Mit sieben Millionen Euro aus der Stadtkasse will Oberbürgermeister Christian Schuchardt dem neuen Fußball-Zweitligisten Würzburger Kickers beim Stadionumbau am Dallenberg helfen. Was die Stadt davon hat, warum sie zumindest indirekt Profifußball unterstützt und ob der Breitensport deshalb kürzer treten muss – derlei Fragen der Redaktion beantwortete der Stadtchef schriftlich.
Dabei äußert er seine Hoffnung, mit einem großen Stadion noch mehr Menschen für Würzburg zu begeistern, sieht die Investition als Wirtschaftsförderung und warnt davor, das Ganze wieder zu zerreden. Um seine Pläne durchzusetzen, braucht Schuchardt die Mehrheit des Stadtrates.
Frage: Was versprechen Sie sich von dieser Investition?
Christian Schuchardt: Es geht darum, die tolle Standortwerbung, das Bild der Sport- und Kulturstadt Würzburg in die Welt zu tragen und Menschen dafür zu begeistern, hierher zu kommen. Fußball hat einen enorm hohen Stellenwert – damit erreicht man einfach sehr viele Menschen. Zugleich freuen wir uns alle über den Erfolg der Kickers und möchten diese wertvolle Arbeit mit sehr viel Strahlkraft über den einen Verein hinaus unterstützen. Wir sehen immer wieder, dass erfolgreicher Profisport auch Begeisterung im Breitensport auslöst.
Sport ist gut für die Menschen, prägt und sozialisiert, gibt vielen Halt und Orientierung. Und zudem geht es auch um etwas sehr einfaches: die Freude am Spiel. Viele tausend Menschen haben jeden Samstag Spaß mit ihrem Verein. Das ist gut und tut uns gut.
Wer soll an der Stadiongesellschaft neben der Stadt beteiligt sein?
Schuchardt: Mein Vorschlag mit einer städtischen Beteiligung an einer Stadiongesellschaft hat eine zentrale Aussage: Die Stadt kann und darf sich nicht direkt am Profisport beteiligen. Uns geht es daher um eine Unterstützung zum Ausbau des Stadions am Dallenberg. Denn ein großes Stadion in Würzburg ist gut und wünschenswert und wird jetzt vordringlich von den Würzburger Kickers gebraucht.
Wird die Stadt Einfluss auf die Nutzung des Stadions nehmen?
Schuchardt: Ihre Frage zielt auf einen dritten und vierten Schritt ab, von denen wir noch weit entfernt sind. Jetzt geht es für die Kickers darum, genug Partner zu finden, die die große Aufgabe des Stadionbaus stemmen können, damit der Verein überhaupt dauerhaft in der zweiten Liga spielen darf. Die Stadt wird Ihren Einfluss nutzen, um den Verein zu unterstützen.
Ist für den Zuschuss noch „Luft“ im Haushalt?
Schuchardt: Der Vorschlag, den ich dem Stadtrat unterbreiten werde, wird keine unmöglichen finanziellen Forderungen beinhalten, auch wenn es um viel Geld geht. Die sieben Millionen für den Stadionumbau sollen zwar zügig fließen. Bei der Finanzierung reden wir aber über einen langen Zeitraum von wahrscheinlich zwanzig Jahren. Diese Investition betrachte ich als Wirtschaftsförderung.
Gehen die Zuwendungen zu Lasten des Breitensports?
Schuchardt: Der Breitensport wird keine Kürzungen erfahren. Im Gegenteil, gerade der Breitensport wird vom Effekt „Würzburg in der zweiten Bundesliga“ stark profitieren. Die Unterstützung des Breitensports, des Schulsports und der ehrenamtlichen Arbeit ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Hier wird kein Geld abgezogen. Wir können auch vorweisen, dass wir den Breitensport in den vergangenen Jahren gut unterstützt haben.
Ist es Aufgabe einer Kommune mit öffentlichen Geldern Profi-Sport zu unterstützen?
Schuchardt: Eine Kommune wie Würzburg hat viele Aufgaben, die Förderung des Sports allgemein gehört dazu. Profisport zu fördern ist uns gar nicht erlaubt, das würde sämtliche Wettbewerbe völlig verzerren. Stellen Sie sich vor, eine Stadt würde Spielergehälter bezahlen. Wir wollen den Stadionbau und damit die Rahmenbedingungen unterstützen. Das Stadion ist die größte Veranstaltungsstätte in Würzburg. Es ergibt sich aufgrund der Veranstaltungen – in erster Linie der Fußballspiele in einer möglichst hohen Liga – ein starker Marketingeffekt für unsere Stadt.
