Zum 1. September startet eine neue Ära im öffentlichen Personen-Nahverkehr im südlichen Landkreis Würzburg. Dann endet die Konzession des langjährigen Busdienstleisters, der Firma Hammer. Statt der roten Hammerbusse bedienen dann die grau-silbernen Busse des Nahverkehrs Würzburg-Mainfranken (NWM) des landkreiseigenen Kommunalunternehmens die Haltestellen. Damit tritt ein grundlegend neu erarbeiteter Fahrplan in Kraft.
Der Fahrplan sieht mit der Einrichtung eines Ein-Stundentakts zwischen Würzburg und der neuen ÖPNV-Drehscheibe Giebelstadt eine deutlich bessere Anbindung des südlichen Landkreises vor. Als Zubringer gibt es zudem eine neue Querverbindung von Kirchheim über Gaubüttelbrunn und schließlich weiter bis nach Ochsenfurt. Zum Einsatz kommen laut Konzept ausschließlich noch Überlandbusse in Niederflurtechnik. Um dieses Angebot sicherzustellen, hat der Landkreis seinen Zuschuss deutlich von 400 000 auf 700 000 Euro erhöht.
Allerdings fehlt weiterhin eine Buslinie in den Nachbarort Kleinrinderfeld und weiter nach Höchberg. Hier könnte laut dem Kirchheimer Bürgermeister Björn Jungbauer ein ehrenamtlicher oder von Minijobbern gefahrener Bürgerbus Abhilfe schaffen.
Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass in Kirchheim nur noch eine einzige Haltestelle unweit vom Bahnhaltepunkt angefahren wird. Zudem fährt der Bus nicht mehr in die Würzburger Innenstadt. Die Linie endet in der Königsberger Straße in der Sanderau. Von hier aus geht es mit der Straßenbahn weiter.
Frühverbindung
Besonders erwähnt wurde im Röttinger Stadtrat eine neue Frühverbindung, die schon um 6.30 Uhr Lehrlinge von Würzburg nach Röttingen bringt und eine mitternächtliche Spätverbindung als „Discoverkehr“ aus Würzburg.
KU-Geschäftsführer Alexander Schraml sieht deutliche Verbesserungen gegenüber früher, erstmals sei in allen Gegenden des Landkreises ein öffentlich gefördertes Verkehrsnetz aufgebaut worden, das tatsächlich dem Etikett „ÖPNV“ entspricht.
Nicht ganz einfach war die Aufgabe für die Mitarbeiter, die den neuen Fahrplan auszutüfteln hatten. „Wir haben bei Null angefangen“, fasste Schraml die Arbeit zusammen. Keine Hilfe waren die geltenden Fahrpläne des bisherigen Konzessionärs, der Firma Hammer. Hier griffen offensichtlich die Busfahrer nicht selten zu „kreativen Lösungen“, um ihre Fahrt der jeweiligen Situation anzupassen.
Der neue Fahrplan wird in den nächsten Monaten erprobt. Schraml bat darum um Geduld, wenn nicht alle Verbindungen von Beginn an reibungslos verlaufen. Der Röttinger Bürgermeister Martin Umscheid sieht noch Handlungsbedarf bei der Rückfahrt „weinseliger“ Gäste nach Würzburg. Hier ist die letzte Fahrt gegen 20 Uhr angesetzt.
Möglich sei zudem eine Ausweitung des Anfang August im Maintal zwischen Würzburg und Ochsenfurt gestarteten Projekts „Fränkisches Weinland“, bei dem Übernachtungsgäste kostenfrei den ÖPNV nutzen können, so Schraml.
Rufbus als Ergänzung
Eine wichtige Säule des neuen Fahrplans bildet in verkehrsarmen Zeiten das Rufbus-System, das als Zubringer auf die Busknoten Reichenberg, Giebelstadt und Ochsenfurt ausgerichtet ist. Hier genügt etwa eine Dreiviertelstunde vor Fahrtantritt ein kurzer Anruf. Ein Kleinbus sammelt dann auf einer vorgeschriebenen Linienführung die Fahrgäste an den Haltestellen ein.
Die neuen Fahrpläne werden zurzeit an alle Haushalte verteilt.