Natürlich gibt es wie überall Verbesserungsbedarf, aber es ist nicht alles schlecht in den Stadtteilen Steinbachtal, Heidingsfeld, Heuchelhof und Rottenbauer: Das ist eines der Ergebnisse der zweiten lokalen Prüfrunde auf dem Weg zur Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplans (FNP) für die Stadt. Etwa 40 Bürgerinnen und Bürger aus dem Würzburger Süden waren dabei und bekamen auch interessante Vorschläge des Planungsteams zu hören.
Zu den vielen positiven Aspekten, die von den Bürgern mehrfach genannt wurden, gehört die hervorragende ÖPNV-Anbindung durch die Straßenbahn. Der Reichenberger Grund wurde durch seinen Radweg erheblich aufgewertet und die Bürger fühlen sich in ihren Stadtteilen wohl: "Wir wohnen mitten im Wald, gehören aber zu Würzburg", sagte zum Beispiel ein Heidingsfelder.
In Sachen Nahversorgung sieht es nicht so gut aus
Was im Städtle fehlt, sind zum Beispiel mehr Grünflächen und ein vernünftiger Zugang zum Main, außerdem sollten die Ortseingänge und zentrale Punkte aufgewertet werden - das gilt auch für den Heuchelhof und Rottenbauer. Weitere Forderungen der Bürger: Die Weinbergshänge müssen unbebaut bleiben, und alle Stadtteile sollten für den Einzelhandel interessant gehalten werden: In Sachen Nahversorgung sieht es nach Ansicht der Bürger nicht so gut aus.
Anders als zuvor bei der Veranstaltung im Würzburger Nordosten kam eine mögliche Nachverdichtung im Innenbereich nicht zur Sprache. Dabei gebe es "überall Flächen im Inneren, die aktiviert werden könnten", betonte Stadtplaner Oliver Seidel (cityförster Architekten), der für das Projekt "Raum.Perspektive.Würzburg" zur Vorbereitung der Aufstellung eines neuen FNP zusammen mit Simone Neddermann (Plankom), Landschaftsarchitekt Börries Von Detten (freiwurf LA) und Simone Wolter aus dem städtischen Baurefererat verantwortlch zeichnet.
Die Erarbeitung einer Mobilisierungsstrategie für nicht genutzte und brach liegende Grundstücke sei bei der Erarbeitung einen neuen FNP ein ganz wichtiger Punkt, so Seidel.
Heidingsfelder Bahnhaltepunkte sollen reaktiviert werden
Die Planer haben sich das gesamte Stadtgebiet im Detail angeschaut und auch für den Würzburger Süden konkrete Vorschläge, "bei denen Veränderungen über das jeweilige Viertel hinaus und im besten Fall stadtweit wirken", so Von Detten.
Ein solcher Impuls könnte die Reaktivierung beider Heidingsfelder Bahnhaltepunkte sein. Bei Heidingsfeld-West ist das bekanntlich schon beschlossene Sache - für die Planer ein wichtiger Anker, um das "Städtle" zu revitalisieren und aus dem Süden besser erreichbar zu machen.
Außerdem könnte aus dem Heidingsfelder Teil der Mergentheimer Straße durch die Umwandlung in einen Büro- und Dienstleistungsstandort ein sehr attraktiver Ortseingang werden, sagte Von Detten. Darüber hinaus stellten die Planer den Bau einer zusätzlichen Mainbrücke zwischen Heidingsfeld und Randersacker zur Diskussion.
Barrierefreiheit muss mehr Beachtung finden
In ihren Skizzen ist sie als Fuß- und Radfahrerbrücke eingezeichnet, aber auch eine Autobrücke sei denkbar, um das Gewerbegebiet in der Winterhäuser Straße nicht mehr durch Heidingsfeld hindurch anfahren zu müssen. "Dann könnte man auch das Mainufer für Freizeitnutzungen aufwerten", sagte der Landschaftsarchitekt.
Die Idee fanden alle sinnvoll - in der Mehrheit aber ohne Autoverkehr. Das passt auch zu dem mehrfach vorgebrachten Vorschlag der Bürger, das Gewerbegebiet zunächst in ein Mischgebiet und in einem weiteren Schritt vielleicht sogar irgendwann einmal in ein reines Wohngebiet umzuwandeln. Auch der Vorschlag zur Aufwertung der Leerstände in der Mergentheimer Straße kam gut an.
In der abschließenden Diskussionsrunde wies dann der städtische Behindertenbeauftragte Karlheinz Marx auf einen wichtigen Punkt hin, der für die ganze Stadt gilt: "Wir brauchen noch mehr Barrierefreiheit als bisher, und das geht bei Kleinigkeiten wie getrennten Fuß- und Radwegen los, um die ich bei jedem neuen Bebauungsplan kämpfe" betonte Marx.