OB Schuchardt hat sein Versprechen aus dem Wahlkampf gehalten und die Schirmherrschaft über Christopher Street Day (CSD), die

übernommen.
Schuchardt führte fort, was sein Vorgänger Georg Rosenthal eingeführt hat: die Eröffnung des CSD im Wappensaal des Rathauses. Er klärte am Freitagabend seine Position in einer Grundsatzrede: Akzeptanz und gegenseitiges Verständnis seien für ihnen die Schlüssel für ein gesellschaftliches Miteinander.
Der OB hält den CSD für eine "wichtige Veranstaltung, auch im Rathaus", er sei eine "Auseinandersetzung mit berechtigten Belangen".
Schuchardt nahm eine häufig gestellte Frage auf: "Müssen sich die Schwulen und Lesben denn so in Szene setzen?" Und antwortete mit "ja! Weil Würzburg so konservativ ist, ist der CSD so wichtig". Dabei sei die Veranstaltung weniger wichtig für die Homo- und Transsexuellen selbst als für jene, die ihnen mit Unverständnis begegnen. "Nur mit Offenheit und Aufklärung werden wir es schaffen, den Menschen die Angst vor dem Tabuthema Sexualität zu nehmen."
Er sagte, er ziehe den Begriff "Akzeptanz" dem Begriff "Toleranz" vor. Toleranz bedeute lediglich dulden oder hinnehmen, das sei nicht genug. Akzeptanz stehe für Annehmen, Anerkennen und Einverständnis. Schuchardt warb um die Akzeptanz für Schwule und Lesben als gleichberechtigte Teile der Gesellschaft.
Dass er der erste konservative OB Würzburgs ist, der sich die die Sache der Homosexuellenbewegung zu Eigen macht, ist für ihn kein Widerspruch. Schuchardt definiert Konservatismus als ein Konservieren des gesellschaftlichen Friedens und als das Schaffen entsprechender Rahmenbedingungen. Konservatismus bedeute nicht, "das Alte um jeden Preis zu bewahren".
Gesellschaftliche Werte seien nichts Statisches, sie veränderten sich auch im Zusammenleben von Heterosexuellen. Schuchardt nannte die Gleichberechtigung der Frau und das Zusammenleben ohne Trauschein.
Der OB zitierte aus dem Brief, den ihm ein Christ geschickt hat - eine Warnung, dass der christliche Gott keinen Gefallen an der Homosexualität finde. Er habe dem Schreiber geantwortet: "Ich liebe meinen Nächsten, so wie er/sie ist. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Oberbürgermeister."
Das Publikum, etwa 30 Leute, die meisten aus der schwullesbischen Gemeinschaft, hatte eine derart deutliche Erklärung offenbar nicht erwartet. Einige äußerten so verwundert sich wie der Anwalt Jochen Hoffmann-Hoeppel: "Sehr erstaunlich. Sehr erstaunlich."