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Rimpar: Nach Exzessen in Rimpar: War zu wenig Polizei vor Ort?

Rimpar

Nach Exzessen in Rimpar: War zu wenig Polizei vor Ort?

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    Viele Jugendliche kamen nach Rimpar, um Fasching zu feiern. Leider ist das fröhliche Treiben eskaliert.
    Viele Jugendliche kamen nach Rimpar, um Fasching zu feiern. Leider ist das fröhliche Treiben eskaliert. Foto: Andreas Kneitz

    Erst Eisingen, jetzt Rimpar. Immer mehr Jugendliche, vor allem Minderjährige, nutzten den Auftakt des Straßenfaschings in der Region, um sich stark zu betrinken. In Rimpar versorgten die Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Samstag 20 Zuschauer, die entweder stark alkoholisiert waren oder sich im Rausch an Scherben geschnitten haben. Neun mussten mit einer Alkoholvergiftung in Kliniken gebracht werden. "Viele davon waren minderjährig", sagt BRK-Pressesprecher Paul Justice. 

    Zum Vergleich: Beim großen Faschingszug in Würzburg am Sonntag mit 70 000 Zuschauern waren es 15 Jugendliche, die derart viel über den Durst getrunken hatten, dass sie klinisch versorgt werden mussten. 

    BRK stellt Anzeige gegen unbekannt

    Die Situation in Rimpar am Samstag eskalierte, als zwei Sanitäter einer betrunkenen Frau, die im Gebüsch lag, helfen wollten. Dem ersten Sanitäter trat der Freund in den Bauch, dem zweiten Sanitäter, der deeskalierend dazwischen gehen wollte, drohte er an, ihn umzubringen, wenn er seiner Freundin zu nahe kommt. "Wir haben mittlerweile Anzeige gegen unbekannt gestellt", sagt Justice, der von einem "besonders grausamen Akt" spricht. Erschwerend kam hinzu, dass an der Rimparer Turnhalle ein Funkloch ist. Die Sanitäter konnten nicht einmal die Polizei rufen.

    "Uns war bewusst, dass am Samstag wenig Umzüge stattfinden", sagt Bürgermeister Burkard Losert. Im Vorfeld habe es deswegen auch ein Sicherheitsgespräch mit Polizei, Jugendamt, Veranstalter und einem Sicherheitsdienst gegeben. Die Gemeinde verfasste entsprechende Auflagen und verfügte unter anderem, dass es einen Sicherheitsdienst geben muss und die Zugteilnehmer keinen Alkohol verteilen dürfen. 

    Kritik am Polizeiaufgebot

    Der Sicherheitsdienst habe den Raum um die Turnhalle, wo der Zug endet, abgeschottet. Und am Marktplatz. Hier sei es den Umständen so weit auch reibungslos gelungen. "Allerdings hatten wir keine Möglichkeiten im öffentlichen Raum vor der Turnhalle einzuschreiten", sagt Losert. Das sei die Aufgabe der Polizei gewesen. Aber diese hätte nicht genügend Personal gehabt. Sechs Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes seien an der Turnhalle, sechs am Marktplatz gewesen. Dazu die Polizei, Feuerwehr und das Rote Kreuz. 

    Über den Mitteilungsdienst WhatsApp sei auch verbreitet worden, dass in Rimpar Kontrollen stattfinden, sagt Losert. Davon ließen sich die Jugendlichen aber nicht abschrecken. Er selbst habe beobachtet, wie die "Herrschaften" bereits eineinhalb Stunden vor Zugbeginn scharenweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln "im stark angetrunkenen Zustand" in Rimpar eintrafen. Überlegt wurde im Vorfeld auch, ob der öffentliche Nahverkehr kontrolliert werde. "Aber das kann nur die Polizei", sagt Losert. 

    Betrunkene Jugendliche kamen wohl aus dem Landkreis

    Losert hat den Eindruck, dass die Jugendlichen aus dem ganzen Landkreis angereist sind, um in Rimpar ausgelassen und stark alkoholisiert Fasching zu feiern. "Und das ist schon sehr bedauerlich, wenn sich 18 Gruppen mit 600 Personen durch den Ort bewegen, rund 40 Helfer für den Zug seit 7 Uhr morgens unterwegs sind und man dann solche Exzesse erleben muss." 

    Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sorgten auch am Marktplatz für Ordnung.
    Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sorgten auch am Marktplatz für Ordnung. Foto: Andreas Kneitz

    Stefan Köller, Gesellschaftspräsident der Rimparer-Karnevals-Gesellschaft, schätzt, dass 80 Prozent der krawallmachenden Jugendlichen aus dem Landkreis angereist sind. "Vor zwei Jahren hat es angefangen, zu entgleisen", sagt er. "Wir haben mehr Polizei angefordert. Es konnten aber nicht mehr abgestellt werden", sagt Köller und ergänzt: "Die Polizeikräfte haben nicht ausgereicht."

    Das Polizeipräsidium Unterfranken teilte am Montagabend mit, dass die Gemeinde in Abstimmung mit der Polizei ein Sicherheitskonzept mit einem gewerblichen Sicherheitsdienst erstellt hatte. Weiter heißt es in der Stellungnahme, die Polizei habe den Faschingsumzug in Rimpar erstmals mit zwei Streifenfahrzeugen betreut - weitere Einsatzkräfte hätten über die Einsatzzentrale jederzeit hinzugezogen werden können.  

    War das der Todesstoß für den Rimparer Faschingszug?

    Köller glaubt, dass dies nun der "Todesstoß" für den Rimparer Faschingszug gewesen ist. Denn "ohne massives Polizeiaufgebot können wir das nicht mehr durchführen". Und Bürgermeister Burkard Losert sagt: "Der Faschingszug in Rimpar ist so ausgeartet, dass wir das auch nicht mit 60 Sicherheitsleuten hinbekommen hätten. Da brauchen wir eine Hundertschaft der Polizei." 

    "Der Faschingszug in Rimpar ist so ausgeartet, dass wir das auch nicht mit 60 Sicherheitsleuten hinbekommen hätten."

    Bürgermeister Burkard Losert

    Ein ähnliches Bild bot sich 2015 in Eisingen. Auch hier sorgten betrunkene Jugendliche für Chaos. Der Zug musste sogar für einen Notarzteinsatz unterbrochen werden. Im folgenden Jahr fiel der Zug aus. Erst 2017 gab es in Eisingen wieder einen Faschingszug, aber nicht mehr am Samstag. Auch der Zug wurde verkleinert. Und die Probleme mit betrunkenen Jugendlichen halten sich seitdem in Grenzen. 

    Den vier Sanitätern, die am Samstag an der Rimparer Turnhalle Dienst hatten, ist durch die Ereignisse einiges klar geworden, berichtet Paul Justice: "Beim nächsten Faschingszug wollen sie nicht mehr dabei sein." 

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