Manch ein Estenfelder hat sich wahrscheinlich gewundert, was da Anfang des Jahres im Briefkasten gelandet ist. "EinS- Wir wünschen Euch ein gutes neues Jahr..." steht auf der Vorderseite eines Flyers, "...gehen wir‘s gemEINSam an. #Wahl2020" auf der Rückseite. Wirklich viel konnte man sich zunächst nicht darunter vorstellen. Ein Blick auf die Facebook-Seite -auf diese wird auf dem Flyer hingewiesen - schafft Klarheit: Eine neu gegründete kommunalpolitische Gruppierung hat sich den Namen "EinS" gegeben und strebt in den Gemeinderat.
"EinS" steht für "Estenfeld in Schwung". Aber auch dafür, wie die jungen Mitglieder auftreten wollen: miteinander, vereint und aktiv für einen Ort, in dem sich alle Generationen zu Hause fühlen sollen. "Wir wollen etwas Neues machen, wieder mehr 'Drive' nach Estenfeld bringen", erzählt Vorstandsmitglied Christian Albert. Hierbei gehe es nicht um parteipolitische Interessen - die Gruppierung ist völlig unabhängig - sondern einzig und allein um Themen, die die Estenfelder Bürger bewegen und beschäftigen. "Wir sind nicht gekommen, um zu stören, wir möchten mitgestalten und verhalten uns hierbei komplett neutral", so Albert. Es werde Zeit, frischen Wind in die kommunalpolitische Arbeit zu bringen.
Alle Mitglieder stehen auf der selben Ebene
Neben Christian Albert gehören auch Birgit Hohm und Jochen Jörg zu den Vorstandsmitgliedern. Das Trio wird von mehreren Beiräten unterstützt, die sich auf vier Arbeitskreise (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Familie und Soziales, Infrastruktur und Ortsentwicklung, Vereinsorganisation) verteilen. So lastet die Verantwortung nicht auf wenigen Einzelnen, sondern wird auf viele Schultern verteilt. Alle Mitglieder sehen sich jedoch auf derselben Ebene. "Keiner ist höher gestellt", so Albert. "Wir verstehen uns als Gruppe", bestätigt Birgit Hohm.
Den Anstoß, sich selbst aktiv einbringen zu wollen, hat die Bürgerversammlung im vergangenen März gegeben. Die künftige Nutzung der Kartause war dabei das zentrale Thema – der Gemeinderat war tief gespalten, was die beste Lösung sei (wir berichteten). "Als Bürger hat man dabei den Eindruck gewonnen, dass aneinander vorbei geredet wird – und nicht miteinander“, erzählt Jochen Jörg. "Es gab keinen vernünftigen Konsens, dabei wäre es bei einem derart zukunftsträchtigen Projekt doch so wichtig, dass man an einem Strang zieht." Ihm und anderen heutigen Mitgliedern war klar, dass sich etwas ändern müsse. Anfang September habe man sich erstmals in Estenfeld zusammengesetzt, um den Plänen konkrete Taten folgen zu lassen. "Da war direkt Feuer da", erinnert sich Christian Albert. Am 4. Januar dieses Jahres fand dann die offizielle Gründungsversammlung von "EinS" statt. Und noch am selben Tag haben die Mitglieder alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen über ihren Schritt informiert und sie zu ersten Gesprächen eingeladen. "Offenheit war uns von Anfang an wichtig", sagt Jörg.
"Unser Ziel ist es, Gespräche anzuregen."
Birgit Hohm, Vorstandsmitglied
Einige der momentan 13 Mitglieder kennen sich über ihre Kinder, die ungefähr im selben Alter sind. Doch "EinS", das ist ihnen wichtig, ist keine Elterninitiative. Es ist ein weites Themenfeld, dem sich die Mitglieder widmen möchten. "Wir wollen uns nicht ausschließlich um Interessen junger Familien kümmern, sondern uns mit allen Themen beschäftigen, die Bürgern in Estenfeld nahe gehen", macht Birgit Hohm deutlich. Ziel sei es auch, viele andere Bürger mit ins Boot holen - aus allen Altersstufen. Im Estenfelder Gemeinderat sei momentan kein Mitglied unter 45 Jahren. "Diese Lücke möchten wir füllen", so Albert.
Mehr Meinungsvielfalt und Diskussion
Die neue Wählervereinigung will weg vom politischen Einheitsbrei hin zu Meinungsvielfalt und vor allem Diskussion, denn nur so könne Politik für und in Estenfeld wieder frisch und lebendig werden. "Unser Ziel ist es, Gespräche anzuregen, sodass das Mitdenken auf noch mehr Köpfe verteilt wird", so Hohm. Die Mitglieder möchten neue Impulse geben und Estenfeld wieder in Schwung bringen, damit sich etwas bewegt – und vor allem schneller. "Wir möchten den Fokus auf die brennendsten Themen wieder scharf stellen", macht Albert klar. Doch "mit 'Wir' meinen wir nicht uns als Gruppe, sondern den Ort im Ganzen", fügt Birgit Hohm an.
Einig waren sich alle „EinSer“ darüber, ihre neue Gruppierung ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Geschehen wird dies im Laufe der nächsten Wochen beim Amtsgericht in Würzburg. Termine für zukünftige Treffen werden auf der EinS-Facebook-Seite veröffentlicht - wie auch sonstige neue Informationen. Eine eigene Homepage wird auch noch folgen. "Wir stehen ja erst am Anfang", sagt Jochen Jörg.