Sie wirken irgendwie fehl am Platz und sind doch genau an der richtigen Stelle – die quietschgelben Osterglocken, die sich ihren Weg aus den Erdhügeln mitten auf der Baustelle gebahnt haben. Zwei Jahre bevor auf dem Konversionsgelände der früheren Leighton Barracks das rote Band für die Landesgartenschau (LGS) durchgeschnitten werden soll, haben die Frühlingsboten jetzt eine erste Fährte gelegt – und das gerade rechtzeitig. Am Samstag wird der 21 Hektar große Park im neuen Stadtteil Hubland zum ersten Mal für interessierte Bürger geöffnet.
„Wir feiern den Übergang vom Bau des Parkes in die Schau“, erklärt LGS-Geschäftsführerin Claudia Knoll. Sechs Jahre nachdem die Stadt den Zuschlag bekommen hatte, nimmt die blühende Vision langsam Gestalt an: Entlang des 1,7 Kilometer langen Bürgerparks sind Wege angelegt, hunderte Bäume gepflanzt und Fundamente für Sportanlagen errichtet worden. Mit jeder neuen Lieferung wird die braune Fläche der ehemaligen Flugzeuglandebahn ein Stück mehr mehr zur „grünen Lunge“. Aktuell wird an der Hälfte der zwölf Bauabschnitte gearbeitet.
„Wir wollen die Bürger auffordern, bei uns mitzumachen“, sagt Knoll. Egal, ob Unternehmen, Studenten, Kulturschaffende oder Gastronomen, jeder könne die Schau mit seinen Ideen und seiner Kreativität mit Leben füllen. Denn neben den üblichen „Vorzeigeblümchen“ sollen Projekte, Aktionen und Stände die „Würzburger Seele“ widerspiegeln. Eine „innovative und experimentierfreudige“ Landesgartenschau hatte die Stadt in ihrer Bewerbung versprochen. Geographisch „auf Augenhöhe mit der Festung Marienberg“, inhaltlich „auf Augenhöhe mit der Zeit“. Wie das von April bis Oktober 2018 aussehen wird, hängt vom Engagement der Würzburger ab. „Wir sind euer Transportmittel“, appelliert Knoll. Wer eine Idee habe, möge sich bei der Landschaftsarchitektin und ihrem Team melden.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Bürgern – das wünschen sich die Organisatoren der Schau. Denn was passieren kann, wenn man die Öffentlichkeit nicht einbezieht, hat sich diese Woche im oberbayerischen Traunstein gezeigt. Dort haben sich 63,29 Prozent bei einem Bürgerentscheid gegen die LGS 2022 ausgesprochen – ein Schlag ins Gesicht für die Planer. „Wir möchten verhindern, dass die Stadt Traunstein sich über Jahre hinweg hoch verschuldet“, argumentierte das dortige Aktionsbündnis, das die Kosten höher als die veranschlagten 26 Millionen Euro einschätzt.
Tatsächlich ein gutes Stück teurer soll die Würzburger Schau werden. Derzeit rechnen Knoll und ihre Kollegen für die Erstellung des Parks mit Kosten in Höhe von 18,1 Millionen Euro. Hinzu kommen Durchführungskosten von 13 Millionen Euro. Je nach Projekt gibt es Fördergelder des Landes, Bundes oder der Europäischen Union. Gegenwind seitens der Bürger gab es bislang keinen.
„Das Ergebnis des Bürgerentscheids in Traunstein finden wir sehr bedauerlich, da eine Gartenschau eine tolle Chance zur Stadtentwicklung darstellt“, teilt die Würzburger LGS-Geschäftsführung auf Anfrage mit. Die Diskussion über die Chancen eines solchen Großprojektes sei dort „offensichtlich leider nicht in ihrer Gesamtheit geführt“ worden.
In Würzburg soll die Schau ein ökologischer und nachhaltiger Motor für die Stadtentwicklung am Hubland sein. Nach der halbjährigen Präsentation, zu der 800 000 Besucher erwartet werden, soll der entstandene Bürgerpark das Herzstück des neuen Stadtteils bleiben.
Info: Die Landesgartenschau am Hubland und Führungen über das Gelände
Die Landesgartenschau 2018 im neuen Würzburger Stadtteil Hubland ist die zweite nach 1990 (damals am Gelände unterhalb der Festung Marienberg). Eigentlich wollte die Stadt bereits 2016 die LGS, unterlag aber Bayreuth, wo die Schau am 22. April eröffnet wird.
Das Baustellenfest findet am Samstag, 16. April, von 11 bis 17 Uhr statt. Erreichbarkeit: Linie 14 ab Busbahnhof, Haltestelle Philosophisches Institut oder Linie 10 ab Sanderring, Haltestelle Hubland /Mensa, Parkplätze am Philosophischen Institut am Galgenberg.
Ab 6. Mai lädt die LGS-Geschäftsführung bis Oktober jeden ersten Freitag im Monat um 14 Uhr zu einer Führung über das Gelände ein. Treffpunkt ist jeweils am Kopfgebäude der Mall in der Magdalene-Schoch-Straße. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.