Lange Gesichter im Gemeinderat: Die Regierung von Unterfranken hat deutlich weniger Fördermittel für eine Kindergarten-Erweiterung in Aussicht gestellt als erhofft: Für den auf einem Nachbaranwesen des bestehenden Kindergartens St. Michael geplanten zweigruppigen Neubau gibt es nach jetzigem Stand nur 257 000 Euro Zuschuss. Damit verblieben 2,5 Millionen Euro Eigenanteil bei der Gemeinde. Bleibt es dabei, ist die Erweiterung nicht umzusetzen. Die Förderbehörde rät dazu, das Gesamtkonzept zu überdenken, um zu einer wirtschaftlichen Lösung zu finden.
Von dem bisher geplanten, 485 Quadratmeter großen Neubau sind nur 107 Quadratmeter Fläche durch den Freistaat förderfähig. Das liegt daran, dass bereits der Bestandskindergarten eine erhebliche Förderung erhalten hatte und eine Doppelförderung nicht zulässig ist. Die Regierung weist entsprechend darauf hin, dass Räume wie ein Personalraum, eine barrierefreie Toilette oder eine Küche mit Speiseraum schon vorhanden sind.
Geplant hat den Anbau Architekt Martin Eckert. Er verteidigte seinen im Mai 2020 vorgestellten Entwurf. Seine Pläne hätten sich am Raumkonzept der Fachaufsicht des Landratsamts orientiert. Die hohen Schätzkosten für den Neubau erklärte er damit, dass zum Zeitpunkt der Planungen die Baukosten "steil nach oben" geschnellt seien und daher ein Puffer eingeplant sei. Die Kurve habe sich inzwischen zwar etwas "abgeflacht", das Niveau der vergangenen Jahre werde es seiner Ansicht nach dennoch "auf absehbare Zeit nicht geben".
Wie eine spürbar günstigere Variante aussehen könnte, blieb unklar. Die Krippengruppen könnten zwar, nebeneinander angeordnet in einem eingeschossigen Bau unterkommen. Damit kann ein Aufzug entfallen. Der Architekt hat dann jedoch Schwierigkeiten, die technischen Anlagen unterzubringen. Auf einen Keller möchte er weiterhin verzichten. Dafür sei der Moosbach zu nahe.
Es gibt nun Überlegungen, den Neubau vom Bestandskindergarten St. Michael abzuspalten und mit einer eigenständigen Betriebserlaubnis zu führen. Kindergarten und Krippe könnten auf Alt- und Neubau aufgeteilt getrennt werden. Bürgermeister Björn Jungbauer hält dies für einen gangbaren Weg. Dies sei mit einer gemeinsamen Leitung wie in Geroldshausen oder auch mit einem eigenen Träger denkbar. Damit seien 227 Quadratmeter förderfähig, was immerhin einem Zuschuss von 546 000 Euro entspricht. Die Gemeinde hatte im Haushaltsplan mit 800 000 Euro an Fördergeldern gerechnet.
Unklar ist, welche baulichen Voraussetzungen zu erfüllen sind. Wichtig ist Jungbauer, dass es zu keinem "Schildbürgerstreich" kommt. Der Verzicht auf einen überdachten Übergang zwischen beiden Gebäuden sei den Eltern kaum zu erklären. Ein neues Bauantragsverfahren sei, so der Bürgermeister, zu vermeiden. "Das haut uns den Zeitplan komplett auseinander".
Der Baubeginn sollte bisher im Frühjahr 2022 liegen. Die Gemeinde geht davon aus, dass schon im Herbst 2023 Bedarf für zwei weitere Gruppen besteht. Eine schnell umsetzbare Lösung wäre es, die Krippenkinder in Containern unterzubringen. Dieses Thema wollte jedoch keiner der Räte in der Sitzung weiter verfolgen. Für ablehnendes Murren sorgte auch der Hinweis, den ebenfalls sanierungsbedürftigen Kindergarten in Gaubüttelbrunn aufzulösen und dafür einen großen, dann entsprechend gut geförderten Neubau zu errichten.
Gesichert ist die Unterbringung einer zusätzlichen Kindergartengruppe ab kommendem Februar: Der Gemeinderat stimmte für einen eingeschossigen Containerbau auf dem Vorplatz des Göbelhofs. Hierfür muss die Gemeinde noch einen Bauantrag stellen. Die Erschließung mit Wasser und Kanal sollte jedoch leicht möglich sein.
Grünen-Rätin Antje Boyks wollte wissen, wie es gelingen kann, die Mietcontainer freundlicher und kindgerechter zu gestalten. Ein Bemalen der Container sie sicher nicht möglich, so der Bürgermeister. Als Spielfläche biete sich jedoch der große Hof an. "Dem Kindergartenteam oder einer Elterninitiative steht hier jede Möglichkeit offen", sagte er.