, dass sie sich ein Stück heraus nehmen um einen guten Überblick zu haben und gleichzeitig richtig reingehen in die Scheiße."

    Diese Mischung aus gesundem Abstand und bedingungslosen Einsatz für die Werte, mache Närrinnen und Narren einzigartig. "Der Stein vor dem Eingang, aus dem ein Baum wächst, ist ein Zeichen, dass es wider aller Zweifel und Herausforderungen eine Zukunft gibt", sagt Reinl, "so liegt der Stein als größter Narr da." Dass dieser Baum während der Ausstellungszeit abgerissen wurde, verärgerte die Künstlerin nicht. "Nichts hätte die Wirkung der Ausstellung besser ausdrücken können", sagt die Winterhäuserin.

    Mit Carola Rackete, die wider aller gesellschaftlicher und rechtlicher Hürden Menschenleben in Seenot rettet und Yacouba Sawadogo, der wider aller Vorurteile Wüstenstücke zu Wäldern umarbeitete, findet Enk Beispiele für ihre Definition von Närrinnen und Narren. Sie selbst sei keine Närrin, den Titel könne sich niemand selbst geben, denn "Narren wollen nicht heraus stechen, sie tun es."

    Bevor "Die Narren" weiter nach Nürnberg ziehen, um Migration zu thematisieren, sind sie noch bis Sonntag, 20. Februar, in der Würzburger Augustinerkirche kostenlos anzuschauen. "Kunst und Kultur muss hürdenlos zugänglich sein", möchte Reinl alle interessierten Menschen zur Besichtigung einladen.

    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen.
    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen. Foto: Thomas Obermeier
    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen. Gerda Enk und Bruder Peter Reinl stellen die Ausstellung vor.
    Die Narren #2 ist ein Kunstprojekt von Gerda Enk und Thomas Reuter in der Augustinerkirche Würzburg. Es ist noch bis Ende Februar zu sehen. Gerda Enk und Bruder Peter Reinl stellen die Ausstellung vor. Foto: Thomas Obermeier
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