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Würzburg: Main-Post erhöht die Abo-Preise: Geschäftsführer David Brandstätter erklärt, welche Zukunft die Zeitung hat

Würzburg

Main-Post erhöht die Abo-Preise: Geschäftsführer David Brandstätter erklärt, welche Zukunft die Zeitung hat

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    "Die Stärke der Zeitung ist nicht mehr die Aktualität", sagt Main-Post-Geschäftsführer David Brandstätter .
    "Die Stärke der Zeitung ist nicht mehr die Aktualität", sagt Main-Post-Geschäftsführer David Brandstätter . Foto: Thomas Obermeier

    Die Main-Post und ihre Schwesterzeitungen werden erneut teurer: Der Würzburger Verlag hat angekündigt, im Januar den Abo-Preis für die gedruckte Zeitung um 3,50 auf 52,40 Euro pro Monat zu erhöhen. Die letzte Preiserhöhung war vor einem Jahr. Das Abonnement "MP Digital" (ohne Zeitung, aber mit Zugriff auf E-Paper und mainpost.de) kommt ab nächstem Jahr auf monatlich 32,99 statt bislang 29,99 Euro.

    Welche Zukunft hat die gedruckte Main-Post in Zeiten der digitalen Nachrichtenverbreitung und des allgemeinen Rückgangs von Auflagenzahlen? Geschäftsführer David Brandstätter (62) ist davon überzeugt, dass Print und Digital eine Symbiose eingehen.

    Frage: Die Main-Post erhöht erneut die Preise der Print- und Digitalabonnements und liegt jetzt bei der gedruckten Zeitung zum ersten Mal über 50 Euro pro Monat. Warum geht der Verlag diesen Schritt?

    David Brandstätter: Weil es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leider nach wie vor erforderlich machen. Wir haben immer noch einen extrem hohen Papierpreis und erhöhte Energiekosten. Wir haben auch eine Mindestlohnsteigerung, die die Zustellung entsprechend teurer macht.

    Bei der gedruckten Zeitung geht die Hälfte des Bezugspreises für die Zustellung drauf. Betriebswirtschaftlich ist das kein gutes Zeugnis. Vor allem in Zeiten, in denen ein Verlag journalistische Inhalte auf digitalem Weg viel schneller und kostengünstiger transportieren kann. Wohin führt also der Weg der Main-Post?

    Brandstätter: Wenn man die Umsatzsteuer abzieht, kommen wir mit der Produktion und der Zustellung der Zeitungen etwa auf die Hälfte der Gesamtkosten. Wir sind aber sehr dankbar, dass wir gerade im Print-Bereich extrem treue Kunden haben. Wir wachsen im E-Paper-Bereich. Natürlich wählen Neuzugänge eher die digitalen Angebote unseres Hauses. Doch unsere Stammleserschaft hat eben gerne die gedruckte Zeitung. Diese Loyalität ist sehr wertvoll für uns. Deshalb werden wir dieses Produkt noch viele Jahre so weiterproduzieren – auch wenn die Kosten sehr stark gestiegen sind.

    Die Main-Post verdient immer noch am meisten Geld mit Nachrichten und Anzeigen auf Papier. Hier ein Blick ins Druckzentrum des Verlags im Würzburger Stadtteil Heuchelhof.
    Die Main-Post verdient immer noch am meisten Geld mit Nachrichten und Anzeigen auf Papier. Hier ein Blick ins Druckzentrum des Verlags im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Foto: Daniel Peter

    Dieser Kundenkreis wird aber immer kleiner. Aus Unternehmenssicht wird er nicht die Zukunft sein, oder?

    Brandstätter: Na ja, das Schöne ist, dass es immer noch mehrere Hunderttausend Menschen  in unserem Gebiet sind, die die Zeitung in Papierform haben wollen. (Anm. d. Red.: Ein gedrucktes Exemplar wird im Schnitt von 2,6 Menschen gelesen.) Insofern sind wir immer noch weit weg davon zu sagen, dass sie sich für uns nicht mehr auszahlt.

    Es gibt in Deutschland bereits Zeitungsverlage, die ihre gedruckte Ausgabe abgeschafft haben und nur noch E-Paper anbieten. Oder die die Tageszeitung zur Wochenzeitung gemacht haben. Wann geht die Main-Post solche Schritte?

