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Ochsenfurt: Macht Corona dem Fasching in der Region den Garaus?

Ochsenfurt

Macht Corona dem Fasching in der Region den Garaus?

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    Buntes Treiben, wie auf unserem Archivfoto zu sehen, wird in der Faschingssaison 2020/21 wohl nicht möglich sein.
    Buntes Treiben, wie auf unserem Archivfoto zu sehen, wird in der Faschingssaison 2020/21 wohl nicht möglich sein. Foto: Gerhard Meißner

    Fasching – das bedeutet, dass viele Menschen gemeinsam feiern, singen, schunkeln. Einer neben dem anderen sitzen sie bei Prunksitzungen in den Hallen, und bei den Umzügen drängen sich die Zuschauer in den Straßen. Wie soll das in einer Pandemie funktionieren, wo Abstand halten zu den Möglichkeiten zählt, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen?

    Für Faschingsveranstaltungen gelten schließlich dieselben Vorgaben wie für andere Feierlichkeiten. Abstandsregeln müssen eingehalten, Hygienekonzepte erarbeitet werden. So mancher Verein hat daher schon entschieden, dass eine Faschingssaison unter solchen Umständen keinen Sinn hat. Zu diesen Vereinen gehören die Winterhäuser Kümmeltürken. "Wir werden in dieser Saison gar keine Veranstaltung abhalten", sagt Vorsitzender Ingo Gernert.

    "Wir werden in dieser Saison gar keine Veranstaltung abhalten."

    Ingo Gernert, Karneval Club Kümmeltürken Winterhausen 

    Die Vorgaben könnten in einer kleinen Halle wie in Winterhausen wohl nicht umgesetzt werden. Für jede Gruppe eine eigene Umkleide – das können die Kümmeltürken nicht gewährleisten. Deshalb verzichten sie auf ihre Prunksitzung. Lediglich für ihre Symbolfigur, den das ganze Jahr über schlafenden Kümmeltürken, könnte es eventuell einen ganz kleinen Auftritt vor dem Rathaus geben. Die Garden des Vereins trainieren indessen fleißig.

    Dass die Kinder um das Vergnügen gebracht werden, ihr Können vor Publikum zu zeigen, sei natürlich traurig, sagt Gernert. "Aber die Trainerinnen haben schon frühzeitig mit ihnen gesprochen. Die Kinder verstehen das." Nicht nur Winterhäuser Kinder trainieren bei den Kümmeltürken, sondern auch welche aus den Nachbarorten. Ihnen soll ihr Sport nicht vorenthalten werden. Er hoffe aber, so Gernert, zumindest einen Auftritt für Eltern und Großeltern organisieren zu können.

    Fulminante Auftritte wie im Jahr 2019 werden die Garden der Winterhäuser Kümmeltürken diesmal nicht hinlegen können.
    Fulminante Auftritte wie im Jahr 2019 werden die Garden der Winterhäuser Kümmeltürken diesmal nicht hinlegen können. Foto: Helmut Rienecker

    Beim Ochsenfurter Carneval Club OCC hat man hingegen die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Wir haben noch nichts entschieden", sagt Gesellschaftspräsident Ulrich Gräf. Der Vorstand befasse sich gedanklich mit der Frage, wie man den Jungs und Mädels, die ohnehin unter verschärften Bedingungen trainieren müssten, irgendwie die Möglichkeit eines öffentlichen Auftritts bieten könne. "Bei uns trainieren über 100 Kinder und junge Leute bis 25 Jahre", sagt Gräf. "Denen muss man auch was bieten."

    Eine Online-Prunksitzung wäre denkbar

    Falls Faschingsveranstaltungen nicht komplett verboten würden oder die Auflagen zu kompliziert werden, wollten die Ochsenfurter Narren sie ermöglichen. Auch völlig neue Formen von Faschingsveranstaltungen möchte Ulrich Gräf dabei nicht ausschließen. "Man könnte zum Beispiel an eine Online-Prunksitzung denken."

    Der Gesellschaftspräsident geht davon aus, dass der Vorstand bis Anfang oder Mitte November eine Entscheidung treffen wird, denn von einem Tag auf den anderen lasse sich eine Prunksitzung nicht planen. Einfach werde das in keinem Fall werden, da sich die Auflagen ständig ändern. "Aber Kopf in den Sand stecken gilt nicht", sagt Gräf.

    Bei den Prunksitzungen des Ochsenfurter Carneval Clubs (Archivfoto) geht es normalerweise hoch her.
    Bei den Prunksitzungen des Ochsenfurter Carneval Clubs (Archivfoto) geht es normalerweise hoch her. Foto: Uschi Merten

    Einen Mittelweg schlägt die Karnevalsgesellschaft Giebelstadt ein. "Stand heute findet keine Prunksitzung statt", sagt Gesellschaftspräsident Christian Barreca. Und wohl auch der Faschingszug nicht. Das habe der Vorstand bei seiner jüngsten Sitzung entschieden. Die Inthronisierung soll im kleinen Rahmen stattfinden. "In irgendeiner Weise wird der Fasching stattfinden, aber ohne Prunksitzung", umschreibt Barreca die seltsame Situation. Die Sitzung lohne sich einfach wirtschaftlich nicht, wenn bei bis zu 380 möglichen Besuchern in der Halle nur ein Drittel zugelassen würde.

