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Würzburg: Mehr als Schneiden, Legen, Kleben

Würzburg

Mehr als Schneiden, Legen, Kleben

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    Collage des Ölmalerei-Puristen Hermann Strobl: alles kopiert!
    Collage des Ölmalerei-Puristen Hermann Strobl: alles kopiert! Foto: Joachim Fildhaut

    Collagen sind publikumsnah. Im Kunstunterricht kriegte man mit dieser Technik immer recht vorzeigenswerte Ergebnisse hin, wenn nicht sogar eine gute Note. Was wird dann erst passieren, wenn professionelle, studierte Künstlerinnen und Künstler zu Schere und Kleber greifen? Seit Freitagabend lässt sich das im Spitäle, der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU), in der Ausstellung "Collage22" begutachten.

    Die Einladung forderte Werke aus allerjüngster Zeit. 38 VKU-Mitglieder zeigen nun 50 Bilder und Materialcollagen als Relief oder Plastik und blieben sich dabei selbst ziemlich treu. Wer sich in der mainfränkischen Kunst ein bisschen umgeschaut hat, wird viele Bekannte an ihren bekannten Eigenheiten wiedererkennen – hier nun aber mit einem kleinen Pfiff und Seitendrall in der Wahl der Technik. Andere haben ihren Personalstil weiter zurückgenommen.

    Zeichner und Maler pflegen ihr anerkanntes Oeuvre, verwenden dabei jetzt aber verschiedene Materialien schichtweise; Fotografinnen hielten sich weiterhin an ihre Lieblingsmotive, rücken sie jedoch dichter aneinander. Wer vorher schon hauptsächlich mit Sampling arbeitete, ist hier natürlich in seinem Element. Ausnahmen sind beredt. Der Fotograf Dietmar Modes hat für "Collage22" ganz auf dreidimensionale Gestaltung umgesattelt. Und der detailverliebte Öl-auf-Leinwand-Purist Hermann Strobl bewies sein vertrautes Können, indem er Illustriertenausschnitte neu arrangierte – und penibel abmalte. Das einfach erscheinende technische Prinzip "Schneiden und Kleben" erweist sich in der Praxis höchst vielgestaltig.

    Aber noch mal zurück in die Schule! Dort warnen gute Collage-Lehrer die Kinder vor vordergründigen Witzeffekten, vor dem "Gagigen". Die Lektion sitzt bis ins reife Erwachsenenalter. In der VKU-Ausstellung fallen einem lediglich die beiden Büstenhalter der Bad Kissinger Holzbildhauerin Kathrin Hubl ins Auge und ziehen den Gag-Verdacht kurz auf sich. Dann zeigt sich aber ein blutiger Ernst mit "äußeren und inneren Qualen". Wobei die aktuelle politische Lage nur punktuell durchschlägt.

    Hubl gibt ihr Spitäle-Debüt gleich mit mehreren Kolleginnen und Kollegen, die auch erstmals Werke an der Alten Mainbrücke ausstellen. "An der Sommer-Ausstellung sind immer viele Mitglieder interessiert", sagt VKU-Geschäftsstellenleiterin Martha Schubert-Schmidt zur hohen Zahl der Bewerbungen. Diesmal sei aber wohl noch der besondere Post-Lockdown-Impetus dazugekommen: "Jetzt geht es endlich wieder los!" Und weil viele Teilnahmewillige gleich mehrere Werke zur Ansicht einreichten, konnte die Jury aus einem großen Fundus wählen und einige Wandabschnitte in zueinander passenden Farben gestalten. Das verleiht der Ausstellung Zusammenhalt über die großen Unterschiede zwischen den Exponaten hinweg.

    "Collage22" läuft übrigens zufällig gleichzeitig mit der Hannah-Höch-Schau im Kulturspeicher; bei der vielseitigen Höch stehen die Collagen zentral im Lebenswerk. Die Technik hat also höchste Weihen.

    Bis 28. August dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr. www.vku-kunst.de

    Udo Breitenbach ist bekannt für seine Assemblagen mit historischem Material.
    Udo Breitenbach ist bekannt für seine Assemblagen mit historischem Material. Foto: Joachim Fildhaut
    Antje Vega klebt Akzente auf die Leinwand.
    Antje Vega klebt Akzente auf die Leinwand. Foto: Joachim Fildhaut
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