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"Leut und Kinner"

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"Leut und Kinner"

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    Mitglieder des Grombühler Clubs "Bockertöbele" enthüllten im Oktober
1977 das Denkmal für die Mundartdichterin Elisabeth Scheuring.
    Mitglieder des Grombühler Clubs "Bockertöbele" enthüllten im Oktober 1977 das Denkmal für die Mundartdichterin Elisabeth Scheuring. Foto: FOTO VB

    Sechs Jahre nach ihrem Tod, im Oktober 1977, bedankten sich die Grombühler bei ihrer Chronistin mit einem Denkmal.

    Elisabeth Scheuring hätte einen solchen Rummel um ihre Person in ihrer Bescheidenheit wahrscheinlich abgelehnt: Die "Wolz-Liesel" stammte aus Volkach, kam mit sieben Jahren nach Würzburg, wo sie als "Tippmamsell" bei der Frankonia-Schokoladenfabrik eintrat, heiratete später ihren "Eisenbahner-Gusti" und wurde damit zum echten "Grombühler Mädle". Sowohl als Dichterin wie auch als Zeichnerin war sie ein Naturtalent; allerdings begann sie in den 30er Jahren zunächst auf Hochdeutsch zu schreiben, bevor sie auf das Fränkisch ihres Heimatdorfes umschwenkte, um schließlich im "Grombühlerisch" ihren Dialekt zu finden, in dem sie ab 1949 regelmäßig ihre vielgelesenen Beiträge für die Lokalzeitung verfasste.

    Den Stoff für ihre heiteren Episoden, Alltagsgeschichten, kleine und größere Katastrophen aus dem Leben der einfachen Bevölkerung fand sie in ihrer Verwandtschaft und Bekanntschaft in Grombühl. Scharfäugig, aber keinesfalls scharfzüngig, sondern stets mit Fröhlichkeit und mütterlich-warmherzigem Humor spürte sie den Schwächen ihrer Zeitgenossen nach und setzte "ihrem Grombühl" damit ein heiter-literarisches Denkmal.

    Dieses "Grombühl, einst Stiefkind der Frau Mama, der ehrwürdigen Wirziburgia," das Viertel, in dem früher die Eisenbahner mit ihren Familien lebten, ist heute ganz in der Stadt aufgegangen.

    Da die Dichterin ihrem Grombühl Identität gegeben hatte, war zunächst ein Stadtteil-Brunnen zu ihren Ehren geplant; ein Projekt, das aber wegen der hohen Kosten fallengelassen wurde. Stattdessen plante man ein Denkmal am "Flohglacile", inmitten der Blumenrabatten an der Auffahrt zur Grombühlbrücke. Dort also, wo die Kinder, wie es Elisabeth Scheuring auch in ihren Gedichten beschrieb, die waschechten Lausbuben in die Schlote der durchfah-renden Dampflokomotiven spuckten und zum Ärger ihrer Mütter mit rußgeschwärzten Köpfen heimkamen.

    Als Künstler für die Plastik, die mit dem "Namenstagsgöker" ein vielzitiertes Gedicht Scheurings darstellen sollte, konnte Otto Sonnleitner gewonnen werden. Und um die Spendefreude der Grombühler et-was anzuheizen, wurde das Denkmalsmodell einige Wochen lang im Schaufenster des Orthopädiehauses Haas (damals in der Brücknerstraße) ausgestellt. Schließlich kamen 6000 Mark zusammen; der Bruder der Dichterin, der Landshuter Apotheker Wolz, und die Stadt legten jeweils noch einmal 5000 Mark drauf.

    Am 8. Oktober 1977 wurde das Denkmal dann mit einem kleinen Volksfest eröffnet: Die Heidingsfelder Stadtkapelle spielte, die Grombühler "Bockertöbele" sangen, und natürlich wurde der "Namenstagsgöker" rezitiert. Dieser findet sich auch in der 1963 erstmals gedruckten Gedichtsammlung "Leut und Kinner" wieder, deren Titel nebst einem Porträt der Dichterin auf der Vorderseite des Sockels angebracht ist. Als Dank für ihre Bemühungen um die Denkmalserrichtung verlieh OB Zeitler bei dieser Gelegenheit an Ernst Döller und Betty Spitznagel vom Bürgerverein Grombühl die Europa-Plakette.

    Seit 2000 erinnert auch eine kleine Sandsteintafel auf Scheurings Grab auf dem Hauptfriedhof an ihre humorvollen Gedichte: Der knappe Text endet mit: "Jetzt gewiss im Himmel drin". Illustriert wird das Ganze durch einen bärtigen Petrus mit Schlüssel am Himmelstor, der mit dem Fernglas zur Erde, sicher nach Grombühl, späht.

    ¤ Originell wie die Helden von Elisabeth Scheurings Gedichten war auch die "Marktbärbel", der ebenfalls Sonnleitner mit einem Denkmal auf dem Marktplatz ein plastisches Gesicht verlieh.

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