    "Die Garden trainieren, obwohl sie wissen, dass es womöglich keinen Auftritt geben wird", so Barreca. Leider müsse man angesichts der Corona-Krise in den sauren Apfel beißen. "Aber vielleicht ergibt sich ja doch noch etwas", hofft er. "Da werden wir dann flexibel reagieren."

    "Wie soll denn Corona-konformes Schunkeln aussehen?"

    Anna Herget, Krackenblitze Goßmannsdorf

    Die Wirtschaftlichkeit war auch ein Gesichtspunkt bei der gerade erst stattgefundenen Sitzung des Waldbrunner Carneval Clubs. "Wir haben entschieden, nichts zu machen", sagt Clubpräsident Nicholas Wilhelm. "Bei einer Prunksitzung würden wir drauflegen." In Anbetracht der Tatsache, dass der Verein von Ehrenamtlichen geführt wird, sei das Risiko in der jetzigen Situation zu hoch. Es gehe schließlich auch um die Gesundheit. Was, wenn sich im Nachhinein die Waldbrunner Prunksitzung als Ausgangspunkt für einen Corona-Ausbruch herausstellen würde? "Dann stehen Vorstände und Bürgermeister an vorderster Front", gibt Wilhelm zu bedenken.

    Sieben Garden plus Tanzmariechen hat der Verein. Das sind viele Akteure, die Wilhelm unbedingt im Verein halten möchte. Sie studieren ihre Tänze deshalb bereits für die Saison 2021/22 ein.

    Die Krackenblitze aus Goßmannsdorf beim Ochsenfurter Gaudiwurm 2020.
    Die Krackenblitze aus Goßmannsdorf beim Ochsenfurter Gaudiwurm 2020. Foto: Helmut Rienecker

    Bei den Krackenblitzen aus Goßmannsdorf ist die Entscheidung ganz ähnlich ausgefallen. Schweren Herzens haben sie die Saison abgesagt. "Wir waren lange optimistisch", sagt Schriftführerin Anna Herget. Eine Prunksitzung im relativ überschaubaren Sportheim zu organisieren, wäre auch in kurzer Zeit möglich gewesen. Doch das wäre sicher kein Fasching, wie ihn die Krackenblitze gern feiern möchten, ohne lachende, klatschende und singende Menschen im Saal. "Wie soll denn zum Beispiel Corona-konformes Schunkeln aussehen?", fragt Herget.

    Jetzt beginne die Zeit, wo eigentlich Kostüme genäht und Requisiten gebaut werden müssten. All das für eine vermutlich eher trübe Variante von Fasching? Die Krackenblitze meinen, dass sich das nicht lohnt. Auch bei ihnen trainieren zwar die Garden weiter, allerdings ebenfalls schon im Hinblick auf die übernächste Saison. Denn weil viele benachbarte Vereine ihre Veranstaltungen ebenfalls absagen, werden auch die üblichen Gastauftritte der Krackenblitze nicht stattfinden können.

    Plan B mit einem Sommer-Event

    Optimistisch zeigt sich derzeit noch Nicole Häußler, Sitzungspräsidentin der "Holzböck" aus Kist. "Der Plan ist, unsere beiden Sitzungen abzuhalten", sagt sie. Der Verein bereite sich auf die Saison vor, "bis man uns einen Riegel vorschiebt." Heißt konkret: bis entweder von Regierungsseite Faschingsveranstaltungen ausdrücklich verboten würden oder aber die geltenden Auflagen in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand stünden. Wenn zum Beispiel, sagt die Sitzungspräsidentin, statt der normalerweise zulässigen 210 Personen nur noch 50 in die Turnhalle dürften, würde der Verein davon Abstand nehmen.

    Ende Oktober wollen die Holzböck eine Entscheidung treffen, die von den dann geltenden Vorschriften abhängen wird. Sollte die Saison tatsächlich ausfallen, gebe es einen Plan B, sagt Häußler. Demzufolge sei auch ein Sommer-Event denkbar. Ob und wie das möglich sein könnte, müsse aber noch geklärt werden.

    Dicht gedrängt standen die Faschingsnarren am Faschingssonntag 2020, als sich der Ochsenfurter Gaudiwurm durch die Altstadt schlängelte.
    Dicht gedrängt standen die Faschingsnarren am Faschingssonntag 2020, als sich der Ochsenfurter Gaudiwurm durch die Altstadt schlängelte. Foto: Helmut Rienecker

    Für den Ochsenfurter Gaudiwurm sieht die Leiterin der Tourist-Info Katharina Felton im Augenblick persönlich noch eher schwarz. Falls die Landesregierung solche Umzüge ausdrücklich gestatte, werde sie den beliebten Faschingsumzug am 14. Februar zwar abhalten, sagt sie. Wie ein Hygienekonzept für einen Faschingsumzug aussehen soll, kann sie sich aber nicht vorstellen. Sie schätzt, dass Ende Oktober darüber eine Entscheidung getroffen werde könne.

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