Vor über 40 Jahren beschloss eine aufgeweckte, musikinteressierte zwölfjährige Ochsenfurterin, ein Orchester zu gründen. Sie spielte Flöte und bereits mit zehn Jahren Cello. Einige Zeit lebte sie mit ihrer Familie in Athen. Nach der Rückkehr nach Ochsenfurt fehlte dem jungen Mädchen das Musizieren im Orchester, und kurzerhand gründete sie selbst eines.
Das Mädchen von damals ist die heute 53-jährige Astrid Eitschberger. Sie hat sich mit ihrem Orchester „Collegium Musicum Iuvenale“ nicht nur in Ochsenfurt und Umgebung, sondern in etlichen europäischen Ländern einen Namen gemacht hat. Musik verbindet, schafft Brücken, überwindet Gegensätze und entwickelt vor allem Freundschaften, die weit über die Ländergrenzen hinaus gehen und dadurch Vorurteile abbauen.
Es entstanden viele Kontakte ins Ausland
Es war wie ein Samen, der langsam aufging. Astrid sprach gleichaltrige Freundinnen an, die Jugendlichen trafen sich wöchentlich zum gemeinsamen Musizieren und gaben kleine Hauskonzerte. Doch schon 1983 musizierten sie bei öffentlichen Veranstaltungen. Das Orchester war inzwischen auf 15 Mitglieder angewachsen und brauchte einen Namen: „Collegium Musicum Iuvenale“ wurde gewählt, und so heißt es auch heute noch. Einen entscheidenden Impuls für die musikalische Weiterentwicklung erhielt Astrid Eitschberger, als sie während ihres Studiums an einem Austauschprogramm in Padua teilnahm. Es entstanden Kontakte nach Italien, durch die Partnerstädte folgten andere Länder.
Schon vor 30 Jahren war das „Collegium Musicum Iuvenale“ Mitinitiator des Projektes „European Music Meeting“. „Musik soll Brücken bauen“, sagt Astrid Eitschberger. Und so entstehen immer wieder neue Projekte wie musikalische Geschichten oder Erzählungen mit eigenen Texten. Schon seit Jahren arrangiert sie die Musik für ihr Orchester nicht nur selbst, sondern sie komponiert auch.
Bis heute unterrichtet Astrid Eitschberger Anfängergruppen. Es war ihr wichtig, dass schon die Kleinen lernen, zusammen zu musizieren. Und alle diese kleinen Musiker und Musikerinnen werden sobald als möglich in das Orchester integriert. Eitschberger fördert die Jugendlichen, aber sie fordert auch sich selbst, um das Orchester weiterzubringen. Dafür hat sie mehrere Dirigentenlehrgänge belegt und neue Instrumente erlernt. „Schlagzeug war für mich etwas ganz Neues, doch es hat mich in meiner Orchesterarbeit weitergebracht“, erklärt sie gut gelaunt. Dabei spielt sie bereits Flöte, Klavier, Cello, Klarinette, Saxophon und Tuba.
Ein einschneidendes Erlebnis im Jubiläumsjahr
Astrid Eitschberger war schon immer vorausschauend. So kümmert sie sich um eine neue Dirigentengeneration, um das Orchester weiterleben zu lassen. Zwei, die als „Kleine“ bei ihr angefangen haben, sind nun dabei, das Dirigieren zu erlernen.
Das 30-jährige Jubiläum, das mit einem großen Konzert im Kaisersaal in der Residenz gefeiert wurde, war für sie und das Orchester ein Höhepunkt. Das nun 40-jährige Bestehen konnte nicht groß gefeiert werden. Zum einen bedingt durch die Pandemie, zum anderen durch ein sehr einschneidendes Erlebnis. Astrid Eitschberger hat schon viele Jahre Herzrhythmusstörungen, womit sie sich abgefunden hatte. Doch 2019 erlitt sie einen Herzstillstand. Glücklicherweise wurde sie sofort reanimiert, und in der Klinik war sie wieder zurück im Leben.
Das Jubiläumsvideo ist auf Youtube zu sehen
Es war ein großer Schock für sie selbst und alle, die sie kennen. Natürlich war sie anfangs gesundheitlich eingeschränkt, doch sie ist eine Kämpferin. Und so hat sie sich auch gleich wieder einer Aufgabe gestellt. Zum 40-jährigen Jubiläum hat sie selbst ein sehenswertes Video gedreht. Schließlich ist das Orchester neben ihrer Arbeit als Deutsch- und Lateinlehrerin am Grünewald-Gymnasium in Würzburg im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben.

Das Motto des Jubiläumsvideos: „Öffne dein Herz“. Dies zeigt sie gleich dreimal. Zum einen führt sie den Menschen die Schönheit der Natur und der Landschaft vor Augen, die Schönheit der Musik und die dadurch entstehenden Freundschaften. Zum anderen möchte sie, dass die Menschen Gutes tun. Und nach ihrer eigenen Erfahrung als Herzpatientin möchte Astrid Eischberger, dass die Menschen ihr Herz öffnen und atmen, um Gefühle der Enge oder des Gejagtseins zu vertreiben.
Statt Gage Spenden für einen guten Zweck
Das Orchester verlangt bei seinen Auftritten nie eine Gage, sondern bittet um Spenden, die immer für einen guten Zweck weitergegeben werden. Und so ist es auch beim Jubiläums-Video. Seit 2010 engagiert sich das Orchester für den Verein „Mbonda Lokito Kongo/Kinshasa Kinderhilfe e.V.“ in Zusammenarbeit mit André Mabiala. Es wurden Spenden für die Krankenstation der afrikanischen Schule gesammelt. Aktuell sind es 1150 Euro. Bénédicte Ndota, die Musiklehrerin der Schule, ist begeistert.
Die Frauen kommunizieren miteinander, es wird Liedgut weitergegeben und Astrid schenkte ihr ein Keyboard. Es ist wie immer: Überall, wo Astrid Eitschberger Kontakt aufnimmt, springt der musikalische Funke über. Die Idee für ein Schulorchester entstand, und so werden nun auch Instrumente für die Schule in Kinshasa gesammelt. Astrid Eitschberger und die Musik haben wieder eine Brücke gebaut.
Informationen zum Hilfsprojekt im Kongo im Internet unter www.mbonda-lokito.com.