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Würzburg: Miss Germany werden und Frauen unterstützen: Warum eine Würzburger Studentin am Wettbewerb teilnimmt

Würzburg

Miss Germany werden und Frauen unterstützen: Warum eine Würzburger Studentin am Wettbewerb teilnimmt

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    Melda Siraz möchte Miss Germany 2024 werden, um sich für mehr Frauenrechte einzusetzen.
    Melda Siraz möchte Miss Germany 2024 werden, um sich für mehr Frauenrechte einzusetzen. Foto: Wendy Stephan

    Melda Siraz ist Stand-Up-Comedian und hatte bereits Auftritte in Berlin, Frankfurt und Würzburg. Auf der Bühne spricht sie mit Humor über soziale Ungerechtigkeiten und wie konservative Familienstrukturen besonders Frauen in ihrer Selbstbestimmung unterdrücken. Die 24-Jährige aus Günzburg, die in Würzburg Betriebswirtschaftslehre (BWL) studiert, möchte sich für diese Themen auch beim diesjährigen Miss Germany Award stark machen.

    Unter die Top Ten hat sie es bereits geschafft. Beim Finale am 24. Februar im Europapark entscheidet sich, ob sie die Nummer eins wird. Im Gespräch erklärt Siraz, warum sie Miss Germany werden möchte und Stand-Up-Comedy gewählt hat, um sozialkritische Themen zu beleuchten.

    Frage: Warum haben Sie sich bei Miss Germany beworben?

    Melda Siraz: Als ich einem Freund sagte, ich möchte mich für Miss Germany bewerben, meinte er, ich hätte sowieso keine Chance. Also dachte ich mir: Ein Mann sagt mir doch nicht, was ich kann und was nicht. Außerdem wollte ich die dadurch gewonnene Reichweite nutzen, um mit meinen Themen mehr Menschen zu erreichen.

    Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich denn?

    Siraz: Einerseits mit konservativen Familienstrukturen und wie sie besonders Frauen in ihrer Selbstbestimmung behindern. Ich möchte aber auch auf sehr sensible Themen wie Zwangshochzeit oder den sogenannten Ehrenmord aufmerksam machen.

    Wieso sind Ihnen diese Themen so wichtig?

    Siraz: Ich bin selbst in einem konservativen Umfeld aufgewachsen. Mit 14 Jahren habe ich mit meiner Familie Deutschland verlassen und bin in die Türkei ausgewandert – in ein Land, das sich durch den Austritt aus der Istanbul Konvention (Anmerkung der Redaktion: ein Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt) leider nicht mehr für Frauenrechte einsetzt. Zudem waren in meiner Familie kulturell die Frauen für den Haushalt verantwortlich. Diese Weltsicht haben vor allem meine Großeltern vertreten und versucht durchzusetzen. In meiner Verwandtschaft wurde auch die Zwangsheirat noch praktiziert. Diese Familienstruktur hat sich unter anderem negativ auf meine Mutter ausgewirkt.

    Hat sich ihr konservatives Familienumfeld auch auf Ihr eigenes Leben negativ ausgewirkt?

    Siraz: Meine Eltern sind liberaler als meine Großeltern. Deshalb bin ich relativ frei aufgewachsen. Ich durfte zum Beispiel alleine nach Deutschland kommen und studieren. Hier ist mir bewusst geworden, wie viele Freiheiten ich eigentlich habe – und wie viele Menschen solche Freiheiten nicht haben. Daraufhin habe ich mir zur Mission gemacht, unterdrückte Frauen zu ermutigen, konservative Familienstrukturen zu überwinden und für ihre Rechte einzustehen. Dabei geht es mir nicht nur um Frauen mit Migrationshintergrund, sondern um alle, die darunter leiden. 

    Mithilfe von Stand-Up-Comedy versuchen Sie, auf sozialkritische Themen aufmerksam zu machen. Warum haben Sie ausgerechnet diesen Weg für Ihre Mission gewählt?

    Siraz: Ich glaube, jeder Mensch lacht gerne. Und ich glaube, dass Menschen zugänglicher für sensible Themen sind, wenn man sie ihnen locker und humorvoll nahebringt. Dann sind sie auch eher dazu bereit, über etwas nachzudenken oder zu hinterfragen. Wenn ich es schaffe, dass Menschen von meinen Auftritten etwas mit nach Hause nehmen, dann habe ich schon etwas erreicht.

    Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit Frauen konservative Familienstrukturen überwinden können?

    Siraz: Ich denke, Aufklärung und Unterstützung sind ganz wichtig. Wir können nicht einfach die konservativen Weltansichten aus den Köpfen der Menschen löschen. Aber wir können erklären, wie Kultur und Selbstbestimmung Hand in Hand gehen können und Anlaufstellen für Frauen schaffen, die Unterstützung und Hilfe brauchen, aus ihrem Umfeld aber nicht bekommen. Ein erster Schritt ist, diese Themen in die Öffentlichkeit zu tragen und thematisieren. Das versuche ich mit meiner Arbeit auf der Bühne. 

    Kann Ihnen der Miss Germany Award bei Ihrer Mission, unterdrückte Frauen zu unterstützen, helfen?

    Siraz: Definitiv. Einerseits habe ich durch den Wettbewerb eine große Reichweite gewonnen, sodass jetzt sogar die Presse über mich und meine Mission berichtet. So kann ich sehr viel mehr Menschen als zuvor erreichen. Andererseits konnte ich während Miss Germany viele Kontakte zu anderen starken Frauen knüpfen und in Workshops lernen, wie man seine Vorhaben effektiv umsetzen kann. Zusätzlich hätte ich als Miss Germany die Möglichkeit, ein individuelles Projekt auf die Beine zu stellen, zum Beispiel eine Hilfsorganisation oder eine Stiftung für unterdrückte Frauen gründen. Aber auch wenn ich am 24. Februar nicht gewinnen sollte, werde ich meine Mission weiterverfolgen.

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