Seit dem 15. März können Studierende über einen digitalen Antrag die Energiepreispauschale von 200 Euro beantragen. Aufgrund der steigenden Energiekosten und Lebensmittelpreise für Studentinnen und Studenten eine dringend notwendige Finanzspritze. Entsprechend groß war der Ansturm auf die Online-Plattform. Die Folge: Fehlermeldungen, Serverabstürze und lange Wartezeiten, die in den Sozialen Netzwerken gleichermaßen für Belustigung und Frust sorgten.
"Ich kenne kaum jemanden, der keinen Stress hatte, weil er dringend auf das Geld angewiesen war und die Plattform nicht funktionierte oder man Daten eingegeben hat und nicht weiß, wo diese landen", sagt Malte Kirchhof, der an der Universität Würzburg Museumswissenschaften, Kunstgeschichte und Geschichte studiert. Sein Fazit: Das Verfahren ist "unnötig kompliziert". Was macht die Antragsstellung so kompliziert?
"Die Seite Einmalzahlung200 hat mich fünf bis sechs Mal rausgeschmissen"
Um die Energiepauschale zu beantragen, müssen sich Studierende bei BundID – dem zentralen Benutzerkonto für digitale Verwaltungsleistungen – registrieren. Ohne BundID kann kein Antrag gestellt werden. Eine Registrierung ist mit Online-Ausweis, dem persönlichen Elster-Zertifikat oder durch Benutzernamen und Passwort möglich. "Ich habe mir ein paar Tage vor dem 15. März die BundID angelegt, das war kein Problem", erinnert sich Malte Kirchhof.

Doch bereits bei der Angabe der persönlichen Daten sei er das erst mal stutzig geworden: "Wofür braucht es eine Handynummer, das ist mir nicht ganz klar? Ich weiß bis heute nicht, wo meine Daten hingegangen sind." Er ergänzt: "Ich habe gesagt, für 200 Euro mache ich das, wobei der Betrag auch ein Witz ist." Zumindest funktionierte die Erstellung seines BundID-Kontos mithilfe seines Online-Ausweises, den er bereits im Vorfeld bei einem Termin im Bürgerbüro aktivieren ließ, innerhalb weniger Minuten. Hindernisse tauchten erst bei der Antragsstellung über das Portal Einmalzahlung200 auf.
"Die Seite Einmalzahlung200 hat mich fünf bis sechs Mal rausgeschmissen, zum Teil nach einer Stunde Wartezeit. Ich war ständig in virtuellen Warteräumen."
Malte Kirchhof (Student) über die Beantragung der Einmalzahlung
"Die Seite hat mich fünf bis sechs Mal rausgeschmissen, zum Teil nach einer Stunde Wartezeit. Ich war ständig in virtuellen Warteräumen. Wenn ich dann rausgeschmissen wurde, war mir nicht ganz klar, was ich jetzt machen muss", beschreibt er den Vorgang. Sein Hauptproblem: Die Verifizierung des Online-Ausweises funktionierte nicht. Die Verbindung zu Bund-ID schlug immer wieder fehl. Diese ist aber notwendig, um den Antrag komplett ausfüllen zu können. "Im Nachhinein stellte sich heraus, ich brauche den Online-Ausweis gar nicht", ärgert er sich. "Dann habe ich es nur mit der Bund-ID und der Variante Benutzername und Passwort sowie dem persönlichen Code und Pin der Uni probiert. Das habe ich alles per Hand eingegeben, dann hat es geklappt."
Registrierung bei BundID auch mit Benutzername und Passwort möglich
Bei seiner Freundin Pia May, die Europäische Ethnologie und Museologie an der Uni Würzburg studiert, schlug bereits die Anmeldung bei BundID fehl. Auch sie versuchte frühzeitig ihr Konto zu erstellen, um direkt am 15. März den Antrag stellen zu können. Die Vorsitzende des Sprecher*innenrat der Uni Würzburg erhielt jedoch keinen Code per E-Mail, um das Konto freizuschalten. Dreimal versuchte sie es, erfolglos. "Erst drei Stunden später hatte ich drei E-Mails in meinem Postfach", sagt sie, "man hat aber nur 30 Minuten Zeit, um den Code einzugeben."

Um das Passwort für die BundID zu resetten, musste sie nach Nürnberg fahren. Dort ist ihr Erstwohnsitz. Das habe sie laut eigener Aussage richtig wütend gemacht, denn die meisten Studierenden lebten nicht mehr bei ihren Eltern. Nürnberg ist noch in der Nähe, doch nicht alle würden im unmittelbaren Umkreis der Universität wohnen, sagt sie. Einen Tag nach dem Start des Portals hatte Pia May jedoch immer noch keine BundID. Für sie der Moment, sich mit Benutzernamen und Passwort zu registrieren - "auch wenn das nicht empfohlen wird." Danach ging alles ganz flott. "Ich bin in keinen virtuellen Warteräumen fest gehangen, sondern konnte den Antrag direkt absenden".
Auf die Frage, wieso es bei ihr problemlos lief, antwortet sie: "Ich habe einfach nur ein günstiges Zeitfenster erwischt, ein paar Tage später funktionierte die Plattform erneut nicht." Stress habe sie zwar im Vorfeld der Antragsstellung gehabt, das Geld hätte ihr aber geholfen. "Ich musste für einen Monat nicht darüber nachdenken, meine Krankenkasse zahlen zu müssen", so Pia May. Trotzdem ärgere sie das Konto bei BundID. Es könne zwar jederzeit gelöscht werden und lösche sich bei Inaktivität nach 24 Monaten automatisch, "nichtsdestotrotz ist da die Verknüpfung meiner Daten, die mal eingereicht wurden." In ihren Augen müsste es eine analoge Alternative geben.
Uni Würzburg hätte im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Erleichterung gesorgt
Die Beantragung der Energiepauschale haben die beiden Studierenden nicht nur als technisch kompliziert wahrgenommen, sondern auch die "schlechte und uneindeutige Kommunikation" vor dem Start der Plattform, verunsicherte sie. Zum Beispiel werde suggeriert, dass Studierende einen Online-Ausweis brauchen, um ein BundID-Konto zu erstellen. Während der Beantragung sei aber klargeworden, dass es auch ohne geht. Generell stehe für Malte Kirchhof der Aufwand der Antragsstellung in keinem Verhältnis zur Höhe der Einmalzahlung. Bei ihm sei dafür ein Tag draufgegangen, an dem er eigentlich an seiner Hausarbeit schreiben wollte.

"Ich hatte den Eindruck, dass die Plattform relativ plötzlich kam", ergänzt der Student. "Es ist ewig diskutiert worden, dann hatten es alle vergessen und dann hieß es, am 15. März geht es los." Die Universität Würzburg habe in ihren Augen schnell reagiert und auf unkomplizierte Weise die benötigten Daten bereitgestellt. Laut Pressesprecher Robert Emmerich habe die Uni direkt am Starttag die Studierenden per E-Mail darüber informiert, "dass sie ihren Zugangscode und die Pin auf dem Studienportal WueStudy abrufen können." Dies habe laut Emmerich funktioniert, Probleme oder Beschwerden seien der Uni bislang keine bekannt.