Dürfen Urnen mit der Asche eines Verstorbenen auch noch Jahre nach dessen Tod nachträglich im Rottendorfer Urnenhaus beigesetzt werden? Mit dieser Frage hatte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu befassen. Eine auswärts lebende Dame wollte eine 2004 beigesetzte Urne aus einem Familiengrab, das nach dem Ablauf der Ruhefristen aufgelöst wird, in eine der freien Nischen überführen.
Doch dort geht es eng zu: Seit der Einweihung des Urnenhauses 2008 sind von 163 Nischen bereits 87 belegt. Bisher galt darum eine rigide Regelung, die nur aktuelle Sterbefälle in dem umgebauten Leichenhaus zur Beisetzung berücksichtigte. Weder „Reservierungen“ noch nachträgliche Bestattungen waren zulässig.
Das Anliegen der Trauernden führte zu einer ausgiebigen Diskussion im Gemeinderat, der sich schließlich mehrheitlich über die von der Verwaltung vorgeschlagene Ablehnung hinwegsetzte. Die Kritiker einer Ausnahme befürchteten, dass weitere Bürger dem Beispiel folgen könnten.
Dem widersprachen eine ganze Reihe von Gemeinderäten: Manfred Neuhöfer (BWG), Gemeinde- und gleichzeitig Seniorenrat, gab zu bedenken, dass es bei der Anfrage der Frau darum gehe, von einem besonders nahestehenden Menschen auch weiterhin „Abschied nehmen“ zu können. Reinhold Dietsch (BWG) glaubt, dass sich „die Nachfrage in Grenzen halten“ wird, „der Umzug kostet ja auch Geld“. Bernd Horak (SPD) verwies auf den geringeren Pflegeaufwand, der gerade für ältere Bürger eine große Hilfe sei. Er und Bernhard Scheckenbach (CSU) wollten zudem nicht über eine einzelne Urne streiten, sondern forderten die Gemeinde auf, sich über eine neue Urnenwand Gedanken zu machen.
Die Bestattungskultur habe sich in nur wenigen Jahren grundlegend verändert, erläuterte Bürgermeister Roland Schmitt. Seien Urnenbestattungen früher die Ausnahme gewesen, so seien sie heute üblich. Von etwa 60 Sterbefällen im Jahr entfielen zwei Drittel auf Urnenbestattungen.
Auch wurde in der Sitzung auf Nachfrage eines Bürgers deutlich, was mit den meist auch nach Ende der Ruhefrist der Toten nicht verrotteten, aus Metall gefertigten Urnen geschieht: Für sie gibt es auf dem Friedhof eine eigene, in Beton gefasste Kaverne an der Friedhofsmauer als Sammelruhestätte.