    Brandstätter: Davon sind wir gottseidank noch ein gutes Stück entfernt. Bei jenen Zeitungen geht es nicht um ganze Zeitungstitel, sondern um Lokalausgaben in meistens sehr dünn besiedelten Gebieten – zum Bespiel in Ostdeutschland. Das ist mit unserer Region nicht vergleichbar. Wenn man zudem den Erscheinungsrhythmus so dramatisch zurückfährt, dann ist das ein Zeichen für große wirtschaftliche Not. Bei allen Herausforderungen, die wir auch haben, sind derartige Einschnitte bei uns weit weg.

    Die Andruckzeiten der Main-Post haben sich in jüngster Zeit dahingehend verändert, dass in einigen Ausgaben zum Beispiel manche Fußball-Ergebnisse vom Vorabend nicht mehr vorkommen. Warum also die Zeitung abonnieren, wenn sie an Aktualität verloren hat?

    Brandstätter: Das Medienverhalten aller Menschen hat sich dramatisch verändert. Für ein Champions-League-Ergebnis braucht man keine Printausgabe mehr. Ich bin ein großer Fußballfan, hier aber nicht auf Print angewiesen. Denn die Ergebnisse habe ich ja wenige Minuten nach Spielabpfiff auf dem Handy. Die Stärke der Zeitung ist nicht mehr die Aktualität. In einer digitalen Welt wären wir da immer nur Zweiter. Die Stärke der Zeitung ist vielmehr, dass sie mit einer anderen Darstellungsform, einer anderen Breite, einer anderen Optik und einer anderen Aufbereitung Hintergründe erklären kann, die etwa auf einem Mobiltelefon so nicht darstellbar sind.

    Sind die Redaktionen der Main-Post da auf dem richtigen Weg?

    Brandstätter: Ja, denn die Redaktion liefert jetzt schon sehr viel Hintergrund, sehr viel Erklärung und Aufklärung, viele Angebote zur Meinungsbildung. Immer geht es um die Frage: Ist die Information relevant für unsere Kunden? Ich habe übrigens den Eindruck, dass selbst jüngere Generationen längere Beiträge schätzen und gerne lesen. Sicher überwiegend digital, aber auch auf Papier. Ein Qualitätsmerkmal bei unser Redaktion ist außerdem: Die Geschwindigkeit der Verbreitung einer Nachricht ist wichtig, aber nicht alles. Genauigkeit geht vor Geschwindigkeit.

    "Wir verwenden jetzt, wo immer es möglich ist, hundert Prozent unserer Kapazität für das Regionale."

    Geschäftsführer David Brandstätter über die Redaktionen der Main-Post

    Die Main-Post gehört zum Verlag der Augsburger Allgemeinen. Seit einigen Monaten übernimmt die Main-Post-Redaktion von dort fertig produzierte Seiten mit überregionalen Inhalten. Auf diesen Seiten ist also kaum etwas aus Unterfranken zu lesen. Verliert die Main-Post ein Stück Regionalität, die ja ihr Kernelement sein soll?

    Brandstätter: Das Gegenteil ist der Fall. Zum einen waren diese Seiten schon immer überregional geprägt und wenig regionalisiert. Zum anderen bündeln wir die Ressourcen jetzt so, dass wir in Augsburg und Würzburg keine Arbeit mehr doppelt machen. Es ist noch nicht so lange her, da haben wir nationale Ereignisse noch selbst besetzt. Jetzt verwenden wir, wo immer es möglich ist, hundert Prozent unserer Kapazität für das Regionale. Die Redaktion investiert heute also mehr Zeit für Berichterstattung aus Unterfranken als je zuvor. Das wird unter anderem sichtbar bei extrem aufwändige Recherchen, wie etwa zum Thema Trinkwasser, zur sektenähnlichen Organisation Go&Change oder zuletzt über den AfD-Mann Daniel Halemba.

    Jeder Verlag ist bemüht, den Rückgang im Print-Bereich aufzufangen durch mehr Geschäft mit digitalen Inhalten. Da ist in der Branche die Waage allerdings noch im Ungleichgewicht. Wann erreicht die Main-Post den Punkt, wo das Digitale das Minus im Print-Bereich ausgleicht?

