In diesem Sommer fällt die Ochsenfurter Musiknacht aus. Von einer Absage möchte Thomas Herrmann nicht sprechen. Denn die Musiknacht sei – zumindest noch – keine regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung im Kalender der Stadt. Herrmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, hätte das beliebte Ereignis gerne wieder veranstaltet. Doch die Verwirklichung scheitert am fehlenden Geld.
Sponsoren wollten weniger zahlen
Obwohl es von einigen Sponsoren Zusagen gegeben habe, habe am Ende doch zu viel gefehlt, sagt Herrmann. Denn einige Geldgeber, die im vergangenen Jahr tief in die Tasche gegriffen hatten, wollten heuer einen geringeren Betrag geben. Der Stadtmarketingverein selbst kann das fehlende Geld nicht alleine aufbringen. „Der Verein bezahlt die Hauptbühne und die Band auf dem Marktplatz sowie die Infrastruktur wie GEMA-Gebühren, Toiletten, Sicherheitspersonal, Werbung und Genehmigungen“, zählt Herrmann auf.
Die Altstadt kann nicht abgeriegelt werden
Die Bands plus Bühnen vor den Gasthäusern der Stadt werden von den Gastronomen selber finanziert, erklärt er. Die Gastronomen darüber hinaus mit Umlagen zu belasten, wäre schwierig geworden. Sie verdienten zwar durch die Bewirtung, hätten aber auch hohe Personalkosten. Thomas Herrmann hatte sich daher Möglichkeiten überlegt, die für den 4. August geplante Musiknacht anders zu gestalten. Alle hätten sich als nicht zielführend herausgestellt.
„Wir hätten zum Beispiel Eintritt verlangen können“, sagt Herrmann. Die Schwierigkeit dabei: Die Altstadt hätte komplett abgeriegelt werden müssen, so dass nur zahlende Besucher Zutritt gehabt hätten. Angesichts der vielen Gassen wäre das kaum machbar gewesen. Die Variante wäre außerdem ungerecht gewesen, da dann alle Altstadtbewohner umsonst in den Genuss der Musiknacht gekommen wären. Und für Veranstaltungen in einem abgesperrten Bereich gelten strengere Sicherheitsvorschriften. „Wir hätten die doppelte Anzahl an Security-Leuten bezahlen müssen“, sagt Herrmann.
Externe Veranstalter bringen eigene Kooperationspartner mit
Er bezweifelt auch, dass so viele Menschen wie letztes Jahr gekommen wären, wenn Eintritt verlangt worden wäre. Bis zu 10 000 Besucher waren Schätzungen zufolge 2016 bei der Musiknacht. Es hätte auch noch die Möglichkeit gegeben, die Musiknacht an einen externen Veranstalter fremdzuvergeben. „Die bringen dann aber ihre eigenen Kooperationspartner mit“, gibt Herrmann zu bedenken. Sprich: Am Ausschank verdienen nicht die einheimischen Wirte, sondern andere.
Die Gastronomen, die Herrmann bereits informiert hat, hätten Verständnis für die Entscheidung des Vereins gezeigt, sagt er. Und das, obwohl sich eigentlich alle auch in diesem Jahr wieder beteiligen wollten. Die Musiknacht war, vom damals noch existierenden Verkehrsverein, 2011 erstmals veranstaltet worden. 2016 hatte der Stadtmarketingverein die Organisation übernommen. Thomas Herrmann glaubt, dass die Musiknacht zur Verbesserung des Images der Stadt erheblich beigetragen habe. „Letztes Jahr kamen Besucher aus 105 Gemeinden“, sagt er.
Der Bauhof hilft
Hätte also die Stadt nicht alles daran setzen müssen, eine so beliebte Veranstaltung am Leben zu erhalten? Thomas Herrmann kann verstehen, dass die Stadt die Finanzierungslücke nicht schließen kann. „Von der Stadt kommt ohnehin viel Hilfe durch den Bauhof, der die Straßensperren einrichtet, die Schilder und Bühnen aufbaut und für die Reinigung sorgt“, sagt Herrmann. Für die Stadt habe nun mal das traditionsreiche Ochsenfest Priorität. „Das ist eine Großveranstaltung, an der kein Weg vorbei führt. Und wir sind nur ein Verein von vielen, die alle gern unterstützt würden.“
Bürgermeister Peter Juks sieht die Angelegenheit mit Unternehmer-Augen. „Etwa 25 000 Euro kostet die Musiknacht insgesamt. 12 500 Euro musste er Stadtmarketingverein letztes Jahr drauflegen. Und der Stadt stehen zum Verlustausgleich für alle Großveranstaltungen wie Ochsenfest, Adventsgässle und Musiknacht insgesamt 4000 Euro zur Verfügung“, zählt Juks auf. Um die fehlenden 12 000 Euro auszugleichen, reiche dieser Betrag nicht annähernd. Für ihn kann daher die Abwägung nur so ausfallen: „So schön die Musiknacht auch ist, aber 12 000 Euro ist sie mir nicht wert.“
Musiknacht könnte alle zwei Jahre stattfinden
Natürlich könne man darüber nachdenken, ob die Stadt die Musiknacht ihrer positiven Außenwirkung wegen nicht grundsätzlich finanziell unterstützen solle, sagt der Bürgermeister. „Da muss dann aber in den Haushaltsberatungen diskutiert werden, ob jedes Jahr 10 000 Euro eingestellt werden sollen.“
Weder für Thomas Herrmann noch für Joachim Beck, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, ist mit dem diesjährigen Ausfall das Ende der Musiknacht besiegelt. Im kommenden Jahr soll ein neuer Anlauf gestartet und weitere Sponsoren ansprechen werden, um die Musiknacht eventuell als alle zwei Jahre stattfindendes Ereignis zu etablieren. All das, weiß Herrmann, ist aufwändig. Hier habe sich der
krankheitsbedingte Ausfall von Herbert Gransitzki ausgewirkt, der sich 2016 stark engagiert hatte. „Der Happy fehlt an allen Ecken und Enden“, bedauert Herrmann.