Acht Stunden standen Martin Schwarz bei der Gesellenprüfung in der Berufsschule zur Verfügung, um an einem Stück Türblech zu arbeiten, anhand dessen er zeigen sollte, wie gut er verschiedene Karosserietechniken beherrscht. Anschließend wurde das Gesellenstück des 23-Jährigen bewertet – zunächst auf Kammer-, dann auf Innungsebene. Das Ergebnis: Bayernweit hat kein Auszubildender die Aufgabe besser gelöst; Martin Schwarz ist im Bereich Karosserie-Fahrzeugbau mit Fachrichtung Fahrzeuginstandhaltung Landessieger.
„Was früher im gesamten Auto an Kabeln vorhanden war, findet sich heute schon in einer einzigen Tür."
Bernhard Schwarz, Inhaber von Auto Schwarz
„Das Arbeiten mit Blech gefällt mir“, sagt Schwarz, der beim Karosserie- und Lackierfachbetrieb Schwarz in Frickenhausen in der Werkstatt seiner Eltern tätig ist. Ob Ausbeulen, Schweißen oder einen Teilersatz bauen, „man braucht gewisse Fähigkeiten, um das zu können“. Die Ausbildung zum Karosserie-Fahrzeugbauer ist bereits die zweite Ausbildung des 23-Jährigen. Ihr ging eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker voraus. Wer als solcher arbeiten möchte, braucht ein gewisses Verständnis für Technik, Elektronik und Mathematik, so Schwarz. Beim Karosseriebau würde der praktische Teil überwiegen, „man muss ein Gefühl für das Material entwickeln“. Wie verhält sich Blech? Wie verändert es sich, wenn ich es bearbeite? All dies könne man nur durch viel Übung erlernen.
Kein gutes Image für Handwerksberufe
„Ich wollte ein Grundverständnis davon bekommen, was in unserem Betrieb abläuft und wie in den einzelnen Bereichen gearbeitet wird“, erklärt Martin Schwarz den Hintergrund seiner zwei Ausbildungen. Aufgrund seiner Auszeichnung als Landessieger hat er ein Stipendium erhalten, mit dem er sich zum Fach- bzw. Betriebswirt weiterbilden will. Benötigen wird der 23-Jährige all dieses Wissen schon bald: Zum Jahreswechsel wird er Geschäftsführer der noch neu zu gründenden Auto Schwarz KG; Vater Bernhard Schwarz bleibt Gesellschafter. „Irgendwann muss man anfangen, aufzuhören“, sagt der 59-Jährige und lacht. Schon als Kind verbrachte Martin Schwarz viel Zeit in der Werkstatt der Eltern – „wie das eben in einem Familienbetrieb so ist“, so Vater Bernhard. „Man sieht viel und hat einfach eine Verbindung zu dem Beruf.“
In der öffentlichen Wahrnehmung hätten Handwerksberufe kein gutes Image, bedauert Bernhard Schwarz. Dabei seien viele dieser Berufe heute äußerst komplex. In seiner Werkstatt, die seit 1988 besteht, sind zwölf Mitarbeiter beschäftigt, darunter sechs Auszubildende in vier verschiedenen Berufen. „Wir bilden zum Karosseriebauer, Kfz-Mechatroniker, Lackierer und zur Fachkraft für Büromanagement aus.“
"Wenn man lange an einem Objekt gearbeitet hat und es dann wieder picobello vor einem steht, ist das ein schönes Gefühl.“
Martin und Bernhard Schwarz, Frickenhausen
Dadurch, dass in Fahrzeugen immer mehr Technik verbaut wird, teilt sich die Arbeit in einer Kfz-Werkstatt in immer mehr verschiedene Berufe auf, erklärt Martin Schwarz. „Man muss Fehlerspeicher auslesen können und sich mit Fahrerassistenzsystemen auskennen“, zählt er nur einige Fähigkeiten auf, die zum Profil des Kfz-Mechanikers dazugekommen seien. „Was früher im gesamten Auto an Kabeln vorhanden war, findet sich heute schon in einer einzigen Tür“, so Bernhard Schwarz.
Den Mitarbeitern Anreize bieten
Die Suche nach geeigneten Auszubildenden und Fachkräften läuft bei Auto Schwarz noch auf dem klassischen Weg: „Wenn wir einen Mitarbeiter benötigen, schreiben wir das über die Handwerkskammer aus“, sagt Martin Schwarz; künftig wolle man aber auch in sozialen Netzwerken aktiv werden und dort Nachwuchskräfte ansprechen. Auch über Schulpraktika sei man immer wieder zu Auszubildenden gekommen, ergänzt sein Vater. Dass es schwierig ist, Fachpersonal zu finden, darin sind sich beide einig. „Man muss den Mitarbeitern etwas bieten“, sagt Bernhard Schwarz, zum Beispiel gute Arbeitsbedingungen. In einer neuen Halle, die neben dem Hauptgebäude am Ortsrand von Frickenhausen entsteht und eine Lackiererei beherbergen wird, soll alles modernstem Standard entsprechen. Tageslicht, leichtere Maschinen sowie ein eigener Arbeitsplatz mit Hebebühne und eigenem Werkzeug für jeden Mitarbeiter sollen die Arbeit erleichtern.
Was den Reiz an ihrer Tätigkeit ausmacht, können Vater und Sohn direkt beantworten: Sehen, was man geschafft hat. „Wenn man stunden- oder gar wochenlang an einem Objekt gearbeitet hat, es zerlegt, Teile bestellt und gerichtet hat, und es dann wieder picobello vor einem steht, ist das ein schönes Gefühl.“
Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker Die Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker ist eine duale Ausbildung. Sie findet im Ausbildungsbetrieb und an der Berufsschule statt und dauert dreieinhalb Jahre. Zu den Aufgaben zählen unter anderem Schäden an Fahrzeugen untersuchen, Fehler, Störungen und Mängel feststellen, Ursachen dokumentieren, Instandsetzungsarbeiten und Beratung. Im Rahmen der Ausbildung werden die besten Prüflinge auf Innungsebene als Innungsbeste ausgezeichnet; entscheidend sind sowohl die theoretischen als auch die praktischen Arbeiten. Es folgt die Handwerkskammerebene mit dem Kammersieger; in einer weiteren Runde werden die Landessieger ermittelt - und abschließend aus der Reihe der Landessieger der Bundessieger.