    Brandstätter: Ich würde es nie wagen, hier eine Prognose abzugeben. Denn dieser Zeitpunkt steht nicht unmittelbar bevor. Wichtiger für uns ist zu merken, dass wir bei unseren digitalen Angeboten eine sehr gute Akzeptanz haben. Wir legen da jedes Jahr 15 bis 16 Prozent an Umsatz zu. Allerdings gibt es immer noch ein riesiges Delta zu unserer klassischen Print-Leserschaft. Es ist auch nicht unser Bestreben, das eine durch das andere zu ersetzen. Ziel ist vielmehr eine Symbiose.

    "Es ist nicht unser Bestreben, das eine durch das andere zu ersetzen."

    David Brandstätter über das Nebeneinander von Print und Digital im Verlag

    Der Main-Post-Verlag hat wirtschaftlich erfolgreiche Bereiche wie die Content-Agentur MainKonzept oder die Tochterunternehmen in der Logistik. Warum nicht deren Plus nehmen, um die gedruckte Zeitung zu stützen? Dann wäre vielleicht eine Erhöhung des Abopreises zumindest zeitweise vermeidbar.

    Brandstätter: Bei 125 Millionen Euro Gesamtumsatz machen wir immer noch knapp 80 Millionen Euro mit Zeitung, also Abos und Anzeigen. Daran kann man sehen: Es ist immer noch die bestimmende Größe unseres Hauses. Mit großem Abstand folgt das Logistikgeschäft, nämlich mit rund 30 Millionen Euro Umsatz. Auf Druckerei, Kundenservice-Center, Content-Agentur und all unsere anderen Dienstleistungen entfallen noch kleinere Anteile.

    Sie werden Ende 2024 aus der Geschäftsführung ausscheiden. Anfang nächsten Jahres werden Renate Dempfle aus Augsburg und Main-Post-Finanzchef Bernd Riedel in die Geschäftsführung einsteigen. Wie wird sich die Main-Post deswegen verändern?

    Brandstätter: Es wird viel Kontinuität geben, aber sicherlich auch neue Akzente. Renate Dempfle hat eine sehr große Expertise im Digitalen. Sie wird genau diesen Unternehmensbereich stärken und weiterentwickeln. Bernd Riedel wird sich um das traditionelle Geschäft kümmern, also um die Technik mit der Druckerei, die Logistik und den ganzen administrativen Bereich. Natürlich wird es auch Neues geben. Die Transformation hin zum Digitalen wird weitergehen, bestimmt wird auch das Produkt- und Dienstleistungs-Portfolio ausgebaut. Da sind wir schon gut unterwegs, aber noch weit weg von den Zielen. Die Zusammenarbeit mit Augsburg wird weitergehen, denn wir nutzen alle Synergien, die klug sind. Wir kaufen zum Beispiel gemeinsam Papier oder Software ein, übernehmen die überregionalen Zeitungsseiten und entwickeln gemeinsam neue Angebote. Redundantes Arbeiten versuchen wir konsequent zu vermeiden. Unsere Gesellschafter wollen aber vor allem auch kluge und starke Köpfe vor Ort. Denn die machen dort das Geschäft und bedienen am besten die Menschen vor Ort mit den Produkten und Dienstleistungen.

    Main-Post-Verlag auf einen BlickMit gut 2500 Beschäftigten, darunter 1700 in der Zustellung, ist der Main-Post-Verlag einer der großen Arbeitgeber in Mainfranken. Zur Main-Post mit einer verkauften Auflage von 115.000 Zeitungsexemplaren (inklusive E-Paper) pro Tag gehören auch Titel wie Schweinfurter Tagblatt, Bote vom Haßgau, Haßfurter Tagblatt, Volksblatt und Obermain-Tagblatt.In den Redaktionen des Verlags arbeiten etwa 140 Menschen. Der Jahresumsatz des Würzburger Unternehmens wird laut Geschäftsführer David Brandstätter heuer wahrscheinlich bei 125 Millionen Euro liegen – so viel wie 2022. Dazu trägt unter anderem der Logistik-Bereich bei, der vor allem auf den Versand von Briefen und Paketen spezialisiert ist. Auch das Druckzentrum ist eines der 20 Tochterfirmen des Verlags.aug

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