Der Schwung in den deutsch-französischen Städtepartnerschaften hat spürbar abgenommen. In Rimpar hat nun das Partnerschaftskomitee Languidic einen Hilferuf an den Marktgemeinderat gerichtet und die Räte zu einem klaren Bekenntnis zur weiteren Partnerschaftsarbeit aufgefordert.
"Unsere Daseinsberechtigung als Verein ist nur gegeben, wenn die Gemeinde das Thema ernst nimmt", erklärte Vorsitzende Ulrike Haase. Die Erhebung der Beiträge von den Mitgliedern sei nur zu verantworten, wenn es auch Aktivitäten gebe. Das Partnerschaftskomitee hat noch in diesem Jahr Jahresversammlung mit Neuwahlen.
Euphorie früherer Jahrzehnte hat nachgelassen
Eine Städtepartnerschaft sei Aufgabe einer Gemeinde, erklärte sie weiter. Das Komitee sei nur dazu da, den Austausch zu unterstützen oder die Jugend einzubinden. Das sei jedoch nur dann sinnvoll, wenn auch die Gemeinde, der Bürgermeister und die Gemeinderäte dahinterstehen würden und bereit seien, eigene Projekte zu entwickeln. Das tun sie, auch wenn die Euphorie früherer Jahrzehnte nachgelassen hat. Die Sprecher verwiesen auf die vielfachen Belastungen der Räte. Dennoch zeigte sich in den Stellungnahmen der Fraktionen deutlich, dass keiner die Partnerschaft aufgeben möchte.
Die einst blühende Beziehung hatte sich in den vergangenen Jahren abgekühlt. Nach dem Tod einiger der Gründer und die Partnerschaft tragender Personen und der Wahl eines neuen Bürgermeisters vermisst Ulrike Haase Reaktionen aus Frankreich. Von ihm habe sie bisher wenig gehört. Nicht zuletzt habe die Corona-Krise weitere Kontakte abrupt unterbunden. Doch auch in Rimpar hat die Begeisterung nachgelassen. In den vergangenen Jahren sei es immer schwerer gefallen, den Bus für die Bürgerreise voll zu kriegen, berichtete SPD-Rat Harald Schmid, der selber dem Vorstand des Partnerkomitees angehört.
Bürgermeister will direkt nach Frankreich fahren
Die Partnerschaftsarbeit soll nun auf eine breitere Basis gestellt werden. Bürgermeister Bernhard Weidner will Gespräche mit dem Sportverein, dem ASV, führen – dem Verein mit den bis heute engsten Beziehungen in die Bretagne. Auch versprachen er und sein Amtsvorgänger Burkard Losert zu einer Fahrt in die etwa 1250 Kilometer entfernte Partnergemeinde aufzubrechen. "Wir klopfen direkt an der Rathaustür an", sagte Weidner. "Das wirkt mehr als eine unpersönliche E-Mail."
Für Ulrike Haase befindet sich die Städtepartnerschaft mit Frankreich an einem Wendepunkt. Die Zeit, in der es darum gegangen sei, mit gelebter Freundschaft die Leiden des Kriegs zu überwinden, sei vorbei. Zugleich verstehe sie unter einer Städtepartnerschaft mehr als "jedes Jahr eine Bürgerreise anzubieten und ein Schöppchen zu trinken". Zu einer lebendigen Partnerschaft gehörten ein Austausch, die Jugend und die Betriebe.
Schon im kommenden Jahr wollten Rimpar und Languidic eigentlich ihr 25. Jubiläum feiern. Die Chancen dafür, dass es auch wirklich etwas zu feiern gibt, ist mit dem klaren Bekenntnis des Rimparer Rats gestiegen.