Wie ist diese Förderung kommunalrechtlich zu bewerkstelligen?
Schuchardt: Es wird eine gangbare und rechtssichere Lösung geben, wie in anderen Städten auch.
Ist eine millionenschwere Investition nicht zu riskant, vor allem unter dem Aspekt, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt oder sich der Vereins-Großsponsor vielleicht eines Tages zurückzieht?
Schuchardt: Es geht hier um eine Grundsatzentscheidung aus einer besonderen Situation heraus. Die Frage lautet „Stadion in Würzburg – Ja oder Nein?“ Ich sage ja und baue dabei auf verträgliche Finanzierungen. Es wird aber in hohem Maß auf alle anderen Partner ankommen, ob dieses Projekt gelingen kann. Die Stadt und auch die Vereine können das nicht alleine.
Sind die Kickers mit der Bitte um Unterstützung an die Stadt herangetreten?
Schuchardt: Allein in Ihrer Zeitung waren viele Zitate von Fußballern und Fußballbegeisterten mit dieser Bitte oder gar Aufforderungen gestanden. Wir haben bereits in den vergangenen Haushaltsberatungen den Verein erheblich unterstützt.
Kürzlich schlossen Sie eine Ausfallbürgschaft der Stadt für Bauten am Stadion noch aus. Kann man Ihren Vorschlag als Kehrtwende verstehen?
Schuchardt: Nein, denn es wird keine Ausfallbürgschaft der Stadt geben. Vielmehr werden wir, wie schon bisher, die Kickers unterstützen, dem Verein mit intelligenten Konzepten helfen und dabei einen Mehrwert über mediale Präsenz und den Effekt der Wirtschaftsförderung für unsere Stadt erzielen.
Ihr Vorschlag war ein Alleingang. Das hat Stadträte verärgert. Nun brauchen Sie die Mehrheit des Rates für Ihre Initiative. Werben Sie mittlerweile bei den Fraktionen und Referenten dafür?
Schuchardt: Ich bin Oberbürgermeister dieser Stadt. Ich habe ein eigenes Antragsrecht, genau wie jedes andere Mitglied des Stadtrates. Aus den Haushaltsberatungen kenne ich auch die Stimmungslage und weiß, wer die bisherigen Zuschussanträge unterstützt hat. Selbstverständlich werbe ich, genau wie bei jeder anderen Entscheidung des Rates, um möglichst große Mehrheiten für den Vorschlag. Wir sollten uns davor hüten, wieder alles zu zerreden.
Läuft die Vorbereitung einer Beschlussvorlage?
Schuchardt: Natürlich, wir wollen schnell vorankommen.
Wann kommt das Thema „Stadiongesellschaft“ in den Stadtrat? Schon in der nächsten Sitzung am 9. Juni?
Schuchardt: Leider nein, dafür ist das Thema zu komplex und es müssen noch Details geklärt werden. Es wird aber selbstverständlich über den aktuellen Sachstand berichtet und über die Veränderungen, welche der großartige Erfolg mit sich bringt, gesprochen werden.
Wie sehen Sie die Gefahr, dass Ihre Pläne durchfallen?
Schuchardt: Ich beschäftige mich mit der Lösung von Problemen und Aufgaben. Jetzt gilt es zu helfen erfolgreich in der Zweiten Liga spielen zu können. Dazu gehört ein ligataugliches Stadion.
Kurz vor dem Aufstieg der Kickers plädierten Sie für eine Fusion von Kickers, WFV und Post SV, am besten unter neuem Namen nach dem Vorbild von Ingolstadt. Ist diese Vorstellung noch aktuell?
Schuchardt: Ich habe aufgrund eines Beschlusses des Stadtrates mit Vereinen über eine verstärkte Zusammenarbeit gesprochen, was eine Kooperation sein kann. Die Vereine treffen jedoch Entscheidungen über jede Veränderung, was ich auch immer betont habe. Ich habe eines klar und deutlich gesagt: Würzburg nutzt eine Bündelung aller Kräfte, um langfristig das Bestmögliche im Sport zu erreichen. Darum geht es. Wie die Bündelung der Kräfte aussieht, spielt für mich dabei eine völlig untergeordnete Rolle.
Wie werden Sie reagieren, wenn die möglichen Investoren einer Basketball-/Multifunktionshalle um städtische Unterstützung bitten?
Schuchardt: Ich bin bereits seit vielen Monaten mit allen Partnern dieses Projektes in Gesprächen und sehe durch diese Multifunktionsarena sehr wohl auch die Möglichkeiten der positiven Stärkung des Standortes Würzburg. Alles, was Würzburg voranbringt, wird von mir bestmöglich unterstützt.