So mystisch wie der geschichtsträchtige Ort war auch das Licht, in das sich das „Haselbrünnle“ zur „Blauen Nacht“ als Beitrag zum Ortsjubiläum tauchte. Sagen und Geschichten rund um eine der Quellen der Gemeinde standen im Mittelpunkt einer ungewöhnlichen Zeitreise in die Vergangenheit des Ortes.
Das Jugend-Theater inszenierte die Geschichte des Ortes, der WCC sorgte für Improvisationstanz, das Waldbrunner Bürgerengagement (WABE) hatte unter den Besuchern des Mehrgenerationenhauses alte Geschichten aus dem Dorfleben gesammelt und der Musikverein zeichnete für die Bewirtung verantwortlich. Dazu sorgte das Gitarren-Duo „Longhard“ für gediegene musikalische Unterhaltung. Und schließlich hatte das Nachtwächter-Orga-Team die einzelnen Beiträge zu einem launig-informativen, unterhaltsamen und romantischen Abendprogramm zusammengestellt. Und nicht zuletzt war Höhepunkt der abendlichen Illumination der Besuch der „weißen Fraa vom Haselbrünnle“, um die sich die Sage von den Waldbrunner Kindern rankt.
Wie groß der Zusammenhalt in der Waldbrunner Bevölkerung ist, hatte sich bereits beim großen Dorffest im Juli anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung vor 850 Jahren bestätigt. Als sich Waldbrunn nun in der „Blauen Nacht“ am Haselbrünnle seiner sagenumwobenen Wurzeln besann, hatte niemand aus dem Organisationsteam eine derartig große Resonanz erwartet. Ein lauer sommerlicher Abend inmitten der idyllischen Ruhe des Buchenwaldes – gelungener hätte der äußere Rahmen wahrlich auch nicht sein können. Mit bald 400 Besuchern hatte die Bevölkerung in unerwartet großer Zahl Interesse bekundet an der etwas anderen Zeitreise in die Vergangenheit der Gemeinde Waldbrunn.
Aus drei Siedlungen, Albstatt, Haselbrunn und Waldbrunn, entwickelte sich der Ort Waldbrunn bis in die Gegenwart. Und bereits bei der Gründung des Bistums Würzburg 741/742 nach Christus, vor etwa 1270 Jahren, wurde der karolingische Königshof Albstatt erwähnt. Dieser gelangte mit den Weilern Waldbrunn und Haselbrunn im Jahr 1164 durch Tausch in den Besitz des Klosters Oberzell. Durch die Säkularisation 1802/03 wurde das Kloster Oberzell und damit auch Waldbrunn verstaatlicht und von 1806 bis 1814 dem Großherzogtum Würzburg zugeordnet. Seit 1814, und somit seit 200 Jahren, ist Waldbrunn nun eine bayerische Gemeinde.
Das Haselbrünnle, auf halbem Weg gelegen nach Oberaltertheim, gilt als eine der Quellen der heutigen Gemeinde Waldbrunn. Seit jeher ranken sich Erzählungen um die mystische Stätte. Diese wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken war die Intention hinter der „Blauen Nacht“ am Haselbrünnle. „Nachtwächter“ Kurt Klingler gab Geschichten rund um das Dorfleben der guten alten Zeit zum Besten, die das Waldbrunner Bürgerengagement im Mehrgenerationenhaus gesammelt hatte. Der Vergangenheit widmete sich auch die „weiße Fraa vom Haselbrünnle“. Der Sage nach werden in Waldbrunn die Kinder nicht von Hebammen geboren, sondern von eben jener Frau im weißen Gewand bei der Geburt aus dem Haselbrünnle gezogen.
Einen kleinen kulturhistorischen Gästeführer durch den Ort hat der Freundeskreis Waldbrunner Denkmäler, federführend durch dessen Sprecher Elmar Mager, erstellt. Im „Kulturgut Waldbrunn“ aufgeführt sind neben dem Haselbrunnen geschichtlich bedeutsame Besonderheiten der Gemeinde wie die Kriegsgräber von 1866, das Alte Wasserhaus von 1901, das Jagdschlösschen von Balthasar Neumann aus dem Jahr 1724, die Dreifaltigkeitskapelle und der Köhlerbrunnen im Probstforst. Diese Denkmäler und Zeitzeugen wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, sollen die Veranstaltungen an den betreffenden Orten während des Jubiläumsjahres dienen.