Die Reichen werden immer reicher, die Armen ärmer. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer. Solche Aussagen sind wohlbekannt - doch das man daran nichts ändern könnte, stimmt nicht. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz berichtet im März diesen Jahres, dass die unteren 50 Prozent der deutschen Bevölkerung 2,3 Prozent des Gesamtvermögens besäßen; auf die oberen zehn Prozent entfielen 61,2 Prozent.
In Initiativen wie taxmenow setzen sich Vermögende für die Vermögenssteuer ein und begeben sich damit Schulter an Schulter mit Oxfam, die 1942 gegründete, karitative Vereinigung, welche sich "soziale Gerechtigkeit auf die Fahne" geschrieben habe, so Bärbel Theissen, die ehrenamtliche Shopleitung des Würzburger Oxfam-Ladens. Am 2. August überreichte sie im Würzburger Oxfam-Laden dem Bundestagesabgeordneten Paul Lehrieder 180 unterschriebene Postkarten mit dem Appell: "Bitte setzen Sie sich für eine gerechte Besteuerung in Deutschland ein, [...] von hohen Vermögen, damit das Geld gerecht verteilt werden kann, da wo es benötigt wird".
Bis Oktober sollen europaweit eine Millionen Unterschriften gesammelt werden
Oxfam ist Teil der Europäischen Bürgerinitiative (EBI), deren Ziel es ist, bis Oktober 2024 eine Millionen Unterschriften europaweit zu sammeln, denn dann "ist die Europäische Kommission aufgefordert, sich mit einer rechtlichen Regelung" auseinanderzusetzen und der Forderung nach einer europäischen Einigung der "Vermögenssteuer für Milliardär:innen und Multimillionär:innen" Gehör zu schenken.
1893 wurde in Deutschland erstmalig eine Vermögenssteuer eingesetzt, die in abgeänderter Form auch während des 2. Weltkriegs bestehen blieb. 1952 wurde sie in das Grundgesetz der jungen Bundesrepublik wieder aufgenommen und besteht theoretisch bis heute, doch wird sie seit 1997 nicht mehr erhoben, da "Immobilienbesitz weit weniger stark in das Vermögen einberechnet wurde als etwa Bargeld oder Aktien", schreibt Christoph Sackmann im Focus Online. Das Bundesverfassungsgesetz entschied deswegen, dass die Berechnung der Steuer dem Grundgesetz widerspräche. So beschloss die damalige Bundesregierung bestehend aus CDU/CSU und FDP, die Vermögenssteuer auszusetzen statt sie anzupassen.
Bis dahin wurde ein Prozent Vermögenssteuer erhoben: Oxfam lässt auf ihrer Website einen Liveticker laufen, wie viel Steuergeld Deutschland dadurch seit 1997 nicht bezogen hat. Am 2. August, um 17.43 Uhr, betrug die Zahl 406.478.964.682 Euro. "Dadurch fehlten bis Ende 2023 mindestens 380 Milliarden Euro in der Gemeinschaftskasse", schreibt Oxfam. Lehrieder betonte den Entschluss von 1995 sowie die Schwierigkeiten, eine gerechte Besteuerung zu erwirken "ohne das Arbeitsplätze verloren gehen und ohne, dass Unternehmen [...] von ihrer Substanz was abgeben müssen", auch über Themen wie Steuerflüchtige oder mittelständische Unternehmen oder Bauern wurden immer wieder referiert; es ginge auch um die Wirtschaftskraft des Landes. Theissen stellte noch einmal das Ziel der Europäischen Bürgerinitiative heraus, dass eine gerechte Besteuerung verhandelt und angestrebt werden solle.