Mit seinem klappbaren elektrischen Rollstuhl war Franz-Josef Pfister der erste, der merklich aufgeregt am frühen Montagmorgen im Würzburger Hauptbahnhof auf seine Reisegruppe wartete. „Anständig nervös und mit richtig Reisefieber“, wie der Rolli-Pilot eingestand. Die Fahrt von Würzburg mit dem Intercity zum Flughafen nach Frankfurt war aber nur die erste und weniger aufregende Etappe des bevorstehenden Trips. Für drei Wochen touren acht mehr oder weniger körperlich eingeschränkte Teilnehmer der Lebenshilfe Würzburg mit fünf Mitgliedern der Harley-Friends Würzburg auf Zweirädern der amerikanischen Kult-Marke durch die USA. Die Behinderungen der „Co-Piloten“ reichen von fast kompletter Einschränkung der Sehkraft bis zum Angewiesensein auf den Rollstuhl.
Western-Dream-Tour 2016
„Bitte einsteigen und die Türen schließen“, hieß es für die Teilnehmer der Western-Dream-Tour 2016 am Montagmorgen auf Gleis 6 am Würzburger Hauptbahnhof. Und dank der freundlichen Unterstützung eines Bahn-Mitarbeiters war auch Franz-Josef Pfister mit seinem Rollstuhl mit an Bord, als sich der Intercity 1028 pünktlich um 6.
26 Uhr in Richtung Frankfurt in Bewegung setzte. Mit wesentlich mehr Schub hingegen sollten die Tourteilnehmer wenige Stunden später vom Flughafen Frankfurt aus in Richtung Las Vegas starten mit Zwischenlandung in Atlanta.
Ein Jahr Vorbereitungszeit
Ein Jahr intensive Vorbereitung zu dem wagemutigen Trip aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens lag hinter den Harley-Friends Würzburg. Vor allem deren Sprecher Peter Fuchs und Road-Captain Wolfgang Imhof hatten die Planung bis ins Detail übernommen. Und doch hätte das Schicksal zumindest für Fuchs im wahrsten Sinn beinahe die Tour vermasselt. Erst am Samstagmittag hatte der Chef-Organisator das Krankenhaus verlassen können nach einem unvorhergesehenen Aufenthalt. „Die letzte Woche war noch spannender als die Vorbereitungen insgesamt“, zeigte sich Fuchs letztlich erleichtert.
„Gespannt, was mich in den bevorstehenden 17 Tagen drüben erwartet“, gab sich Brigitte Michelbach. Obwohl sehbehindert, war sie schon bei mehreren Ausfahrten und kleinen Touren der Harley-Friends auf dem Soziussitz mit dabei. Die Western-Dream-Tour 2016 aber ist ihre erste große Tour. Den entspanntesten Eindruck beim Aufbruch machten Janina Schaffeld und Dagmar Aimer. Die beiden „Küken“ fungieren als Betreuerinnen für die Teilnehmer der Lebenshilfe und werden im Tourverlauf abwechselnd das Begleitfahrzeug zum Gepäck-Transport steuern.
Nach dem chinesischen Sprichwort „Such dir einen Gefährten, dann erst begib dich auf die Reise“ hatte Peter Fuchs akribisch den Trip geplant. Fünf bekannte regionale Firmen unterstützen als Sponsoren den USA-Trip: Sendner Metallbau (Güntersleben), CRAMO Baumaschinenverleih (Würzburg), Harley Village Würzburg (Hettstadt), Lithonplus Betonwaren (Retzbach und Langen) sowie Würzburger Pflasterbau (Veitshöchheim).
Im Sattel einer Harley werden die Teilnehmer in 17 Tagen 3000 Kilometer durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zurücklegen. Dabei werden die behinderten Teilnehmer je nach körperlicher Verfassung abwechselnd Platz nehmen auf den Soziussitzen. „Die Kamera ist auf jeden Fall dabei“, checkte Björn Toennies am Hauptbahnhof nochmals die Ausrüstung. Im Verlauf der Tour wird er sich als Fotograf betätigen und Aufnahmen in die Heimat schicken.
Rafting Tour auf Colorado River
In Las Vegas startet die Tour und endet am 16. Juni auch im Spielerparadies. Unter anderem ist im Tourverlauf auch eine Rafting-Tour auf dem Colorado River geplant. Die Tagesetappen betragen zwischen 150 und 450 Kilometer. Bei der Rückkehr nach beeindruckenden Erlebnissen wartet am Hauptbahnhof in Würzburg am 17. Juni um 13.03 Uhr auf die Biker ein großer Bahnhof.